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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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einzig gehalten durch ein Nachkriegs-Hornklämmerchen.
    »Das steht mir nicht«, sagte ich müde.
    »Na, mer gehn ja nicht hin und stylen dich nicht so extrem wie hier aufm Foto. Aber so in die Richtung mach mer’s schon … natürlich passen mers deinem Alter an und der Form von dei’m Gesicht, aber mer gehn schon hin und schminken dich auf trendy, dafür ham mer ja den ganzen Nachmittag Zeit, dass mer’s mit der Oda-Gesine abstimmen.« Komisch. Bei »Oda-Gesine abstimmen« verwendete er nicht seine Lieblingsfloskel »gehn mer hin«. Dabei hätte es genau an dieser Stelle gepasst.
    »Vielleicht geht’s ohne Hornklämmerchen«, wandte ich ein. Ich warf Emil einen Blick zu. Emil lächelte fein.
    »Na, dann gehn wir hin und stylen wir die Haare so, dass sie von selber voll natürlich und völlick aus’m Schwung raus hinterm Ohr gehalten werden, da gehn mer dann hin und nehmen das Styling-Gel, des gibt dem Haar auch ’n völlick natürlichen Glanz …«
    Damit begab er sich daran, mit Hingabe und Andacht meine Haare auf heiße Wickler zu drehen.
    Ich seufzte. Wieso manche Leute immer ein überflüssiges Füllsel in ihre ohnehin schon inhaltsleeren Sätze packen mussten. Mein Gott, dachte ich, das kann doch nicht der Sinn des Lebens sein. Girliemäßig und trendy und voll natürlich. Wenn hier einer nicht natürlich ist, dann ist es der Sascha. Und die Girlies in »Extravagant«. Die verhungerten, blassen und unfröhlichen Gestalten. Ich kann’s nicht mehr hören. Da gehn mer hin und machen was Sinnloses. Ich will mit meiner Zeit was Besseres anfangen! Ich klapperte mit den Augendeckeln.
    »Ah, du reagierst allergisch auf die Trropfn«, stellte Sascha fachmännisch fest. »Da gehn mer hin und tun dös a bissl austupfn …« Er fummelte umständlich mit dem Kleenex an meinen Augenwinkeln herum. Am liebsten hätte ich es ihm aus der Hand gerissen und heftig reingeschneuzt.
    Ich schaute auf Emil. Der stand an der Tür und verzog keine Miene. Der Kinderwagen wackelte. Mein Paulinchen erwachte!
    »Gib her!« Das war es jetzt, was mich aus der Krise holte. Ich riss mir den Pullover hoch und ließ meinen Still-BH aufschnappen. Dabei sah ich im Spiegel, welcher Bauchspeck sich unter dem Still-BH aufrollte, wie die Wurst aus Wolldecken und Mulltüchern, die Frau Prieß im Winter immer unter ihre Fensterscheibe legte, damit es nicht zog. Hoffentlich sah Sascha nicht so genau hin. Ich stillte mein Töchterchen und sah mich dabei im Spiegel an. Schrecklich. Lockenwickler und völlick fremd angemalt und mit einem riesigen Stillbusen über einem dicken weißen Bauch. Kein bisschen girliemäßig natürlick. Völlick untrendy.
    Emil stand schräg hinter mir an der Tür und schaute auch in den Spiegel. Komisch. Bei ihm machte es mir nichts aus, dass er sah, wie dick ich war. Er kannte meinen Anblick schon. Oft genug hatte ich mich vor seinen Augen auf der roten Wolldecke gewälzt. Oft genug war ich ihm nachts mit wirren Haaren und völlig ungestylt an Paulinchens Bett begegnet. Und außerdem mochte er mich, wie ich war. Für ihn war ich keine völlick trendy gestylte Fernsehfigur, sondern schlicht Karla.
    Die Tür ging auf, und Oda-Gesine quoll breit grinsend herein. Sie kam wohl gerade aus der Kantine. Jedenfalls hatte sie wieder was Neues zwischen den Zähnen.
    »Ah, die Mutter stillt. Dürfen wir stören?«
    »Ihr stört nicht.« Gott, wie nett sie immer war.
    »Den Rolf kennst du ja schon.«
    »Hi, Rolf!« Wir drückten einander die Hand.
    Rolf war ein sehr netter, etwas blässlicher junger Mann, vielleicht achtundzwanzig. Er hatte auch das nabelfreie Schwarze an, aber er war vermutlich nicht schwul. Wir hatten schon in Köln das Vergnügen gehabt, aus sechzig Anmoderationen zwanzig auszuwählen. Es waren alles harmlose Witzchen aus einem Witzbuch, das Rolf wie eine Bibel mit sich herumtrug. Rolf definierte sich nur über die Anmoderationen von »Wört-Flört«. Etwas anderes gab es in seinem Leben nicht. Wie er mir erzählt hatte, lebte er in einer WG mit drei anderen Autoren zusammen, die auch Anmoderationen schufen, allerdings für andere Sendungen. Jeden Morgen um zehn trafen sich die vier Mitglieder der WG, um Anmoderationen auszutauschen, darüber zu brainstormen und sie schließlich unter Zuhilfenahme vieler Zigaretten und Kannen Kaffee »auf den Punkt« zu bringen.
    »Die Anmod darf nicht länger als eine Minute sein. Ich hab sie alle mal genegert. Hier. Kannst du das lesen?«
    Hinter Rolf schob sich ein wachsblonder

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