Der Genesis-Plan SIGMA Force
Shorts und ein weites T-Shirt mit dem Aufdruck Georgia Tech trug, ging zum Bad. Das glatte, kastanienbraune Haar fiel ihr auf die Schultern herab. »Meine Regel war fünf Tage überfällig«, sagte sie verdrossen. »Deshalb hab ich gestern einen Schwangerschaftstest gemacht.«
Monk richtete sich auf. »Gestern? Und du hast mir nichts davon gesagt?«
Kat verschwand im Bad und lehnte die Tür an.
»Kat?«
Er hörte, wie die Dusche zu rauschen begann. Er ging ums Bett herum und näherte sich der Badezimmertür. Er wollte es ganz genau wissen. Als er vom Jogging zurückgekommen war, hatte sie im Bett gelegen und die Bombe platzen lassen. Ihre Augen waren verquollen, ihr Gesicht aufgedunsen. Sie hatte geweint. Es hatte einiger Überredungskunst bedurft, ihr nähere Auskünfte über den Grund ihres Kummers zu entlocken.
Er klopfte an die Tür. Es klang lauter und fordernder, als er beabsichtigt hatte. Vorwurfsvoll sah er die Hand des Anstoßes an. Die fünffingrige Prothese war modernster Bauart und mit den neuesten technischen Spielereien der DARPA vollgestopft. Er trug sie, seit er im Einsatz die linke Hand verloren hatte. Plastik und Metall aber waren ein ungenügender Ersatz. Das Klopfen an der Holztür hörte sich an, als wollte er sie einschlagen.
»Kat, rede mit mir«, sagte er mit sanfter Stimme.
»Ich dusch mich mal gerade.«
Monk hörte die Anspannung aus ihren Worten heraus. Er spähte ins Badezimmer. Obwohl sie seit fast einem Jahr zusammen waren, achteten sie gegenseitig ihre Intimsphäre.
Kat saß auf dem Klosettdeckel und hatte den Kopf in die Hände gestützt.
»Kathryn …«
Erstaunt über die Störung sah sie auf. »Monk!« Sie beugte sich vor und versuchte, die Tür zuzudrücken.
Er stellte den Fuß in den Spalt. »Es ist ja nicht so, als hättest du die Toilette tatsächlich benutzt .«
»Ich warte nur, bis das Duschwasser warm ist.«
Als er eintrat, bemerkte Monk, dass der Spiegel beschlagen war. Es roch nach Jasmin. Der Duft weckte alle möglichen Gefühle bei ihm. Er kniete vor ihr nieder.
Sie wich vor ihm zurück.
Er legte ihr die Hände auf die Knie, die eine aus Fleisch und Blut, die andere künstlich.
Sie ließ den Kopf hängen und wollte ihm nicht in die Augen sehen.
Er drückte ihr die Knie auseinander, beugte sich vor, schob die Hände an den Oberschenkeln vor und umfasste ihren Po. Er zog sie an sich heran.
»Ich muss unter die Dusche«, sagte sie.
»Du musst gar nichts.« Er hob sie hoch und setzte sie auf seinen Schoß. Ihre Gesichter berührten sich fast.
Endlich sah sie ihm in die Augen. »Es … es tut mir leid.«
Er neigte sich ihr noch weiter entgegen. »Was denn?« Ihre Lippen streiften aneinander.
»Ich hätte besser aufpassen sollen.«
»Ich kann mich nicht erinnern, mich beklagt zu haben.«
»Aber eine solche Nachlässigkeit …«
»Sag das nicht.« Er küsste sie grob auf den Mund, nicht zornig, sondern zur Bekräftigung. Dicht an ihrem Mund flüsterte er: »Sag das nie mehr.«
Sie schmiegte sich an ihn, legte ihm die Hände um den Hals. Ihr Haar duftete nach Jasmin. »Was sollen wir jetzt machen?«
»Ich weiß vielleicht nicht alles, aber die Antwort auf diese Frage kenne ich.«
Er wälzte sich auf die Seite und legte Kathryn auf den Badezimmerteppich.
»Oh«, sagte sie.
07:55
Kopenhagen, Dänemark
Gray saß vor dem Straßencafé, das dem kleinen Antiquariat gegenüberlag.
Sjælden Bøger stand auf dem Schaufenster. Seltene Bücher. Der Buchladen nahm das Erdgeschoss eines zweistöckigen Reihenhauses mit einem roten Ziegeldach ein. Das Haus unterschied sich kaum von den anderen Häusern in dieser weniger begüterten Gegend. Und wie die anderen Häuser wirkte es ein wenig baufällig. Die oberen Fenster waren mit Brettern vernagelt. Der Eingang des Buchladens war mit einem Fallgitter gesichert.
Geschlossen.
Während Gray darauf wartete, dass der Laden öffnete, unterzog er das Gebäude einer eingehenderen Musterung und nippte hin und wieder an dem Getränk, das hier in Dänemark als heißer Kakao galt und so dick war, dass es wie ein geschmolzener Riegel Hershey-Schokolade schmeckte. Die vernagelten Fenster vermochten ihn nicht zu täuschen. Trotz seines schlechten Zustands war dem Haus der typische Alte-Welt-Charme eigen; eulenäugige Gauben spähten vom Dach herunter, schwere Fachwerkbalken überkreuzten sich an der Fassade, und das steile Dach war bereit, auch den Schneefall eines langen Winters zu bewältigen. Unterhalb der Fenster machte
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