Der Genesis-Plan SIGMA Force
sagte Gray zu Monk und Fiona, deutete auf die Limousine und drehte sich wieder um.
»Wollen Sie zur Burg, zur Wewelsburg?«, fragte der junge Mann und hob den Regenschirm an, damit sie beide darunter passten.
»Ja, warum?«
»Können Sie mich mitnehmen?«
»Ich glaube, das geht nicht …«
Ryan fiel ihm ins Wort. »Sie haben sich nach meinem Urgroßvater Hugo erkundigt. Ich könnte Ihnen einiges über ihn erzählen. Sie brauchen mich nur mitzunehmen.«
Gray zögerte. Der junge Mann hatte die Unterhaltung mit Johann, seinem Vater, anscheinend belauscht. Wusste Ryan etwas, was seinem Vater unbekannt war? Sein Blick wirkte jedenfalls aufrichtig.
Gray öffnete die Hintertür des Wagens und hielt sie ihm auf.
»Danke.« Ryan schloss den Regenschirm und nahm neben Fiona auf dem Rücksitz Platz.
Gray setzte sich ans Steuer. Kurz darauf holperten sie die Einfahrt entlang.
»Sollten Sie jetzt nicht an der Rezeption stehen?«, fragte Monk, den Kopf zu Ryan nach hinten gewandt.
»Alicia vertritt mich«, erwiderte Ryan. »Bei dem Wetter bleiben die Leute sowieso lieber im Warmen.«
Gray betrachtete den jungen Mann im Rückspiegel. Die Musterung, die er durch Monk und Fiona über sich ergehen lassen musste, verunsicherte ihn offenbar.
»Was möchten Sie uns sagen?«, fragte Gray.
Ryan erwiderte seinen Blick im Rückspiegel. Er schluckte, dann nickte er. »Mein Vater glaubt, ich wüsste über meinen Urgroßvater Hugo nicht Bescheid. Er zieht es vor, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Aber es wird viel gemunkelt. Auch über Tante Tola.«
Gray verstand, was er meinte. Familiengeheimnisse neigten dazu, zum Vorschein zu kommen, sosehr man sich auch bemühte, sie unter Verschluss zu halten. Offenbar interessierte Ryan sich für seine Vorfahren und die Rolle, die sie im Krieg gespielt hatten. Die Neugier leuchtete ihm aus den Augen.
»Sie haben eigene Nachforschungen über die Vergangenheit angestellt?«, sagte Gray.
Ryan nickte. »Das begann vor drei Jahren. Im Grunde aber fing es schon beim Fall der Berliner Mauer an, als die Sowjetunion auseinanderbrach.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Gray.
»Erinnern Sie sich noch, dass Russland damals geheime Sowjetakten freigegeben hat?«
»Dunkel. Was ist damit?«
»Also, damals, als die Wewelsburg wiederaufgebaut wurde …«
»Moment mal.« Fiona veränderte die Körperhaltung. Bis jetzt hatte sie mit verschränkten Armen dagesessen, als wäre sie erbost über das Eindringen des Fremden. Gray aber hatte bemerkt, dass sie den jungen Mann von der Seite abschätzend gemustert hatte. Er hätte gern bewusst, ob Ryan noch im Besitz seiner Brieftasche war. »Wiederaufgebaut? Dieses grässliche Ding wurde wiederaufgebaut?«, fragte sie.
Ryan nickte, während die auf dem Hügel gelegene Burg allmählich ins Blickfeld gelangte. Gray betätigte den Blinker und bog auf die Straße ein, die zur Burg hochführte. »Himmler hatte die Burg kurz vor Kriegsende sprengen lassen. Nur der Nordturm war unversehrt geblieben. Nach dem Krieg wurde sie wiederaufgebaut. In einem Teil davon ist das Museum untergebracht, im Rest eine Jugendherberge. Beides ärgert meinen Vater.«
Gray konnte das gut nachvollziehen.
»1979 wurde sie fertiggestellt«, fuhr Ryan fort. »Im Laufe der Jahre haben die Museumsleiter von den ehemaligen Alliierten Dokumente und sonstige Belege erhalten, die einen Bezug zur Burg haben.«
»Unter anderem auch von Russland«, warf Monk ein.
»Genau. Als die Dokumente freigegeben wurden, schickte der Museumsleiter Archivare nach Russland. Vor drei Jahren kamen sie mit ganzen Wagenladungen ursprünglich geheimer Dokumente zurück, die Aufschluss über die russischen Militäraktionen in dieser Gegend geben. Außerdem hatten die Archivare eine lange Liste mit Namen dabei, zu denen sie Nachforschungen anstellen sollten. Auch mein Urgroßvater Hugo Hirszfeld stand auf dieser Liste.«
»Warum gerade er?«
»Er hat an den Ritualen der Thule-Gesellschaft teilgenommen, die auf der Burg stattgefunden haben. Außerdem war er ein anerkannter Runenexperte, und davon gibt es viele in der Burg. Er hat sogar mit Karl Wiligut korrespondiert, Himmlers Leibastrologen.«
Gray dachte an das dreizackige Zeichen in der Darwinbibel, hielt aber den Mund.
»Die Archivare brachten mehrere Kisten mit Dokumenten über meinen Urgroßvater mit. Mein Vater wurde zwar informiert, weigerte sich aber, bei der Auswertung in irgendeiner Weise behilflich zu sein.«
»Sie aber haben
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