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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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„Kennst du Klappern? Schau sie dir unterwegs an und denk dabei an mich und daran, wie gern wir dich alle haben.“ Er küsste sie liebevoll auf die Wange und ließ sie mit dem Geschenk in der Hand allein.
    Es war ein Ebenholzkästchen, ringsum verziert mit einem Reigen tanzender Putten aus Elfenbein. Eindeutig heidnisch. Nie hätte sie so etwas von Guntram erwartet. Sie klappte es auf. Auf rotem Samt lag ein Paar goldener Ohrhänger. Rosetten, von denen schimmernde Perlen herabhingen, die durch dünne, bewegliche Goldstäbchen miteinander verbunden waren. Ein entzückender Schmuck. Bei jeder Kopfbewegung würden die Perlen leise aneinanderklappern. Brunichild war belustigt und zugleich gerührt. Zeugte dieses Geschenk doch von besonderer Zuneigung. Guntram hatte ihr etwas Beschwingtes, Heiteres geschenkt, weil er wusste, dass er sie damit viel mehr erfreute als mit den üblichen prunkvollen Gaben. Sie schaute durch die offene Tür. Im Palasthof wartete außer einer Gruppe berittener Krieger jetzt auch Gogo auf sie. Sein Pferd war gesattelt und neben seinem Hengst führte er Bella am Zügel. Endlich hatte Gogo Brunichilds stetigen Bitten nachgegeben und erlaubt, dass sie eine Strecke Wegs reiten durfte.
    Aber noch hatte sie etwas zu erledigen. Sie ging zurück und fragte einen Diener, wo sie Guntram fände. Es war ihr ein Bedürfnis, sich noch einmal für seine Freundlichkeit und Fürsorge zu bedanken. Und sie spürte, dass es ihr schwer fiel, seinen Hof zu verlassen und erneut ins Unbekannte aufzubrechen. Sie brauchte einen kurzen Aufschub.
    Die Tür war nur angelehnt. Im nächsten Moment wünschte sich Brunichild, sie nicht aufgestoßen zu haben.
    Vor Guntram kniete ein Mann, den zwei schwer bewaffnete Wächter in dieser unterwürfigen Stellung festhielten. Hinter ihnen stand mit grimmiger Miene ein in Leder gekleideter Krieger, an den sich Guntram gerade wandte. „Du kannst es bezeugen?“
    Der Mann legte die Hand aufs Herz. „ Bei meiner Ehre, mein König. Ich ertappte ihn auf frischer Tat in deinem Forst. Er hatte den Auerochsen erlegt und wollte ihn gerade ausweiden.“ Aus einem Sack, den er zu seinen Füßen abgelegt hatte, zog er ein mächtiges Horn, an dessen Ansatz blutige Fasern hingen. Es sah so aus, als wäre das Horn mit einem stumpfen Instrument aus dem Schädel des toten Tieres gehackt worden. „Dies hab ich ihm abgenommen“, fügte der Mann hinzu.
    „Bitte, mein König, hab ich dir nicht immer treu gedient? Zehn Jahre, ohne dass du Grund zur Klage hattest. Verzeih mir dieses eine Mal!“, flehte der Beschuldigte. „Ich werde dir jede Genugtuung leisten, die du verlangst.“
    Eine Ader schwoll auf Guntrams Stirn. Alle Besonnenheit fiel von ihm ab. Noch auf der Türschwelle stehend, spürte Brunichild die Aura blindwütiger Gewalt, die von ihm ausging. Alles, was sie über ihn wusste und von ihm erfahren hatte, geriet ins Wanken, es war, als hätte sich ein Tor zur Hölle aufgetan. Wie war eine solche Verwandlung möglich? Dabei es ging doch bloß um einen Auerochsen!
    Guntram ballte eine Hand zur Faust und schlug dem Mann mit aller Wucht ins Gesicht. Knochen knirschten, Blut sprudelte aus der getroffenen Nase und lief über die aufgeplatzte Oberlippe. „O ja, du wirst mir Genugtuung leisten“, knurrte Guntram grimmig, „und zwar mit deinem Leben. Schafft ihn fort!“, schrie er die beiden Krieger an. „Bindet ihn draußen an einen Pfahl und steinigt ihn!“
    „Gnade, Gnade!“, wimmerte der Verurteilte.
    „Du elender Wilderer! Du bist schlimmer als ...“
    Brunichild hatte genug gesehen und gehört. Sie wich zurück und lehnte sich draußen gegen die Wand, zitternd vor Schwäche, unfähig, die grauenhafte Szene abzuschütteln, sich zu entfernen und einfach davonzureiten. Guntram wütete währenddessen weiter und schlug anscheinend wieder zu. Schmerzensschreie drangen durch die Tür.
    Gogo erschien, und Brunichild war noch nie so dankbar gewesen, ihn zu sehen.
    Er hatte das Geschrei auch gehört. „Was geht da vor?“ Er deutete auf die Tür.
    „Bitte“, flehte Brunichild, „finde es heraus. Guntram scheint den Verstand zu verlieren.“
    Gogo fasste sie am Arm, zog sie grob von der Wand fort und schob sie in Richtung eines von Säulen umstandenen Innenhofs. „Warte dort auf mich.“ 
    Im Hof setzte sie sich auf eine Bank und umklammerte das Kästchen. Sie rang mit sich, es wegzuwerfen, steckte es dann aber schaudernd ein. Sie würde Aletha die Klappern schenken.
    Es dauerte nicht

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