Der Genesis-Plan SIGMA Force
eine Bemerkung. Er hatte wichtigere Dinge zu klären.
»Ja, wir haben uns bekannt gemacht«, sagte Gray. »Offenbar bin ich Ihrer Enkelin heute bereits zweimal begegnet.«
»Ah, Fionas Neugier wird sie irgendwann noch in Schwierigkeiten bringen.« Ein Lächeln milderte Grettes Tadel. »Hat sie Ihnen Ihre Brieftasche zurückgegeben?«
Gray runzelte die Stirn und klopfte auf die Gesäßtasche. Leer.
Fiona zog seine Brieftasche aus braunem Leder aus einer Seitentasche des Rucksacks.
Gray riss sie ihr aus der Hand. Er erinnerte sich, dass sie ihn angerempelt hatte, als sie den Kaffee holen gegangen war. Offenbar war das kein bloßes Versehen gewesen.
»Bitte nehmen Sie ihr das nicht übel«, sagte Grette. »Das ist ihre Art, Hallo zu sagen.«
»Ich hab mir nur seinen Ausweis angesehen«, meinte Fiona achselzuckend.
»Dann gib dem jungen Mann bitte auch seinen Pass zurück, Fiona.«
Gray betastete die andere Gesäßtasche. Ebenfalls leer. Allmächtiger!
Fiona warf ihm das kleine blaue Büchlein mit dem amerikanischen Adler auf der Vorderseite zu.
»War das auch alles?«, fragte Gray und untersuchte nacheinander seine Taschen.
Fiona zuckte lediglich mit den Achseln.
»Ich bitte Sie noch einmal, den Übermut meiner Enkelin zu entschuldigen. Bisweilen übertreibt sie es ein wenig mit ihrer Fürsorglichkeit.«
Gray musterte die beiden Frauen. »Würden Sie mir jetzt bitte erklären, was hier eigentlich vorgeht?«
»Sie wollen Nachforschungen zu Darwins Bijbel anstellen«, sagte Grette.
»Sie meint die Bibel«, übersetzte Fiona.
Grette nickte. Ihr Versprecher verriet eine gewisse Besorgnis.
»Ich vertrete einen Kaufinteressenten«, sagte Gray.
»Ja, das ist uns bekannt. Und gestern haben Sie sich nach weiteren Objekten erkundigt, die bei der Ergenschein-Auktion unter den Hammer kommen?«
Gray hob überrascht die Brauen.
»Die Gemeinde der Bibliophilen hier in Kopenhagen ist recht klein. Neuigkeiten sprechen sich schnell herum.«
Und da hatte er geglaubt, diskret vorgegangen zu sein.
»Ihr Interesse war der eigentliche Grund, weshalb ich mich entschlossen habe, meine Darwinbibel versteigern zu lassen. Das wachsende Interesse an wissenschaftlichen Abhandlungen aus der viktorianischen Zeit hat die Szene in helle Aufregung versetzt.«
»Ein guter Zeitpunkt zum Verkaufen«, bemerkte Fiona etwas zu bestimmt, als wollte sie das Thema damit beenden. »Wir sind mit der Miete einen Monat im Rückstand …«
Grette winkte ab. »Es war eine schwere Entscheidung. Mein Vater hat die Bibel 1949 erworben und sie gehütet wie einen Schatz. Darin sind handschriftlich die Namen der Familie Darwin verzeichnet, über zehn Generationen hinweg bis zum berühmten Charles. Außerdem ist die Bibel von historischem Interesse. Sie hat Darwin auf der Weltreise mit der Beagle begleitet. Ich weiß nicht, ob Ihnen das bekannt ist, aber Charles Darwin hat eine Zeit lang erwogen, Priester zu werden. Die Bibel legt Zeugnis ab von seiner Religiosität und seinem wissenschaftlichen Forscherdrang.«
Gray nickte. Die Frau versuchte offenbar, sein Interesse zu steigern. Ging es ihr darum, den Auktionspreis in die Höhe zu treiben? Wie auch immer, Gray wollte seinen Vorteil nutzen.
»Und warum ist Fiona mir gefolgt?«, fragte er.
Grette winkte müde ab. »Ich möchte mich noch einmal in ihrem Namen dafür entschuldigen, dass Sie belästigt wurden. Wie ich schon sagte, besteht in letzter Zeit ein großes Interesse an viktorianischen Memorabilien, und die Antiquariatsszene ist klein. Wir wissen alle, dass einige der Transaktionen … nun, wenn nicht dem Schwarzmarkt, so doch dem grauen Markt zuzurechnen sind.«
»Das ist mir ebenfalls zu Ohren gekommen«, meinte Gray in der Hoffnung, ihr weitere Informationen entlocken zu können.
»Einige Käufer haben ihr Gebot offenbar nachträglich zurückgezogen oder mit Schwarzgeld, ungedeckten Schecks und so weiter bezahlt. Fiona wollte lediglich meine Interessen schützen. Bisweilen geht sie dabei zu weit und greift auf Talente zurück, die sie besser vergessen sollte.« Sie sah ihre Enkelin tadelnd an.
Fiona interessierte sich auf einmal auffallend für die Fußbodendielen.
»Vor einem Jahr hat ein Herr einen ganzen Monat lang meine Unterlagen und die historischen Eigentumsbelege durchgesehen.« Sie zeigte auf die Aktenschränke. »Allerdings hat er für das Privileg mit einer gestohlenen Kreditkarte bezahlt. An der Darwinbibel war er ganz besonders interessiert.«
»Deshalb können wir gar
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