Der Genesis-Plan SIGMA Force
Hand hielt er einen mit Federn geschmückten Holzstab und eine uralte Feuerwaffe, die wohl eher zeremoniellen Zwecken diente.
Als Painter sich erhob, erkannte er die Waffe. Es handelte sich um ein englisches Gewehr mit der Bezeichnung Brown Bess, das schon in den napoleonischen Kriegen eingesetzt worden war.
Paula Kane stellte den Besucher vor. »Mosi D’Gana, der Zuluhäuptling.«
Der Mann sagte in ungelenkem Englisch: »Wir sind bereit.«
»Danke für Ihre Unterstützung«, erwiderte Painter höflich.
Mosi neigte andeutungsweise den Kopf. »Nicht euch leihen wir unsere Speere. Das sind wir den Voortrekkers wegen des Blood River noch schuldig.«
Als Painter die Stirn runzelte, erklärte Paula Kane: »Als die Engländer die Buren aus Kapstadt vertrieben, drangen sie ins Landesinnere vor. Die Spannungen zwischen den Einwanderern und den Eingeborenenstämmen, den Xhosa, Pondo, Swazi und Zulus, kulminierten. Im Jahr 1838 gerieten die Zulus am Büffelfluss in einen Hinterhalt. Sie wurden zu Tausenden getötet und verloren ihre Heimat. Es war ein Gemetzel. Seitdem trägt der Fluss den Namen Blood River. Der Voortrekker, der die Zulus verraten hat, hieß Piet Waalenberg.«
Mosi streckte Painter seine alte Waffe entgegen. »Das werden wir nie vergessen.«
Painter hatte keinen Zweifel, dass das Gewehr bereits an der berüchtigten Schlacht teilgenommen hatte. In dem Bewusstsein, dass damit ein Pakt besiegelt war, nahm er das Steinschlossgewehr entgegen.
Mosi setzte sich geschmeidig im Schneidersitz auf den Boden. »Es gibt viel zu bereden.«
Paula nickte Khamisi zu und hielt den Vorhang hoch. »Khamisi, der Truck steht bereit. Tau und Njongo warten bereits.« Sie sah auf die Uhr. »Sie müssen sich beeilen.«
Der Tierhüter stand auf. Bis Sonnenuntergang hatte jeder seine Aufgabe zu erledigen.
Painter erwiderte Monks Blick. Dessen Besorgnis war unverkennbar. Seine Sorge aber galt nicht Painter – sondern Gray. Noch acht Stunden bis Sonnenuntergang. Bis dahin waren ihnen jedoch die Hände gebunden.
Gray war auf sich allein gestellt.
12:05
»Behalt den Kopf unten«, flüsterte Gray Fiona zu.
Sie schritten dem Wachposten am Flurende entgegen. Gray trug eine Tarnuniform, komplett mit Stulpenstiefeln und schwarzer Kappe, die er sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Der Mann, von dem er sich die Sachen ausgeborgt hatte, lag bewusstlos, geknebelt und gefesselt in einem Schrank in einem der oben gelegenen Schlafzimmer.
Außerdem hatte er sich noch das Funkgerät ausgeborgt, das jetzt an seinem Gürtel befestigt und mit einem Ohrhörer verkabelt war. Die Unterhaltungen wurden auf Niederländisch geführt und waren schwer zu verstehen, doch zumindest konnten sie sich so einigermaßen auf dem Laufenden halten.
Die hinter Gray hergehende Fiona trug eine Dienstmädchenkluft, die sie aus dem Schrank hatte, in dem der bewusstlose Wachposten lag. Die Kleidung war ihr etwas zu groß, doch das verbesserte nur die Tarnung. Die meisten Hausangestellten hatten mehr oder weniger dunkle Hautfarbe, was typisch war für einen Afrikaans-Haushalt. Mit ihrer mokkabraunen Haut passte die aus Pakistan stammende Fiona ausgezeichnet in das Ambiente. Das glatte Haar hatte sie unter einer Haube verborgen. Wenn man nicht genau hinsah, würde sie als Afrikanerin durchgehen. Um den Eindruck zu vervollständigen, ließ sie Kopf und Schultern hängen und bewegte sich mit kleinen Trippelschritten voran.
Bislang war ihre Verkleidung noch nicht auf die Probe gestellt worden.
Über Funk war gemeldet worden, man habe Gray und Fiona im Dschungel gesichtet. Da das Herrenhaus abgesperrt war, patrouillierten darin nur wenige Wachposten. Der Großteil der Sicherheitskräfte suchte den Wald, die Nebengebäude und die Grenze der Besitzung ab.
Bedauerlicherweise waren die Sicherheitsvorkehrungen nicht so nachlässig, dass die Telefonleitungen offen geblieben wären. Kurz nachdem sie sich mit Ischkes Codekarte Einlass verschafft hatten, hatte Gray ein paar Telefone ausprobiert. Wollte man eine Verbindung nach draußen herstellen, musste man sich zunächst Zugang zu einem verschlüsselten Sicherheitsnetz verschaffen. Hätten sie das versucht, wären sie zweifellos entdeckt worden.
Somit waren ihre Möglichkeiten eingeschränkt.
Sie konnten sich verstecken. Aber was hätten sie damit gewonnen? Schließlich wussten sie nicht, ob Monk es nach draußen schaffen würde. Also mussten sie eine aktivere Rolle übernehmen. Daher hatten sie beschlossen, sich
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