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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ich nix gegen, aber sei nächstes Mal so schlank, dass du in diese verdammten Girlie-Klamotten passt!«
    »Nach vier Kindern hat man halt keine Wespentaille mehr!«
    »Sissi hatte auch vier Kinder!! Was meinst du, wo die ihre Wespentaille immer wieder hergekriegt hat?«
    »Aber Sis…«
    »Und jetzt sag nicht, das sei ja auch eine öffentliche Frau gewesen, DU BIST auch eine öffentliche Frau! Und die Leute akzeptieren es nicht anders! Tut mir ja selber leid, aber diese Tatsache können wir in diesem Jahrtausend nicht mehr ändern. KLAR?«
    »Klar«, sagte ich fassungslos. Oda-Gesine war mindestens so enttäuscht wie ich. Problemzonen wurden nach wie vor an öffentlichen Frauen nicht akzeptiert! Vor hundert Jahren nicht und heute auch nicht!
    Aber die sollten mich kennenlernen. Mama kann, wenn sie will. Mama kann sehr konsequent sein. Dann faste ich eben. So. Im Krieg ging das auch. In vier Wochen hab ich Größe achtunddreißig. Und dann werden alle Marga Sievers und Luise Weisers und Ignatze aufhören, mir Koch- und Hausfrauensendungen anzubieten. Oder gleich die ›Mühlkippe‹.
    »Ich faste«, sagte ich fest.
    »Das erwarte ich auch von dir«, sagte Oda-Gesine. »Ich besorg dir einen Platz bei einem Fastenseminar. In der Schweiz. Da hab ich früher auch immer gefastet. Schön da! Und ist auch gar nicht schlimm! Nach zwei Tagen hast eh keinen Hunger mehr.« Sie griff nach einem weiteren Nougatriegel. »Die Kosten übernimmt natürlich DER SENDER. Drei Wochen Fasten kosten, glaub ich, so um die dreitausend Mark. Am Lago Maggiore. Wunderschönes Hotel. Repubblica libera heißt das da, Albergo Losone. Kannst ja deine Kinderschar mitnehmen. Und deinen … Boy auch. Die kriegen natürlich was zu essen. Hervorragende Küche für die Begleitpersonen. Und jetzt raus mit euch.«
    Das Letzte, was ich von Oda-Gesine wahrnahm, war der aufgesprungene Blusenknopf und der Blick auf ihr rosafarbenes Mieder, das sich über ihren fleischigen Massen spannte.
    Zu Hause fand ich ein Fax vor: Oda-Gesine hatte schon alles gebucht. Fünfsternehotel im Tessin, zwei große Suiten zum Garten hinaus, für die Kinder samt Emil Vollpension, für mich drei Wochen Fasten und eine Aufbauwoche.
    Die Kinder hatten sowieso gerade Herbstferien bekommen. Das passte gut.
    Wir fuhren nachts, damit die Kinder schlafen konnten.
    Emil saß auf dem Beifahrersitz, neben sich alle Utensilien, die man während einer so langen Fahrt mit vier Kindern eben braucht. Er war aufmerksam und zuvorkommend wie immer. Nicht nur, dass er alle Kinderkoffer gepackt und im Auto verstaut hatte, er hatte auch an griffbereite Schnuller gedacht, an Trinktütchen, Teefläschchen, Wolldecken, Kartenspiele und Walkmänner. Für mich hatte er eine große Thermoskanne Kaffee mitgenommen. Als wäre er schon seit Jahren mehrfacher Familienvater. Es lief alles völlig reibungslos. Kein überflüssiges Wort fiel, aber auch kein Einziges. Und wenn Emil etwas sagte, dann freundlich, sachlich und informativ.
    Begleitet von den Klängen der »Dichterliebe« von Schumann düsten wir bei Karlsruhe über die Autobahn.
    »Wenn ich in deine Augen seh, so schwindet all mein Leid und Weh, doch wenn ich küsse deinen Mund, so werd ich ganz und gar gesund.«
    »Verstehst du das?«
    »Jou.«
    »Findest du es uncool?«
    »No, Mam.«
    Schweigen.
    Ich sah ihn von der Seite an. Er hatte wie immer seine Schirmkappe verkehrt herum auf.
    »Willst du schlafen?«
    »Nein.«
    »Was denkst du?«
    »Hm …« Emil zuckte mit den Schultern.
    »Hast du dir deinen Job bei uns so vorgestellt?«
    »No, Mam.«
    »Hast du schon deinen Eltern geschrieben, dass du beim Bundespräsidenten essen warst?«
    »No, Mam.«
    »Du kannst jederzeit mit ihnen telefonieren, Emil. Sag ihnen, dass es dir hier gut geht! Oder geht es dir nicht gut bei uns, Emil?«
    »Yes, Mam. Sehr gut.«
    Emil war nicht zum Schwätzen aufgelegt. Schade. Ich hätte so gern mehr von ihm erfahren.
    »Reichst du mir mal den Kaffee?«
    Emil goss schweigend den Thermosbecher halb voll und gab mir den dampfenden Kaffee. Ich trank.
    »Und? Bist du immer noch traurig und hast Sehnsucht nach deiner Mama?«
    »No, Mam. Ich hab ja jetzt dich.«
    Na prima. Ich war also ein Mutterersatz. Ja, was denn sonst, dumme Pute. Du hast ihm selber am ersten Tag gesagt, dass du jetzt seine Mutter bist.
    Und nichts anderes, KLAR?!
    »Überfordere ich dich?«
    Eigentlich meinte ich »emotional«, aber er bezog meine Frage wohl auf seine Hausmännchenpflichten.
    »Ich muss nicht

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