Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
Herrn, unserem Gott“, stieß Josephus mit einem langen Seufzer der Erleichterung aus. Tränen traten ihm in die Augen und rollten die faltigen Wangen hinab. „Wie oft habe ich für dich gebetet! Einmal habe ich sogar beim Comes vorgesprochen, konnte aber nichts über dich in Erfahrung bringen. Niemand wollte mir Auskunft erteilen. Das sei nicht meine Angelegenheit, hieß es.“
    Der Zorn, der in Wittiges gebrodelt hatte, schien kein Ziel mehr zu haben. Auf hinterlistige Art hatte es sich als unangreifbar erwiesen. Er war ratlos.
    „Na, na!“ Pontus leckte einen Finger ab und hob ihn mahnend. „Das ist ja schön und gut, das mit den Gebeten. Können nie schaden, das sag ich dir als ehemaliger Klosterbruder. Aber Gott der Allmächtige will auch Taten sehen. Warum bei allen Heiligen des Himmels hast du Wittiges nicht gesucht und ihm Bescheid gegeben? Hat Alexander dich nicht darum angefleht? Hier ist Wittiges!“
    Pontus’ Einmischung erlöste Wittiges aus seiner lähmenden Unschlüssigkeit. Ohne Eile stand er auf, stellte einen Fuß auf die Liege, auf der sich Josephus niedergelassen hatte, und setzte ihm das Messer an die Kehle.
    „Stimmt. Das wüsste ich auch gern. Warum bist du nicht zu mir gekommen?“ Alles, was der Händler gesagt hatte, hielt für inzwischen für Lüge. Niemals hatte dieser wegen Alexander beim Comes vorgesprochen.
    „Wittiges!“, flüsterte Josephus und schluckte schwer. „Es tut mir leid“, wandte er sich mit steifem Hals an Alexander. „Du hast etwas gerufen, aber ich hab’s nicht verstanden. Ich habe nicht  ... Wittiges verstanden. Glaubt es oder glaubt es nicht. Ich kann an den schlimmen Ereignissen nichts mehr ändern.“
    „Nein“, erklärte Pontus bündig und überwand seine nicht sonderlich ausgeprägten Hemmungen, beim Schinken noch einmal zuzulangen. „Aber wie wäre es mit einer kleinen Wiedergutmachung? Denn sieh es einmal so: Du hast deine Christenpflicht, einem in Not geratenen und bedrängten Mitmenschen beizustehen, nicht erfüllt. Und er war dein Gast! Oder gilt dir das Gastrecht nichts?“
    Im weiteren Gespräch musste Wittiges einsehen, dass der alte Josephus sie keineswegs belogen hatte. Er war ein ehrlicher und aufrechter Mann, und sein Bedauern echt. Und er machte einen Vorschlag, der das Blatt endgültig wendete, und am Ende schieden sie als Freunde. Josephus hatte ihnen für achtzig Solidi Purpur überlassen, den sie erst nach dem Verkauf im Norden bezahlen sollten. Es war ein großzügiges Angebot, das seine Gesinnung besser veranschaulichte als alle guten Worte. Damit sie den Häschern des Comes nicht in die Hände fielen – sie hatten ihm Alexanders Rettung geschildert –, stattete er sie reichlich mit Proviant aus, besorgte ein zweites Maultier und ließ sie schließlich von seinen Wächtern über ruhige Nebengassen aus der Stadt hinaus führen. Erst als sie etwa zehn Meilen zurückgelegt hatten, kehrten die Begleiter um.
    Schon am zweiten Tag fanden sie ein Schiff, dass sie nach Norden mitnahm. Es wurde eine geradezu beschauliche Reise, lediglich beeinträchtigt durch die Reibereien zwischen Pontus und Alexander. Aber trotz dieser Differenzen ließ sich Alexander jeden Tag von dem Brückenheiligen das noch nicht ausgeheilte Handgelenk versorgen, und Pontus legte dabei eine erstaunliche Geschicklichkeit an den Tag. Fürsorglich massierte er das Gelenk und führte kleine Übungen aus, die die volle Beweglichkeit wieder herstellen sollten.
    In einigen Tagen würden sie Lyon erreichen. Wittiges war fest entschlossen, Gogo wegen Alexander zur Rede zu stellen, und mit Prinzessin Brunichild wollte er ein für alle Male ihr Verhältnis zueinander klären. Beiden würde er die Stirn bieten, nahm er sich ebenso trotzig wie kühn vor.
    12
    „Wer ist es? Mit wem hast du dich eingelassen? Von wem bist du schwanger?“, schrie Brunichild. Es war später Abend, und Aletha packte gerade eine der Reisetruhen. Am nächsten Tag sollte die Reise fortgesetzt werden. Guntram hatte beim letzten gemeinsamen Mahl Einwände erhoben, denn er wollte sich nicht so bald von seiner neuen Schwägerin trennen. Aber Gogo war fest geblieben. Einen Tag zuvor war der Reisetross mit Brunichilds Mitgift eingetroffen, der den längeren Landweg genommen hatte. Wegen dieses Wagenzugs mit dem Brautschatz, den Gogo am Nachmittag kontrolliert hatte, hatten man mit der Abreise gewartet.
    Chilperich hielt sich mit Äußerungen zurück. Das enttäuschte Brunichild so lange, bis er ihr in

Weitere Kostenlose Bücher