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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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und für alles. Jeder kann sie bezahlen, und für Geld täte sie alles.«
      »Jeder nicht«, sagte ich wütend. »Sie bestimmt nicht.«
      Er bewegte sich nicht einmal schnell. Er stand plötzlich direkt vor mir und schlug mir mit der rechten Hand quer über das Gesicht. Ich taumelte nach links, hörte ihn sagen: »Halten Sie sich raus.« Und dann wirbelte er auf einmal irgendwie quer vor mir durch die Luft und nahm mich in eine Beinschere. Ich konnte sofort nicht mehr atmen und stürzte. Im Fallen traf mich ein Fuß im Gesicht, und ich bekam noch ein verächtliches »Bastard!« mit, dann hatte ich nur noch ein Rauschen in den Ohren,
      die Schwärze wurde überwältigend, und noch ehe die Furcht über mir zusammenschlug, war ich ohnmächtig.
      Ich kann nicht sehr lange ohne Bewußtsein gewesen sein, denn meine Pfeife lag dicht vor meinen Augen und qualmte noch. Daneben lag meine Brille, das rechte Glas war zerbrochen. Der Jeep war fort. Ich nahm mir zum hundertsten Mal in diesem Leben vor, endlich irgend etwas zu lernen, Jiu Jitsu, Karate, Kung Fu oder irgendeine andere dieser mächtig eindrucksvollen Arten, um ganz nebenbei mit ein paar schnellen Bewegungen drei bis sechs Männer ins Krankenhaus zu schicken. Meine Nase blutete, ich hielt mir ein Tempotuch davor und schaute in den wieder dunklen Himmel über Meckenheim-Merl. Ich fragte mich, wie lange es dauern konnte, bis Germaine auftauchte. Dann sagte jemand: »Wollen Sie etwa auf der Bank schlafen, oder sind Sie besoffen?«
      Es war der Rotgesichtige von der Gartenparty vorhin, nur daß er jetzt eine Strickjacke über einem lächerlich gelbgestreiften Schlafanzug trug und mich noch mehr nervte.
      »Ich ruhe mich nur aus«, sagte ich und stand auf. Mein Schädel tat gewaltig weh.
      Er nörgelte: »Nun seien Sie doch nicht beleidigt, Mann. Wir können doch noch einen zusammen trinken.«
      Ich mochte ihn nicht, ich ließ ihn einfach stehen. Als ich endlich alleine war, versuchte ich ein bißchen Luft zu bekommen. Ich setzte mich auf eine andere Bank, untersuchte mit der Zunge meinen Mund und biß auf etwas Hartes. Es war der Schneidezahn vorn links unten. Natürlich bekam ich im gleichen Moment Zahnschmerzen und fühlte mich ekelhaft. Dann mußte ich grinsen, weil ich daran dachte, wie Germaine staunen würde. Nun hatten wir etwas gemeinsam.
      Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß; irgendwann muß ich sogar eingeschlafen sein, denn plötzlich saß Germaine neben mir, berührte mich ganz sanft am Arm und fragte: »Ist der Kram hier auch in die Luft gegangen?«
      »Na sicher«, sagte ich. »Wieviel Uhr war es bei dir?«
      »Ziemlich genau fünfzehn nach zwei«, sagte sie. »Da kamen irgendwelche schwarzen Zwerge und schmissen ganz einfach etwas durch die Fenster. Es explodierte so ungefähr alles. Und vorher waren schon Bullen und die Feuerwehr aufgekreuzt. Es war furchtbar, Baumeister, weil ich in einem Ameisenhaufen hockte. Mit dir kann man was erleben!«
      »Erinnerst du dich an die Männerrunde beim General? Da war doch so ein amerikanischer Schönling dabei. Kennst du den?«
      Forschend sah sie in mein zerschundenes Gesicht. »Natürlich. Der Kerl heißt John Lennon, wie der Musiker. Aber vielleicht ist das auch nur ein Deckname.«
      »Wollte der mal etwas von dir?«
      »Ja, ja«, sagte sie verblüfft. »Woher weißt du das? Das war in Washington. Bei irgendeiner Party hat er mir ziemlich plump vorgeschlagen, gemeinsam hinter einem Brunnen in Deckung zu gehen. Ich weiß noch, ich habe ihm empfohlen, doch selbst Hand an sich zu legen.«
      »Mein Gott, bist du grob.«
      »Das Leben ist hart. Wieso fragst du?«
      »Nur so. Jetzt fahren wir erst mal heim.«
      »Das ist gut. Ich habe nämlich nachher einen Zahnarzttermin.«
      »Nimmst du mich mit zum Zahnarzt?«
     
     

* Sechstes Kapitel
     
    Auf der Rückfahrt waren wir recht einsilbig. Zu Hause schliefen wir ein paar Stunden, dann pflegten wir unsere Wunden. Mein Gesicht färbte sich in allen Farben des Regenbogens. Der Zahnarzt fragte mich, ob ich denn für diesen schweren Unfall jemanden haftbar machen könne, und ich erwiderte: »Ja sicher, der war ja schuld«, aber ich wußte natürlich, daß die CIA es ablehnen würde, einen Schönling namens John Lennon überhaupt zu kennen. Ich bekam, wie Germaine, einen vorläufigen Zahn, ein paar Tabletten gegen den Schmerz und wurde entlassen. Bei meinem Optiker in Hillesheim erreichte ich eine schnelle

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