Der Genesis-Plan SIGMA Force
Augenweide.
»Seine Körperzellen sind in Degeneration begriffen und lösen sich von innen heraus auf«, antwortete sie. »Das meint jedenfalls Anna Sporrenberg. Sie hat in den vergangenen Jahren die zellschädigende Wirkung der Glockenstrahlung eingehend untersucht. Organausfall ist die Folge. Ihr Bruder Gunther leidet an einer chronischen Form der Krankheit. Aufgrund seiner gesteigerten Selbstheilungskräfte und seines verbesserten Immunsystems ist der Verfall bei ihm allerdings verlangsamt. Anna und Painter, die als Erwachsene eine Überdosis an Strahlung abbekommen haben, verfügen hingegen über keinen körpereigenen Schutz.«
Da sie wusste, dass Monk eine medizinische Ausbildung absolviert hatte, ging sie in die Einzelheiten: Abnahme der roten Blutkörperchen, steigender Bilirubinspiegel, Ödeme, Muskelkrämpfe mit zeitweiliger Versteifung von Hals und Schultern, Knocheninfarkte, Hepatosplenomegalie, deutliche Herzgeräusche, Kalzifizierung der Extremitäten sowie Trübung der Pupillen.
Letztendlich lief jedoch alles auf eine einzige Frage hinaus.
»Wie viel Zeit bleibt ihnen noch?«, sagte Monk.
Lisa blickte seufzend zu der Hütte hinüber, in der Painter verschwunden war. »Höchstens noch ein Tag. Selbst wenn wir heute ein Heilmittel finden sollten, dürften wahrscheinlich dauerhafte Schäden zurückbleiben.«
»Ist Ihnen aufgefallen, wie schleppend er spricht? Kommt das von den Medikamenten, oder …?«
Lisa sah ihn gequält an. »Das liegt nicht allein an den Medikamenten.«
Monk spürte, dass sie sich das zum ersten Mal selbst eingestand. Die Erkenntnis ging mit Furcht und Hoffnungslosigkeit einher. Ihre Reaktion fiel heftiger aus, als von einer besorgten Ärztin oder einer fürsorglichen Freundin zu erwarten gewesen wäre. Painter bedeutete ihr etwas, und sie bemühte sich, ihre Gefühle im Zaum zu halten und ihr Herz zu verschließen.
Painter erschien im Hütteneingang und winkte Monk zu sich. »Kat ist in der Leitung.«
Monk stand eilig auf, vergewisserte sich, dass keine Hubschrauber zu sehen waren, und ging zu Painter hinüber. Er nahm das Satellitentelefon entgegen, deckte die Sprechmuschel ab und nickte Dr. Cummings zu. »Boss, ich glaube, die Frau braucht Gesellschaft.«
Painter verdrehte die Augen. Sie waren blutunterlaufen, denn in der Lederhaut war es zu Blutungen gekommen. Er beschattete die schmerzenden Augen und ging zur Ärztin hinüber.
Monk wartete, bis Painter außer Hörweite war, dann hob er das Telefon an den Mund. »Hallo, Babe.«
»Nenn mich nicht Babe. Was zum Teufel machst du in Afrika?«
Monk lächelte. Kats Tadel kam ihm so gelegen wie ein Glas frischer Limonade in der Wüste. Ihre Frage war lediglich rhetorisch gemeint, denn man hatte sie bereits ins Bild gesetzt.
»Ich dachte, du solltest lediglich den Aufpasser spielen?«, fuhr sie fort.
Monk schwieg und gab ihr damit Gelegenheit, erst einmal Dampf abzulassen.
»Wenn du zurückkommst, sperr ich dich ein …«
So ging es eine ganze Weile weiter.
Schließlich kam Monk endlich einmal zu Wort. »Du hast mir auch gefehlt.«
Ein Schnauben ging in ein Seufzen über. »Man hat mir gesagt, Gray werde immer noch vermisst.«
»Dem passiert schon nichts«, versicherte er ihr. Das hätte er auch selbst gern geglaubt.
»Finde ihn, Monk. Unternimm alles, was in deiner Macht steht.«
Genau das hatte Monk vor. Er wusste ihre Einstellung zu schätzen. Sie bat ihn nicht, vorsichtig zu sein. Dafür kannte sie ihn zu gut. Gleichwohl sagte sie mit tränenerstickter Stimme: »Ich liebe dich.«
Das war Motivation genug, vorsichtig zu sein.
»Ich liebe dich auch.« Mit gesenkter Stimme fügte er hinzu: » Euch beide .«
»Komm bald her.«
»Da kann mich niemand daran hindern.«
Kat seufzte erneut. »Logan hat mich angepiepst. Ich muss Schluss machen. Um zehn nach sieben haben wir eine Besprechung mit einem Vertreter der südafrikanischen Botschaft. Wir werden uns bemühen, von hier aus möglichst viel Druck zu machen.«
»Gebt ihnen Zunder, Babe.«
»Wird gemacht. Tschüs, Monk.«
»Kat, ich …« In der Leitung knackte es. Mist.
Monk ließ das Telefon sinken und blickte zu Lisa und Painter hinüber. Sie steckten die Köpfe zusammen und unterhielten sich, doch er spürte, dass es dabei mehr um körperliche Nähe als um verbalen Austausch ging. Er sah aufs Telefon. Zumindest Kat war in Sicherheit und wohlauf.
12:37
»Ich wurde in eine unterirdisch gelegene Gefängniszelle geschleppt«, sagte Dr. Marcia Fairfield.
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