Der Geliebte
tue, um … Du bist mein Ein und Alles, nur für dich und die Kinder mache ich das. Du hast nie etwas gesagt … Ich kann doch nicht hinter deine Stirn schauen.«
»Ich habe so oft etwas gesagt, aber du hast mir nie zugehört.«
Er schwieg. Seifte mich weiter ein. Hielt mir den Duschkopf über die Haare und rieb sie mit Shampoo ein. Ich ließ einfach alles geschehen und spürte, wie langsam immer mehr Ruhe über mich kam. Das Wasser fühlte sich herrlich an, schaumig und weich, und meine bis auf die Knochen durchgefrorenen Glieder tauten immer weiter auf.
»Ich liebe dich«, flüsterte er. »Und es ist mir wichtiger als alles andere, zu wissen, dass du mich auch liebst.«
»Ich … ich liebe dich auch.« Ich kämpfte mit den Tränen.
Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mir forschend in die Augen. »Zusammen schaffen wir es. Zusammen haben wir es immer geschafft, und wir werden es auch diesmal schaffen. Das Wichtigste ist, dass wir als Familie zusammenbleiben. Du, Isabelle, Bastian und ich. Wir vier. Der Rest ist nicht wichtig.«
Unten klingelte das Telefon. Der schrille Ton durchschnitt die Stille in der Diele.
»Einfach klingeln lassen«, sagte Eric, und seine Lippen fanden ihren Weg zu meinen.
Ich war jetzt rundherum aufgewärmt, meine Haut glühte.
»Lass uns jetzt keine überstürzten Entscheidungen treffen«, flüsterte er. »Jetzt ist Winter. Es ist kalt, es gibt hier überall noch viel zu tun. Es macht keinen Spaß, so ohne Freunde, ohne Sozialkontakte, ohne sich ein wenig Ruhe gönnen zu können. Aber das geht vorbei. Ich brauche dich, Liebes. Wenn nächstes Jahr das Haus fertig ist und die Sonne scheint und du immer noch zurückwillst, dann ziehen wir wieder zurück. Ohne weitere Diskussionen. Das verspreche ich dir.«
33
Montagmorgen, Viertel vor elf. Peter konnte jeden Augenblick auftauchen, aber nervös war ich kaum.
Mein Gespräch mit Eric gestern Abend hatte mir wieder bewusst gemacht, wie sehr wir uns liebten, wie stark die Bande zwischen uns waren. Es hatte mir enorm viel Kraft gegeben. Jedenfalls genug, um der unsicheren Zukunft mit größerem Vertrauen entgegenzusehen.
Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass ich allein mit allem fertig werden musste.
Wenn es hart auf hart kam, stünde Peters Wort gegen meines, und ich vertraute nun darauf, dass eher dem meinen Glauben geschenkt würde. Dreizehn Jahre Ehe ließen sich nicht einfach so hinwegfegen.
Zur Feier des Tages hatte ich einen Quarkkuchen mit Brombeeren, Johannisbeeren und Erdbeeren auf den Tisch gebracht, den ich im Supermarkt in der Tiefkühltruhe entdeckt hatte. Trotzdem war ich mehr oder weniger den ganzen Vormittag in der Küche beschäftigt gewesen, denn auf dem Speiseplan standen noch ein Nudelauflauf mit verschiedenen Käsesorten und ein Salat mit italienischem Schinken.
Punkt elf Uhr betrat Peter die Diele.
Meiner wiedererlangten Stärke zum Trotz spürte ich, wie sich mein Magen zusammenkrampfte, als ich mich zu ihm umdrehte. Mit einer Haltung, als wäre er hier Herr und Meister, als wäre mein Haus, unser Haus, in Wahrheit das seine und als hätte er hier alle nur denkbaren Rechte, ging er Richtung Küche.
Er sollte verschwinden, aus meinem Haus und aus meinem Leben.
Im Türrahmen blieb er stehen. Die Begrüßung entfiel. Belustigt sah er mich an, mit einem Grinsen, bei dem die Falten auf seinen Wangen bis zu den Brauen reichten. Seine braunen Augen funkelten.
Er bückte sich und warf einen Blick in den Ofen. »Vergiftest du mich heute?«, fragte er. »Pasta di Cyankali?«
Ich verschränkte die Arme, holte tief Luft und sagte: »Ich bezahle nicht.«
Er richtete den Oberkörper wieder auf. Seine Pupillen verengten sich, und er kniff die Augen zusammen. »Ach nein?«
»Nein.«
»Denn …?«
»Dein Wort steht gegen meines. Eric wird dir nicht glauben.«
So. Das musste reichen. Sollte er sich doch zum Teufel scheren. Ich wandte mich zum Becken um, drehte den Hahn auf und ließ Spülwasser einlaufen.
Peter trat dicht hinter mich. Ich konnte ihn riechen. Sein Aftershave, das ihn umgab wie eine Aura, war schwer und abstoßend. Als er sein Gesicht ganz nahe an meines brachte, zog ich abrupt den Kopf weg.
»Keine Spielchen mehr, Peter«, sagte ich. »Es ist vorbei.« »Sei dir da mal nicht so sicher, Mutter Teresa«, raunte er. »Wir werden ja sehen, wie standhaft du nachher noch bist.«
Mit allem Möglichen hatte ich gerechnet, nur damit nicht. Ungläubig drehte ich mich zu ihm um, aber er war
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