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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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kleinen See. Es war kalt, Nebelschleier hingen über der stillen Wasseroberfläche. Der Himmel über mir war eintönig bleigrau. Eine Stunde verbrachte ich schweigend damit, Peter in Gedanken auf gut und gerne hundert verschiedene Arten zu ermorden, bis langsam mein Realitätssinn zurückkehrte.
    An jenem Montagnachmittag am See hatte ich ernsthaft erwogen, zur Polizei zu gehen und Anzeige wegen Erpressung zu erstatten. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto komplizierter wurde es. Ich hatte keine Ahnung, welche Folgen so etwas hätte, wenn es einmal in Gang gebracht war. Zunächst stünde Peters Wort gegen meines. Wenn es auf eine juristische Auseinandersetzung hinausliefe, müsste ich wahrscheinlich eine Zeugenaussage machen, schon allein deshalb, weil es ja sonst keine Zeugen gab. Hinzu kam, dass sie das Protokoll dann womöglich zu uns nach Hause schickten oder wegen irgendwelcher Nachfragen vorbeikamen - also eines Tages mit ihrem Polizeiauto bei uns auf dem Grundstück stünden. Diese Schreckensvision wurde ich nicht mehr los. Ich wagte mich schlichtweg nicht darauf zu verlassen, dass die hiesige Polizei die Sache mit der nötigen Diskretion behandeln würde. Polizisten waren auch nur Menschen.
    Vor allem aber traute ich mich nicht, etwas anzustoßen, was dann womöglich ein Eigenleben entwickelte, das sich meiner Kontrolle entzog. Bislang musste ich lediglich Peter im Auge behalten. Das war immer noch leichter, als die Schritte eines ganzen Polizeikorps zu überwachen - und womöglich noch weiterer Instanzen.
    Vielleicht konnte ich den Spieß ja auch umdrehen. Die Gemütsruhe, mit der Peter mich erpresste und seine Freunde - wie jetzt Eric - betrog, ließ vermuten, dass er noch in ganz andere Sachen verstrickt war. Verheiratete Frauen zu erpressen war vielleicht bloß Routine für ihn. Und womöglich war es nicht mal das Schlimmste, was er auf dem Kerbholz hatte. Wenn ich irgendetwas finden konnte, irgendeine weitere illegale Sache, die strafbar war, konnte ich Peter vielleicht anonym anzeigen, der Polizei einen Tipp geben. Irgendetwas, das ihn für Jahre hinter Gitter brächte. Bei der Vorstellung verspürte ich ein Kribbeln im Bauch, aber dabei blieb es. Denn ich wusste nicht, wie ich es anfangen sollte. Sollte ich Stellung vor seinem Haus beziehen? Aber wann? Ich musste ja für die Kinder und für die Arbeiter da sein. Eine Weile verschwinden, ohne dass Eric Schwierigkeiten machte, konnte ich lediglich am Freitagabend. Eine andere Möglichkeit bestand vielleicht darin, mit Leuten zu reden, für die Peter früher schon gearbeitet hatte. Informationen einzuholen. Aber Rita hatte gesagt, dass sich Neuigkeiten hier wie Lauffeuer verbreiteten. Wie es unterschwellig aussah, wusste ich nicht genau, aber auf den ersten Blick schien Peter bei allen sehr beliebt zu sein. Wie sollte ich also gegen ihn ankommen?
    Das war das Ergebnis der Grübeleien eines langen Nachmittags. Letztlich lief es doch auf ein und dasselbe hinaus: Wir mussten hier weg. Fort aus Frankreich.
    Flüchten.
    »… was das kleine und ehemals hässliche Entlein jetzt sah, war sein eigenes Spiegelbild. Das Bild eines stolzen und wunderschönen Schwans.«
    Isabelle war eingeschlafen. Ich klappte das Buch zu, legte es auf ihr Nachtschränkchen und knipste das Licht aus. Ging dann leise aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
    Auf dem Flur fing ich vor Kälte an zu zittern, die Dielen knarrten unter meinen Füßen. Ich ließ das Licht ausgeschaltet und trat ans Fenster. Der Flur roch nach Farbe und Sägemehl. Die Hügel badeten im sanften blauen Licht des Mondes. Bizarre graue Flecken schienen im Innern dieses hoch am Himmel stehenden ockerfarbenen Balls zu pulsieren. Ich schlang die Arme um meinen Leib. Die doppelt verglaste Fensterscheibe beschlug von meinem Atem, sodass meine Sicht trübe war. Ich fühlte mich genauso einsam wie der Mond dort oben im schweigenden Weltall.
    Eric kam die Treppe herauf. »Hallo, meine Schöne.«
    Das war eine Ankündigung, ich kannte ihn. Sex war wirklich das Letzte, was ich jetzt wollte. Ich reagierte nicht, wagte mich kaum zu rühren.
    Er knipste das Licht im Badezimmer an, und ich sah mich selbst in der Fensterscheibe gespiegelt, eine dunkle, reglose Silhouette.
    »Kommst du mit in die Wanne?«, hörte ich seine Stimme aus dem Bad. »Ein bisschen aufwärmen?«
    »Ich will zurück in die Niederlande.«
    Eine gedämpfte Stimme vor dem Hintergrund plätschernden Wassers: »Wie bitte?«
    Ich trat in den

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