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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ansonsten seh ich jetzt aus wie Melanie.«
    »Wer ist Melanie?«
    »Unsere Praktikantin.«
    »Wie alt ist die?«
    »Ich schätze mal, so um die achtzehn bis zwanzig.«
    Senta sah mich traurig an. »Ist das wirklich so wichtig für dich?«
    »Klar! Was meinst du, wofür ich so hart gearbeitet habe? Ich habe es geschafft! Ich bin jetzt wie sie!«
    »Weißt du, Karla, als du noch ›Endlich allein‹ moderiert hast, da habe ich dir geglaubt.«
    »Wie – geglaubt?«
    »Da warst du noch du. Aber jetzt bist du eine Barbie-Puppe. Ich kenne meine eigene Schwester nicht mehr!«
    »Senta! Was soll das heißen?«
    »Damals hast du noch Inhalte vermittelt. Mag sein, du hattest nur zwei Millionen Einschaltquote und sahst nicht aus wie ein zwanzigjähriges Mädel, aber deine Sendung hatte Format!«
    »Inhalte! Format! Wer will denn heute noch Inhalte sehen? Allein die Verpackung zählt. Wir vom Fernsehen sind reine Verpackungskünstler.«
    »Nein, Karla, das sehe ich anders. Mag sein, dass ich altmodisch bin. Aber ich bin traurig darüber, dass du dich so hast verbiegen lassen.«
    »Ich habe mich nicht verbiegen lassen! So ’n Quatsch! Ich habe an mir gearbeitet! Könntest du ruhig auch mal tun!« Ich schaute spöttisch auf ihre Rundungen. Das war gemein und völlig unschwesterlich von mir. Aber Senta hatte mich einfach provoziert.
    Sie war aber noch nicht fertig.
    »Seit du bei ›Wört-Flört‹ bist, hast du genauso viel Stroh im Kopf wie all die Kandidaten.«
    »Was du nicht sagst!«
    »Du begibst dich in jeder Hinsicht auf ihr Niveau.«
    »Aber doch nur im Fernsehen! Privat doch nicht!«
    »Doch. Gerade privat. Du bist auf dem Niveau eines Zwanzigjährigen gelandet.«
    »Was soll das heißen! Was weißt du denn schon?«
    »Du denkst, du könntest einen jungen Mann wie Emil für dich gewinnen«, schleuderte Senta den Giftpfeil zurück. »Aber durch Schönheitsoperationen wird man nicht wieder jung!«
    »Emil liebt mich auch so! Er liebt mich schon lange! Dass du es nur weißt!«
    »Er liebt dich, das ist mir nicht entgangen. Der Junge ist dir völlig hörig! Und du nutzt deine Überlegenheit aus!«
    »WAS? Was erlaubst du dir!«
    »Karla! Komm doch wieder zu Verstand! Du bist nur eine Übergangsstation für ihn. In einem halben Jahr geht er weg. Und dann kommst du hoffentlich wieder zu dir!«
    »Das ist eine Unverschämtheit!«
    »Aber du merkst nicht, wie lächerlich du dich machst!«
    »ICH mache mich lächerlich? DU machst dich lächerlich! Mit deiner völlig unangebrachten Eifersucht auf Emil! Du kannst nicht ertragen, dass die Kinder ihn lieben!«
    »Du kannst nicht ertragen, dass du vierzig bist, das ist der Grund für deine Midlife-Crisis. ICH bin fünfzig, aber ich bin es mit Format!«
    Damit ging Senta aus der Tür.
    »Blöde alte Zicke«, murmelte ich hinter ihr her. »Bist ja nur neidisch!«
    Nach dem Krach mit Senta war ich ziemlich nachdenklich geworden. Hatte ich mich wirklich so verändert?
    Aber das Karussell drehte sich weiter. Ich musste wieder nach München, und Emil und Paulinchen nahm ich mit.
    Senta ließ ihren Zorn nicht an den Kindern aus. Trotz unserer Auseinandersetzung traf sie Montagmorgen pünktlich ein. »Ich komme nicht wegen dir. Ich komme ausschließlich wegen der Kinder.«
    Ohne Gruß verließ ich das Haus. Emil stand unschlüssig zwischen uns. Senta würdigte ihn keines Blickes.
    In München beschloss ich, den albernen Familienkrach zu vergessen. Die »Wört-Flört«-Mannschaft war jetzt meine Familie.
    Ich gab mein Bestes, ich versuchte, witzig zu sein, ich sah klasse aus, tough und trendy und voll girliemäßig, und die Quoten hielten sich tapfer.
    »Komm doch endlich mal mit zum Feiern«, forderte Oda-Gesine mich auf. »Hast doch jetzt allen Grund dazu!«
    Herr Bönninghausen nickte auch. Seine gelb-schwarz gepunkteten Mickymäuse auf der Krawatte lächelten mich an. »Sie könnten sich ruhig mal bei den Vertretern der Sponsor-Firmen blicken lassen. Vielleicht hilft’s!«
    Also ging ich zum ersten Mal nach einer Sendung mit. Eigentlich wollte ich nur mal sehen, was da so abging. Die Anderen schwärmten immer von diesen Nachfeiern!
    Das wollte ich mir doch mal angucken.
    Ich reihte mich also unter »Hallo« und »Schön, dass du auch mal kommst« und »Setz dich doch« und »Trinkst aber scho a Weizen, gell?« in die Reihe derer ein, die erleichtert und froh und enggedrängt auf den Holzbänken saßen und sangen, lachten, flirteten, Blicke warfen, Sprüche riskierten … Die Kandidaten

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