Der Genesis-Plan SIGMA Force
Lichtung. Eine mutierte Hyäne. Sie wog bestimmt dreihundert Pfund, ein wahres Muskelpaket mit gefährlichen Reißzähnen. Das Tier knurrte leise mit hochgezogenen Lefzen. Dann bellte es, schnappte ins Leere und witterte zum Käfig hoch.
Das Monstrum war Gray am Waldboden offenbar die ganze Zeit gefolgt. Er konnte sich denken, was als Nächstes kommen würde.
Eilig hangelte er sich an der Elf-Uhr-Position vorbei.
Ischke schwelgte in Fionas Angst. »Skuld wurde ein Chip ins Gehirn implantiert, der ihren Appetit und ihre Mordlust steigert.« Sie drückte erneut auf die Taste. Die Hyäne heulte auf und sprang mit geiferndem Maul zum Käfig hoch, vom Chip schier zum Wahnsinn getrieben.
Auf diese Weise hielten die Waalenbergs also ihre Monster in Schach.
Mit funkgesteuerten Implantaten.
Auf diese Weise machten sie sich die Natur gefügig.
»Wir sollten den Hunger der armen Skuld allmählich stillen«, sagte Ischke.
Gray würde es nicht mehr schaffen. Trotzdem hangelte er sich unermüdlich weiter.
So nah.
Und doch zu spät.
Ischke drückte eine weitere Taste. Die Bodenklappe des Käfigs öffnete sich mit einem deutlich vernehmbaren Klong .
O nein .
Gray hielt mitten im Schwung inne. Er beobachtete, wie sich die Falltür unter Fiona öffnete. Sie stürzte auf das geifernde Tier hinunter.
Gray bereitete sich darauf vor, sich ebenfalls fallen zu lassen und ihr beizustehen.
Fiona aber hatte aus Ryans Missgeschick gelernt. Sie war vorbereitet. Im Fallen hielt sie sich an den unteren Käfigstäben fest. Skuld, die Hyäne, sprang in die Luft und schnappte nach ihren Beinen. Fiona zog sich langsam hoch.
Ischke lachte grausam. » Zeer goed, meisje . Wirklich geschickt! Grootvader hätte deine Gene bestimmt gern in seine Sammlung aufgenommen. Aber leider musst du ja Skulds Hunger stillen.«
Gray beobachtete, wie Ischke erneut die Pistole hob.
Er schwang sich noch ein Stück weiter und blickte zwischen den Holzbohlen hindurch zu ihr hoch.
»Machen wir der Sache ein Ende«, murmelte Ischke auf Niederländisch.
Gray sah das genauso.
Er zog sich hoch, nahm mit den Beinen Schwung – dann schwang er wie ein Turner am Reck wieder vor. Mit den Absätzen traf er die über das Seil gebeugte Ischke im Bauch.
In dem Moment, als er sie erwischte, löste sich auch der Schuss aus ihrer Pistole.
Die Kugel traf auf Metall und prallte als Querschläger davon ab.
Daneben.
Ischke wurde zurückgeschleudert, während Gray auf den Holzbohlen landete. Mit dem Messer in der Hand rollte er sich ab. Ischke war auf ein Knie gesunken. Die Pistole hatte sie fallen gelassen.
Gray und Ischke stürzten sich gleichzeitig darauf.
Obwohl der Tritt in den Bauch ihr den Atem verschlagen hatte, bewegte sie sich mit schlangenhafter Geschmeidigkeit. Sie bekam die Pistole als Erste zu fassen.
Gray aber hatte das Messer.
Er rammte ihr die Klinge durchs Handgelenk und nagelte es am Bodenbrett fest. Ischke schrie auf und ließ die Pistole fallen. Gray wollte sie packen, doch der Griff prallte vom Boden ab, und die Waffe flog über den Rand des Kreisweges.
Der kurze Moment, da Gray abgelenkt war, genügte Ischke, um das Messer aus dem Brett herauszureißen. Auf die andere Hand gestützt, drehte sie sich und trat nach Grays Kopf.
Er versuchte auszuweichen, doch ihr Schienbein traf ihn mit Wucht an der Schulter. Gray rollte sich mit verstauchter Schulter herum. Die Frau hatte Mordskräfte.
Bevor er sich aufrichten konnte, sprang sie ihn an und versuchte, ihn mit der in ihrem verletzten Handgelenk steckenden Messerklinge zu blenden. Mit Mühe und Not bekam er ihren Ellbogen zu fassen und verdrehte ihr den Arm, wobei sie beide über die Kante hinausgerieten.
Er ließ trotzdem nicht locker.
Er und Ischke fielen über die Kante.
Im letzten Moment schlang Gray das linke Bein um einen der Stützpfosten. Er kam ruckartig zum Halten und verstauchte sich das Knie. Ischke löste sich von ihm und stürzte in die Tiefe.
Noch während er am Bein hing, beobachtete er, wie die Frau durchs Gebüsch brach und mit großer Wucht auf dem grasbewachsenen Boden aufprallte.
Ungläubig sah er mit an, wie Ischke sich wieder hochrappelte. Mit schmerzhaft verrenktem Knöchel machte sie einen Ausfallschritt, um nicht umzufallen.
Ein lautes Poltern ließ Gray zusammenfahren.
Fiona hatte sich von einem der Befestigungsseile des Käfigs auf den Hochweg hinaufgeschwungen und war auf den Holzbohlen gelandet.
Während des Kampfes hatte sie sich offenbar erst auf den
Weitere Kostenlose Bücher