Der Geliebte
hatte. Jemand, der Ahnung von Holz, Steinen und Zement hatte.
Unser Haus war anscheinend in gar nicht so schlechtem Zustand.
»Ein Haus mit Charme«, sagte er immer wieder. »Mit einer Menge Charme. Da habt ihr einen guten Fang gemacht. Es gibt nicht mehr viele davon, und es werden immer weniger.«
Wir gingen zusammen durchs Haus, und er kritzelte alles Mögliche auf einen Ringblock. Eine Einkaufsliste für den örtlichen Baumarkt und den Sandlieferanten. Die Sachen zu besorgen, überließ er Eric. Gerüste und sonstiges Arbeitsmaterial würde er selbst mitbringen. Und Arbeiter, vielleicht sechs, sieben Mann.
»Am Montag fangen wir an«, sagte Peter. »Wir arbeiten bis acht Uhr durch. Mit einer Pause zwischen zwölf und zwei.« Er wandte sich an mich. »Kannst du kochen?«
Stammelnd brachte ich eine Art von Bestätigung heraus.
»Meine Jungs sind gutes Essen gewöhnt. Darauf bestehe ich auch. Abwechslungsreich, gesund, mit viel Eiweiß und vor allem Kohlehydraten. Sie arbeiten hart. Sie brauchen gutes Essen, und sie verdienen es.«
Kurz wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Darauf war ich nicht vorbereitet. Für meine Karriere als Küchenfee hatte ich bislang noch nicht sonderlich viel getan. Das hatte ich mir aufgespart für später, wenn ich alle Zeit der Welt hätte. Und eine Luxusküche.
Ich wurde von leichter Panik ergriffen. Fing an nachzurechnen. Acht hungrige Männer, zusammen mit Eric und mir also zehn erwachsene Menschen. Ein Gaskocher mit vier Flammen, ein Minikühlschrank und eine Tiefkühltruhe.
Ich musste einkaufen. Einen Plan machen. Rezepte zusammensuchen.
Und das alles vor Montag.
»Bis zum Winter haben wir das dicht«, sagte Peter nun wieder zu Eric. »Zwei Monate, höchstens drei, dann könnt ihr rein.«
»Und der Teil mit dem Hotel?«
»Das ist noch die wenigste Arbeit. Erst müssen das Dach, die Balken und die Böden in Ordnung gebracht werden, und natürlich die Elektro- und Wasserleitungen. Der Rest geht dann ganz schnell. Fenster und Innenwände sind keine große Sache.«
So, wie Peter redete, hörte es sich ganz einfach an. Peter sagte genau das, was man selbst hören wollte, fiel mir auf. Das war wahrscheinlich seine Stärke. Vielleicht hatte er Recht, und es war tatsächlich alles ganz einfach.
Wir winkten ihm nach, als er in seinem dunkelgrünen Landrover davonfuhr. Eric stand neben mir, eine Hand auf meiner Schulter. »Siehst du?«, meinte er. »Ich hab doch gesagt, dass alles gut wird. Schon verrückt, was? Dass man so jemanden einfach an der Käsetheke im Supermarkt trifft.«
Während Eric zum Haus ging, hob ich den Blick. Der Himmel war blau und wolkenlos. Ein Flugzeug durchkreuzte das Blau. Hören konnte ich es nicht, nur sehen. Ein glänzender Silberpunkt mit weißem, schnurgeradem Schweif, der immer mehr zerfaserte und sich schließlich auflöste. Am liebsten hätte ich mich auf den Rücken gelegt. Flach auf den Boden, ins Gras. Nur noch den weißen Streifen am Himmel anstarren und im Unkraut die Arme ausbreiten wie ein Schmetterling.
Stattdessen folgte ich Eric.
Eigentlich tat ich genau das, was ich schon seit dreizehn Jahren tat. Dem sicheren Weg folgen, den Eric mir wies.
Eric war mein Esel.
7
Montagmorgen, halb zehn. Ich hatte die Kinder zur Schule gebracht und stieg aus dem Auto. Direkt hinter dem Torbogen standen drei weiße Lieferwagen auf dem Hof. Sie waren voller Kratzer und Beulen. Die seitlichen Schiebetüren standen offen, sodass man hineinschauen konnte: Geräte, Seile und Werkzeugkisten. Überall liefen Leute herum. Sie hatten Arbeitskleidung an, T-Shirts mit Reklameslogans, ausgewaschene Jeans oder durchlöcherte Trainingshosen. Um die Hüften trugen sie Ledergurte mit Hämmern, Schraubenziehern und Maßbändern. Irgendwo lief ein Radio, das sich große Mühe gab, den ganzen Lärm zu übertönen. Sowohl draußen als auch drinnen wurden Gerüste aufgebaut, die bis unters Dach reichten.
Peter gab seine Anweisungen. Es vermittelte mir ein gutes Gefühl, dass nun wirklich etwas passierte, und Peters energische Art, seine Leute, die auf seine Anweisungen prompt reagierten, zu koordinieren, flößte mir Zutrauen ein. Eric und er standen da und besprachen etwas, wobei sie mit den Fingern aufs Dach zeigten.
Ich hatte hier nichts weiter zu tun und beschloss, mich lieber nützlich zu machen, indem ich frische Baguettes und Salat besorgte. Ich stieg in den Volvo, kontrollierte, ob ich mein Portemonnaie dabeihatte, und schnallte mich an.
Gerade
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