Der Genesis-Plan SIGMA Force
und Ohren.«
»Damit keine E-Erfrierungen zurückbleiben …«
Sie nickte. »Setzen Sie sich auf eine möglichst dicke Unterlage, damit der Wärmeverlust minimiert wird.«
Sie entkleideten sich und polsterten ihr Nest mit Gänsedaunen und Wolle.
Bald darauf war es nahezu behaglich warm.
»Ich habe ein paar Energieriegel dabei«, sagte Lisa. »Trinken können wir geschmolzenen Schnee.«
»Sie sind ja eine richtige Überlebenskünstlerin«, sagte Painter mit etwas kräftigerer Stimme als zuvor. Jetzt, da es warm wurde, kehrte auch sein Optimismus zurück.
»Aber gegen eine Kugel hilft das auch nicht«, meinte Lisa. Die Nase unter die Decke gesteckt, sah sie ihn an.
Painter nickte seufzend. Vorerst hatten sie die Kälte hinter sich gelassen, nicht aber die Gefahr. Der Sturm, der eben noch ihr Leben bedroht hatte, bot ihnen nun zumindest einen gewissen Schutz. Aber wie sollte es weitergehen? Sie konnten keine Hilfe herbeirufen. Und sie waren unbewaffnet.
»Wir halten uns versteckt«, sagte Painter. »Die Leute, die das Kloster zerstört haben, werden unseren Spuren nicht folgen können. Sobald sich das Wetter bessert, wird man Suchtrupps losschicken. Mit der Leuchtfackel in Ihrem Rucksack können wir sie auf uns aufmerksam machen.«
»Dann bleibt uns nur zu hoffen, dass die Retter uns vor den Unbekannten finden werden.«
Er drückte ihr aufmunternd das Knie. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er sich mit hohlen Phrasen zurückhielt. In ihrer Lage konnten sie keine Schönrednerei gebrauchen. Sie tastete nach seiner Hand und hielt sie fest. Diese Ermutigung musste reichen.
Beide schwiegen, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt.
»Was sind das für Leute, was meinen Sie?«, fragte Lisa nach einer Weile.
»Keine Ahnung. Aber als ich den Mann gerammt habe, hat er geflucht. Auf Deutsch. Ich hatte das Gefühl, ich wäre gegen einen Panzer gerannt.«
»Ein Deutscher? Sind Sie sicher?«
»Sicher ist gar nichts. Aber wahrscheinlich war das ein Söldner. Jedenfalls hatte er eine militärische Ausbildung.«
»Moment mal«, sagte Lisa. Sie drehte sich um und wühlte im Rucksack. »Die Kamera.«
Painter straffte sich ein wenig, wobei ihm die Decke von der Schulter rutschte. Er duckte sich, um die Lücke wieder zu schließen. »Haben Sie ein Foto von ihm gemacht?«
»Um den Blitz wiederholt auszulösen, habe ich die Kamera auf Serienfoto gestellt. In diesem Modus werden fünf Bilder pro Sekunde gemacht. Ich habe keine Ahnung, was drauf ist.« Sie tippte an den Bedienknöpfen der Kamera herum.
Schulter an Schulter blickten sie auf den kleinen LCD -Monitor an der Kamerarückseite. Lisa ließ die letzten Bilder anzeigen. Die meisten waren unscharf, dennoch wirkte die Fotoserie wie eine Zeitlupenwiedergabe ihrer Flucht: Das Erschrecken des Angreifers, der schützend vor die Augen erhobene Arm, das Mündungsfeuer, als Lisa hinter dem Fass Deckung suchte, der Zusammenprall mit Painter.
Auf einigen Fotos war das Gesicht des Mannes zu erkennen. Die verschiedenen Puzzleteile ergaben folgendes Bild: hellblondes Haar, buschige Augenbrauen, vorstehender Kiefer. Die letzten Fotos waren offenbar entstanden, als Lisa über Painter und den Angreifer hinweggesprungen war. Auch eine Nahaufnahme war dabei. Die Nachtsichtbrille war verrutscht, sodass man ein Auge des Mannes sah. Die unbeherrschte Wut darin wurde von der roten Pupille noch gesteigert.
Lisa klickte wieder zu Relu Na zurück, dem fernen Verwandten Ang Gelus, der sie mit der Sichel angegriffen hatte. Die Augen des wahnsinnigen Mönchs hatten ganz ähnlich gefunkelt. Sie bekam eine Gänsehaut, die nichts mit dem Schneesturm zu tun hatte, der über sie hinwegbrauste.
Und noch etwas anderes fiel ihr auf.
Die Augen des Mannes waren unterschiedlich gefärbt.
Das eine war stahlblau.
Das andere reinweiß.
Vielleicht lag es ja auch nur an der Überbelichtung …
Lisa drückte die Rücktaste und klickte zum Anfang zurück. Anschließend wurden wieder die Kellerbilder angezeigt. Sie klickte weiter, bis das letzte Bild erschien, das sie vor Betreten des Kellers aufgenommen hatte. Es zeigte die mit blutigen Zeichen beschmierte Wand. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht.
»Was ist das?«, fragte Painter.
Die traurige Geschichte vom Klostervorsteher hatte sie ihm bereits erzählt. »Das hat der alte Mönch auf die Wand gekritzelt. Das ist ein und dieselbe Abfolge von Zeichen. Sie wiederholen sich immer wieder.«
Painter beugte sich neugierig vor. »Können Sie das Bild
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