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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Zeit.«
    12:15
    Himalaya
    Lisa folgte Painter.
    Mit der Geschicklichkeit einer Bergziege kletterte er einen mit Findlingen übersäten und mit eisverkrustetem Schiefer bedeckten steilen Graben hinunter. Der dichte Schneefall beschränkte die Sichtweite auf wenige Meter und erzeugte ein unheimliches graues Zwielicht. Zumindest waren sie hier ein wenig vor den eisigen Böen geschützt. In der tiefen Rinne bewegten sie sich gegen die Windrichtung.
    Trotzdem gab es kein Entrinnen vor der Eiseskälte, denn die Temperatur sank immer tiefer in den Keller. Trotz des Parkas und der Handschuhe zitterte Lisa. Obwohl sie noch keine Stunde unterwegs waren, war die Hitze des brennenden Klosters nurmehr eine ferne Erinnerung. Die ungeschützten Stellen ihres Gesichts waren vom scharfen Wind gerötet und fühlten sich wund an.
    Painter hatte noch mehr zu leiden. Er hatte eine dicke Hose und Wollfäustlinge angezogen, die er einem der toten Mönche abgenommen hatte. Doch er hatte keine Kapuze. Um wenigstens die untere Gesichtshälfte zu schützen, hatte er sich ein Halstuch umgebunden. Weiße Atemwölkchen quollen daraus hervor.
    Sie mussten einen Unterschlupf finden.
    Und zwar bald.
    Painter fing Lisa auf, als sie auf dem Hintern einen besonders steilen Abschnitt hinunterrutschte. Sie hatten das Ende des Gefälles erreicht. Eingerahmt von steilen Felswänden beschrieb die Rinne an der Stelle einen Knick.
    Der Neuschnee lag bereits dreißig Zentimeter hoch.
    Ohne Schneeschuhe würden sie nur schwer vorankommen.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, zeigte Painter an den Rand der schmalen Rinne. Dort war ein Überhang, der ein wenig Schutz vor dem Wetter bot. Sie stapften durch die Schneewehen darauf zu.
    Als sie den Überhang erreicht hatten, wurde es einfacher.
    Lisa blickte sich um. Ihre Fußspuren füllten sich bereits mit Schnee. In wenigen Minuten würden sie nicht mehr zu sehen sein. Obwohl es ihre Verfolgung unmöglich machte, fand Lisa das verstörend. Es war, als würde ihre Existenz ausgelöscht.
    Sie sah wieder nach vorn. »Haben Sie eine Ahnung, wohin wir gehen?«, fragte sie. Unwillkürlich hatte sie geflüstert – weniger weil sie fürchtete, jemand könnte sie hören, sondern weil der die Geräusche dämpfende Schnee sie einschüchterte.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Painter. »Das Grenzgebiet wurde noch nicht kartographisch erfasst. Weite Teile davon wurden noch nie von einem Menschen betreten.« Er schwenkte den Arm. »Bevor ich hierherkam, habe ich mir die Satellitenbilder angesehen. Aber das bringt nicht viel. Das zerklüftete Terrain erschwert die Überwachung.«
    Eine Weile gingen sie schweigend weiter.
    Schließlich blickte Painter sich nach ihr um. »Wussten Sie, dass hier 1999 Shangri-La entdeckt wurde?«
    Lisa zog die Brauen hoch. Sie konnte nicht erkennen, ob er hinter dem Halstuch lächelte. »Das Shangri-La aus Der verlorene Horizont ?« Sie erinnerte sich an das Buch und den Film. Shangri-La war ein utopisches, märchenhaftes Paradies irgendwo im Himalaya.
    Painter blickte wieder nach vorn und erklärte im Gehen: »Zwei Forscher von National Geographic haben ein paar hundert Meilen südlich von hier eine unglaublich tiefe Schlucht entdeckt, die unter einem Berghang versteckt liegt und auf Satellitenbildern daher nicht zu sehen ist. Auf dem Boden der Schlucht liegt ein subtropisches Paradies. Mit Wasserfällen, Kiefern und Tannen, Wiesen voller Rhododendren, mit von Schierling und Rottannen gesäumten Bächen. Eine von Tieren wimmelnde natürliche Gartenlandschaft, an allen Seiten von Schnee und Eis umgeben.«
    »Shangri-La?«
    Er zuckte die Schultern. »Das zeigt nur, dass Wissenschaft und Satelliten nicht immer imstande sind, das zu enthüllen, was die Natur verbergen will.«
    Inzwischen klapperte er mit den Zähnen. Selbst das Sprechen verbrauchte Körperwärme und Atemluft. Sie mussten ihr eigenes Shangri-La finden.
    Schweigend stapften sie weiter. Der Schneefall wurde dichter.
    Zehn Minuten später beschrieb die Rinne abermals einen scharfen Knick. An der Biegung verschwand der schützende Überhang.
    Die Rinne führte steil nach unten, wurde breiter und öffnete sich. Ein Schneevorhang fiel auf sie nieder, erfüllte die ganze Welt. Wenn eine Windbö den Schneevorhang für Augenblicke lüftete, sahen sie verschwommen ein tiefer gelegenes Tal.
    Es war kein Shangri-La.
    Vor ihnen erstreckte sich eine Reihe eisiger, schneeumtoster schroffer Felsen, die zu steil waren, um sie ohne Sicherungsseil zu

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