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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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waren ganz entspannt. Endlich war der Stress vorbei. Und was hier rumlief! Goldige, knackige Girls und Kerls!
    Ach, ach, ach, dachte ich. Das ist doch noch gar nicht so lange her, dass ich in meinen Studentenkneipen herumsaß und genau solche Typen hinreißend fand, die ich heute mit zurückhaltender Passivität betrachte. Damals war ich noch nicht verdammt und zugenäht, da war mein Körper sicher weniger perfekt als heute, aber da war ich jung! Mein Gott, wo ist die Zeit geblieben?
    Dabei waren sie alle in Emils Alter. Bis auf den, der neben mir saß. Kandidat drei, ein hübscher Bursche mit kinnlangen schwarzen Haaren. Der mochte Ende Zwanzig sein. Aus Wien, ein geistreicher Charmeur, gebildet und witzig. Einer der Wenigen. Er war auch von der weiblichen Fragestellerin zum »Wört-Flört« gewählt worden. Ohne dass ich ihr einen Tipp gegeben hatte. Ich ließ meinen Blick wohlwollend über seine Erscheinung schweifen. Gepflegte, unaufdringliche Kleidung, schwacher Duft nach einem guten Herrenparfum.
    »He«, begann ich ein Gespräch. »Wo ist denn dein »Wört-Flört«? Ihr geht doch morgen auf große Reise?«
    »Die steht da hinten am Lift.« Er schenkte dem Mädel einen verächtlichen Blick aus dunkelbraunen Augen.
    Tatsächlich. Da stand das hübsche Kind mit dem hoch toupierten Hinterkopf und dem Supermini in Rosa und hatte ihre tätowierten Ärmchen um einen ganz anderen geschlungen. Einen aus der Sendung davor. Einen weißblond Gefärbten mit Gelzipfeln auf dem Kopf und Mucki-Bude-Oberarmen unter dem sich spannenden T-Shirt. Statt den gutaussehenden dunkelhaarigen Wiener mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Was hatte er noch mal geantwortet, als ich ihn fragte, was er beruflich machte? Sendemastenaufsteller! Das klang ja schon wieder nach einem versauten »Wört-Flört«-Gag aus der Feder unserer Autoren, aber dieser junge Mann versicherte, dass er wirklich Sendemastenaufsteller sei.
    »Das tut mir aber leid für dich!«
    »Mir tut das aber nicht im Geringsten lääd.«
    »Das geht aber nicht!«, sagte ich entrüstet. »Ihr fliegt doch morgen mit dem ›Wört-Flört‹-Jet. Wie soll das nur enden?«
    »Du, die fasse ich mit der Knäifzangen net an!« Der Wiener schien seinen eigenen Geschmack zu haben.
    »Und was machst du jetzt?«
    »Nix. I sitz neben der äinzigen Frau, die mich eh interessiert.«
    Ich sah mich suchend um. Wo saß denn hier noch eine Frau? Rechts neben dem Wiener saßen Rolf und Maik und rauchten Zigarre. Und daneben hockten die Autoren und lachten sich über ihre eigenen versauten Sprüche kaputt.
    »Wie pinkelt ein Eskimo?«, schrie einer.
    »Keine Ahnung! In den Kühlschrank?«
    »Nee. So!« Der Typ sprang auf den Tisch, stellte sich in Positur, als ob er pinkeln wolle, und ließ einen Eiswürfel aus seinem Hosenlatz fallen.
    Hahaha! Supa, ey! Schade, dass de den nich bringen kannz in der Sendung, ey! Voll geil, ey!
    »Es gibt nur äine Frau, wegen der ich hier sitz!« Durchdringender Blick aus ernsten, dunklen Augen.
    »Du meinst doch nicht etwa mich?«
    »Uns verbindet äins: Wir sind hier bäide auf der falschen Party.«
    Mein Gott, hatte der Augen, der Sendemastenaufsteller! So äin Schläimer. So sind halt die Wiener. Dasselbe tät er dem hoch toupierten Heftchen sagen, wenn es seine Ärmchen um ihn gelegt hätte und nicht um die Mucki-Bude.
    »Du bist wenigstens äine räife Frau.«
    »Danke für die Blumen.« Ich verschwand erst mal in meinem Weizenbierglas. Schon lange hatte ich auf den Moment gewartet, wo mir das mal einer sagen würde. Nun war er da.
    »Und du siehst phantaastisch aaus!«
    »Du, ich bin geschminkt!«
    »Naa, du schaaust recht liaab aaus!«
    »Na ja«, sagte ich zu dem erhitzten Gemüt. »Das ist relativ.«
    »Du hast viel zuviel Niveau für diese Sendung! Was machst du äigentlich hier? Hast du das nötig?«
    »Jetz is genuch«, sagte ich. »Geh schön zu den anderen Kindern spielen.«
    Ich wollte mich gerade davonmachen, da erblickte ich Emil. Er saß dicht neben Melanie am Mitarbeitertisch. Da, wo die pikanten Witze gemacht wurden. Melanie hatte ein knappes, nabelfreies schwarzes Spaghettiträgerhemdchen an, das ihren kleinen, prallen Busen appetitlich verpackte. Ihre Schultern waren muskulös und sehnig. Auf ihrem rechten Schulterblatt prangte ein kleines Tattoo. Die knallengen schwarzen Glanzhosen, in denen sie ihre langen, schlanken Beine besonders gut zeigen konnte, spannten über ihrem properen Popo. Ihre Füße steckten in schwarzen Plateauschuhen. Das

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