Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
von Eifersucht und Häme und schalt sich selbst, weil sie das heikle Thema angeschnitten hatte.
Chilperich ließ den Blick versonnen über die Beete schweifen. „Wir haben sehr jung geheiratet. Sie stammt aus einer Adelsfamilie aus der Kölner Civitas . Entfernte Verwandte. Eine nützliche Verbindung. Aber manchmal wünschte ich mir ...“ Er sah sie wieder an. „Ich beneide meine Brüder sonst nicht.“ Seine Miene verzog sich zu einem schmerzlichen Lächeln. „Drücken wir es so aus: Ich wünschte, ich hätte statt Sigibert den Einfall gehabt, ein Bündnis mit deinem Vater einzugehen.“
Sigibert war genau so alt wie Chilperich, fiel Brunichild ein. „Erzähl mir von Sigibert“, bat sie. „Wie ist er?“
„Wir sind wie Zwillinge aufgewachsen und stehen uns noch immer sehr nahe. Natürlich haben wir miteinander gekämpft, um uns gegenseitig unseren Mut und unsere Kraft zu beweisen, aber sonst ... Ich war immer traurig, wenn ich nicht in seiner Nähe sein konnte. Nie hab ich ihm etwas missgönnt, nur diesmal ...“
Sie waren Halbbrüder. Ihr Vater Chlotar hatte Schwestern geheiratet, Ingund und die jüngere Arnegund, Chilperichs Mutter.
„Vielleicht solltest du meine Schwester heiraten.“ Das war aus verschiedenen Gründen nicht ernst gemeint. Die Kirche sah es nicht gern, wenn Männer mehr als eine Ehefrau hatten, doch nur wenige Herrscher scherten sich darum. Aber auch Brunichild würde es nicht gefallen, wenn Gailswintha Chilperichs zweite Gattin würde. Allerdings lebte sie dann in ihrer Nähe und das wünschte sie sich doch. Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen. Chilperich zog sie auf die Bank nieder und ließ seine Lippen suchend über die zarte Haut unter ihrem Ohr gleiten, während er ihr eine Hand auf die Brust legte. Brunichild schloss die Augen, um sich ganz ihren berückenden Empfindungen hinzugeben.
„Ich will nur dich“, flüsterte er heiser, „und das weißt du kleine Schlange genau.“
„Sag so etwas nicht“, stieß sie leicht ernüchtert hervor. „Ich bin keine ...“
Abrupt ließ er sie los und richtete sich auf. Brunichild fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Was hatte sie Falsches gesagt? Sie riss die Augen weit auf.
Am Eingang zum Garten stand eine junge Frau, die nun mit schwingenden Hüften auf sie zukam. Chilperich stand ohne große Hast auf, ging ihr entgegen und verließ den Garten, nachdem er ein paar leise Worte mit ihr gewechselt hatte.
Die Frau hatte üppiges rotes Haar, das in der Sonne seidig glänzte. Wie selbstverständlich kam sie näher und ließ sich mit einem Aufseufzen neben Brunichild auf die Bank fallen. „Tut mir leid, wenn ich gestört habe. Ich bin Fredegund. Dumm, dass ich jetzt erst darauf komme, wie herrlich es in der Sonne ist.“ Sie reckte das hübsche Gesicht den milden Strahlen entgegen.
Wider Willen musste Brunichild lächeln. Die junge Frau hatte etwas umwerfend Unbekümmertes an sich. „Bist du immer so direkt? Und hab ich dich nicht schon einmal gesehen? Trotzdem weiß ich nicht, zu wem du gehörst.“
Fredegund zuckte die Schultern. „Zu wem schon? Zu Audovera natürlich. Sie hat mich geschickt, um ihren Gatten Chilperich zu suchen, da sie ihn zu sprechen wünscht. Es ist bestimmt nichts Wichtiges, deshalb tut’s mir fast leid, ihn hier aufgestöbert zu haben. Habt ihr euch gut unterhalten?“ Ihr Lächeln wurde anzüglich und vertraulich zugleich. Es grenzte deutlich an Unverschämtheit, hatte aber auch etwas Spitzbübisches, das Brunichild gefiel. Mehr jedenfalls als das vornehme Getue, das die meisten Frauen am Königshof an den Tag legten, allen voran Audovera. Aber sie hatte nicht die Absicht, ein derart dreistes Betragen hinzunehmen.
„Geht’s dich etwas an?“
„Ich konnte ja nicht ahnen, dass er hier auf Amors Pfaden wandelt.“
Das ging eindeutig zu weit. Brunichild sog hörbar die Luft ein und betrachtete die Frau voller Zorn. „Du vergisst dich“, sagte sie eisig.
Der Tadel ließ Fredegund völlig unbeeindruckt. „Du meinst, ich hab etwas missverstanden, als ich euch beide zusammen in der Laube gesehen habe? Chilperich ist charmant und freundlich und kein Langweiler wie Guntram“, erklärte sie unverblümt. „Und gegen eine kleine Tändelei ist nichts einzuwenden. Genieße es! Nur hüte dich vor den Zungen der alten Hennen wie Arnegund, Marcatrud und der sauertöpfischen Nanthild, die mit Sicherheit für Sigibert hinter dir herspioniert. Sie und die anderen tratschen von morgens bis abends und
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