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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hin.
      Ein kleiner Lautsprecher quäkte: »Einsatzkommando folgt in minus fünf. Keine weiteren Vorkommnisse.« Auf meiner Uhr war es 2.03 Uhr. Zwei Minuten später rollte lautlos ein Ford-Transit-Bus auf der Straße aus. Sechs Männer stiegen aus und schleppten Taschen und Kisten. Sie waren vollkommen schwarz gekleidet, mit schwarzen Gesichtsmasken und schwarzen Handschuhen. Ich mußte unwillkürlich an das Celler Loch denken. Sie marschierten im Gänsemarsch zum Haus des Generals und verschwanden darin. Dann war es wieder ganz still.
      Um 2.17 kamen sie wieder heraus, marschierten lautlos zum Bus zurück und fuhren ab. Der kleine Lautsprecher unter mir quäkte: »Vorbereitungsphase abgeschlossen. Achtung: in minus drei!«
      Die Polizeistreife unter mir ging gemächlich zu dem kleinen Platz, wo der Kinderspielplatz lag. Dort standen jetzt acht Uniformierte. Noch immer geschah nichts, die Lage blieb still und unübersichtlich.
      Auf einmal gab es einen gewaltigen Knall, dann einen Feuerschein, der von überall herzukommen schien, dann ein furchtbar grelles Licht, und das Haus unter mir wackelte. Dann kam eine Wolke Staub und Qualm und hüllte mich ein. Ich lag flach auf dem Kies und bemühte mich, nicht zu husten, wenngleich kein Mensch das gehört hätte. Im Haus des Generals klirrte und schepperte es.
      Ich konnte sehen, wie die Oberlichter dort immer greller glühten. Es dauerte nur Sekunden, bis sie wie Kanonenschüsse platzten und die Reste durch die Luft segelten. Dann schlugen Flammen durch den Staub und Qualm, seltsam grelle, blaugrüne Flammen wie von Schweißgeräten. Das Licht kannte ich, ich hatte es schon früher gesehen: Phosphor und Magnesium.
      Die Fußstreifen setzten sich in Bewegung, auf dem Feuerwehrauto begannen die blauen Lichter zu kreisen, Sirenen ertönten laut, die Mannschaften polterten heraus.
      Jetzt durften sie löschen.
      Befehle kamen klar und laut durch die Nacht. »Rohr C anschließen. Erster Trupp mit Leitern, marsch!« Die Polizisten bildeten jetzt eine Kette auf der Fahrstraße, niemand der neugierigen Anwohner würde durchkommen.
      Ein Stückchen brennende Teerpappe segelte auf mein rechtes Jeansbein. Ich fluchte unterdrückt und klopfte es aus. Dann robbte ich nach vorn und fotografierte. Erst als der Film fast voll war, ließ ich mich vom Dach nach hinten in den Garten fallen.
      Ich zog mich am Zaun zum Wald hoch und entdeckte anderthalb Meter entfernt den Kopf eines gelangweilten Polizisten, der eine Zigarette rauchte und auf die quäkenden Laute aus seinem Walkie-talkie lauschte. Als er mich sah, bekam er riesengroße Augen. Gleich würde er Alarm schlagen.
      Ich zog mich ganz schnell hoch und fragte gelangweilt: »Bereitschaft oder hiesiges Revier?«
      »Bereitschaft«, antwortete er automatisch. Dann wurde er scharf.
      »Was machen Sie da? Wie kommen Sie da hin?«
      »Beobachter«, sagte ich ruhig, sprang vor seine Füße und fragte: »Haben Sie mal Feuer?«
      »Na sicher«, sagte er verblüfft und reichte mir ein Feuerzeug. »Stimmt das mit den Terroristen?«
      »Ja«, sagte ich knapp. Ich zündete mir die Pfeife an, zog ein paarmal und murmelte: »Na dann, ich muß wieder.«
      »Wir haben immer nur die Scheißjobs«, klagte er. »Ich habe jedesmal einen Zaun vorm Kopf. In Wackersdorf war das genauso.«
      »Ich kenne das«, sagte ich mitfühlend. »Das legt sich mit der Zeit.« Dann ging ich zielstrebig zum Haus und schaute über den Zaun. Es war ein gutes Motiv, wie die dunklen Scherenschnitte der Feuerwehrleute vor den grellen Fensteröffnungen hin und her tanzten. Ich fotografierte so unauffällig wie möglich. Auf dem Parkplatz war ich bloß einer von vielen, denn inzwischen hatte sich eine Menge notdürftig bekleideter Nachbarn versammelt; man fand das alles ungeheuer interessant. Jemand sagte: »Der war ja Frührentner oder so was. Bestimmt hat er den Herd nicht ausgemacht, man kennt das ja.« An dem kleinen Feuerwehrauto stand ein Mann in Uniform und dem Ledernackenhelm der Brandbekämpfer. Am Revers trug er die kleine Ausgabe des Bundesverdienstkreuzes, also war er sicherlich schon 50 Jahre bei der Feuerwehr. Man sah ihm an, wie wichtig er sich fühlte.
      »Schöne Bescherung«, sagte ich und schaute beeindruckt.
      »Ich darf ja nichts sagen«, krächzte er und plusterte sich auf. Dann sah er sich verschwörerisch um und sagte schließlich in gönnerhaftem Ton: »Also, das war ein Geheimeinsatz, von wegen

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