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Der Geliebte

Titel: Der Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
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Türrahmen des Badezimmers. »Ich will zurück in die Niederlande«, wiederholte ich, diesmal nachdrücklicher, mit vor Kälte zittriger Stimme.
    Er sah nicht auf. »Zu Weihnachten?«
    »Nein, für immer.«
    Eric zog langsam seine blonden Brauen zusammen. »Was?«
    »Ich will hier nicht bleiben. Ich will zurück.«
    Die Kinnlade klappte ihm herunter. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Ich nickte heftig. »Doch, das ist es. Ich fühle mich schrecklich … allein.«
    Mit ein paar Schritten war er bei mir, umarmte mich und küsste mich auf die Stirn. »Allein? Nicht doch, wie kommst du denn darauf, Schatz?«
    Ich drückte mich an ihn und begann zu weinen. Herzzerreißend, mein ganzer Körper bebte. »Ich fühle mich elend, richtig elend. Diese ganze Frankreich-Geschichte ist ein großer Fehler, Eric. Ich kann mich nicht daran gewöhnen, ich will es auch gar nicht. Ich will nur noch zurück, ich vermisse so vieles, so viele Menschen, meine Muttersprache, die Geschäfte, sogar unsere alten Nachbarn fehlen mir … ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt.«
    Eric hielt mich fest im Arm, während er mich forschend ansah.
    »Aber wir sind doch erst vier Monate hier, Liebes. Was erwartest du? Es braucht eben alles seine Zeit. Du hast doch gewusst, dass es bestimmt ein Jahr dauern wird, bis wir uns hier ein bisschen etabliert haben. Das hast du doch gewusst, oder?«
    »Wissen und Gefühl ist eben nicht dasselbe«, schluchzte ich. Ich fing an mich zu verhaspeln: »Ich … ich halte das einfach nicht aus. Isabelle und Bastian tun mir so leid, ich kaufe ihnen ein Geschenk nach dem anderen, aber ich weiß nicht, wie ich es ihnen wirklich leichter machen kann. Sie brauchen keine Geschenke, Eric, sie brauchen Freunde. Andere Kinder, mit denen sie spielen können. Sie vereinsamen hier!«
    Eric atmete mit gespitzten Lippen aus, was ein leises Pfeifen ergab. »Isabelle und Bastian kommen schon zurecht. Du hast doch selbst gesehen, wie gut sie bei der Schulaufführung waren. Wenn sie erst die Sprache gut genug beherrschen, finden sie auch Freunde, da bin ich mir sicher. Du wirst es schon noch sehen.« Er strich mir eine Strähne hinters Ohr. »Betty, die Frau von Theo, hat sich auch ein Jahr lang Sorgen gemacht, aber jetzt sind ihre Kinder völlig integriert. Da kommen unsere schon auch noch hin. Außerdem sind sie dann nicht nur zweisprachig, sondern wachsen in einer wundervollen Umgebung auf, in aller Freiheit, ohne Stress und Hektik. Du machst dir Sorgen, das verstehe ich ja, aber hab doch ein bisschen Geduld. Man kann so etwas nicht forcieren.«
    »Ich verkümmere hier«, fuhr ich fort. »Du bist immer bei der Arbeit, ich fühle mich total allein und weiß gar nicht, was ich hier eigentlich soll. Ich putze, ich koche, ich kümmere mich um die Kinder, und Sozialkontakte habe ich allenfalls in der Mittagspause mit den Arbeitern. Meine einzige Abwechslung ist: Freitagabend zum Einkaufen in den Supermarkt, und das mache ich auch allein.«
    Das war verlogen. Aber ich wollte ihn schließlich überzeugen. Die Situation war vielleicht nicht ganz so, wie ich sie in meiner Verzweiflung darstellte, aber gefühlsmäßig hatten diese Worte durchaus ihre Berechtigung.
    »Im Moment ist es eben noch ein bisschen schwierig mit den Sozialkontakten hier, das begreifst du doch wohl. Wir können niemanden einladen, das geht noch nicht. Noch nicht, verstehst du?« Er seufzte. »Der ganze Trubel auf der Baustelle nimmt mich auch ziemlich mit. Aber in einem halben Jahr ist alles anders, du wirst schon sehen. Vertrau mir doch.« Er wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und sah mich eindringlich an. »Weißt du was? Wenn das Haus fertig ist, machen wir ein großes Fest, zu dem wir alle aus der näheren und weiteren Umgebung einladen, eine Housewarming-Party, und dann investieren wir viel Zeit und Energie in neue Freunde. Vielleicht kannst du ja in einen Sportverein gehen oder …«
    Zeit und Energie in neue Freunde.
    Freundschaften zu schließen betrachtete Eric als Projekt. So wie er alles, aber auch wirklich alles als Projekt betrachtete. Abrupt befreite ich mich aus seiner Umarmung und sah ihm in die Augen. »Eric, das brauche ich nicht, ich will kein Fest, ich will in keinen Sportverein, ich will hier einfach nicht bleiben. Ich will nach Hause. In die Niederlande. Du denkst immer nur an dieses … dieses Scheißhaus!« Meine Stimme überschlug sich, und vor lauter Wut und Frustration ruderte ich mit den Armen in der Luft. Es war mir

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