Der Genesis-Plan SIGMA Force
hatte, der seitlich unter der Kapuze hervorschaute. Links hatte sie einen grünen, zerschlissenen Rucksack geschultert, mit dem sie wie eine typische Touristin wirkte.
Gray aber kannte die junge Frau irgendwoher. Über eine Entfernung von fünfzig Metern hinweg trafen sich ihre Blicke. Sie wandte sich zu schnell wieder ab. Zu betont nachlässig.
Sie verfolgte ihn.
Logan fuhr fort: »Ich habe die Adresse des Verkäufers in die Datenbank Ihres Handys geladen. Die Zeit sollte ausreichen, um vor Auktionsbeginn mit dem Besitzer zu sprechen.«
Gray las die eingeblendete Adresse vom Display ab und tippte auf den Stadtplan. Acht Nebenstraßen weiter, an die Strøget angrenzend, lag die große Fußgängerzone, die das Zentrum von Kopenhagen durchzog. Gar nicht weit.
Vorher aber …
Aus den Augenwinkeln behielt Gray die sich im Kanal spiegelnde Brücke im Auge. Er beobachtete in dem sich wellenden Spiegel, wie die junge Frau im vergeblichen Versuch, ihr Gesicht zu verdecken, den Rucksack weiter auf die Schulter zog.
Hatte sie gemerkt, dass ihre Tarnung aufgeflogen war?
»Commander Pierce?«, sagte Logan.
Die junge Frau hatte das Ende der Brücke erreicht und verschwand in einer Nebenstraße. Er wartete ab, ob sie vielleicht wieder zum Vorschein kam.
»Commander Pierce, haben Sie die Adresse bekommen?«
»Ja. Ich kümmere mich drum.«
»Ausgezeichnet.« Logan legte auf.
Ans Brückengeländer gelehnt musterte Gray die Umgebung und wartete darauf, dass entweder die junge Frau oder irgendein Komplize auftauchte. Auf einmal bedauerte er, die Glock Kaliber 9 mm im Hotel gelassen zu haben. Im Auktionskatalog war jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass alle Teilnehmer abgetastet werden würden und einen Metalldetektor zu passieren hätten. Grays einzige Waffe war ein Messer aus karbonisiertem Plastik, das im Stiefelschaft steckte. Das war auch schon alles.
Er wartete.
Während die Stadt allmählich erwachte, wurde der Fußgängerverkehr dichter. Hinter ihm füllte ein abgezehrter Ladenbesitzer Verkaufskästen mit Eis und legte verschiedene Fische hinein: Seezunge, Klippfisch, Aal und den unverzichtbaren Hering.
Der Geruch vertrieb ihn schließlich von seinem Beobachtungsposten am Kanal. Im Gehen sah er sich jedoch immer wieder über die Schulter um.
Vielleicht war er ja ein bisschen paranoid, doch in seinem Beruf waren solche Neurosen eher von Vorteil. Er betastete den Drachenanhänger und ging weiter.
Nachdem er ein paar Nebenstraßen gequert hatte, fühlte er sich sicher genug, um einen Notizblock aus der Tasche zu ziehen. Auf dem obersten Blatt waren ein paar interessante Gegenstände aufgeführt, die heute versteigert werden sollten.
1. Eine Ausgabe von Gregor Mendels Arbeit über Vererbung aus dem Jahr 1865.
2. Zwei Physikbücher Max Plancks: Thermodynamik aus dem Jahr 1897 und Theorie der Wärmestrahlung von 1906, beide handsigniert.
3. Das Tagebuch des Botanikers Hugo de Vries von 1901, das sich mit Pflanzenmutationen befasste.
Gray hatte gestern so viele Informationen wie möglich zu diesen Objekten zusammengetragen. Er notierte ein weiteres Objekt.
4. Charles Darwins Familienbibel.
Gray steckte den Notizblock wieder ein und fragte sich zum hundertsten Mal, worin wohl die Verbindung bestand.
Vielleicht sollte er die Lösung des Rätsels besser einem anderen Sigma-Mitarbeiter überlassen. Er überlegte, ob er Logan bitten sollte, die Angelegenheit mal von seinen Kollegen Monk Kokkalis und Kathryn Bryant unter die Lupe nehmen zu lassen. Beide hatten ihre Fähigkeit, Zusammenhänge in disparaten Fakten zu erkennen, bereits unter Beweis gestellt. Aber vielleicht gab es ja gar keinen Zusammenhang. Das zu entscheiden, war es noch zu früh. Gray musste erst einmal weitere Informationen gewinnen, zumal was das letztgenannte Objekt betraf.
Bis dahin würde er die beiden Turteltauben in Ruhe lassen.
19:32
Washington, D. C.
»Ist das wahr?«
Monk legte die Hand auf den nackten Bauch der Frau, die er liebte. Bekleidet mit einer orange-schwarzen Trainingshose kniete er neben dem Bett. Sein vom abendlichen Jogging schweißnasses Hemd hatte er achtlos auf die Holzdielen geworfen. Die Augenbrauen, die einzigen behaarten Stellen seines Kopfes, hatte er erwartungsvoll gehoben.
»Ja«, bestätigte Kat. Behutsam nahm sie seine Hand weg und wälzte sich auf der anderen Seite aus dem Bett.
Monks Grinsen wurde noch breiter. Er konnte nichts dagegen tun. »Bist du dir auch ganz sicher?«
Kat, die weiße
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