Der Genesis-Plan SIGMA Force
sonnengebräunte Erscheinung wirkte stets jugendlich, obwohl er bereits über vierzig war. Heute aber wirkte er blass, seine Augen waren verquollen, und die Falten an der Nasenwurzel wirkten so tief wie der Grand Cañon.
»Wie sieht es bei Gray aus?«, fragte Kat.
Logan richtete einen Aktenordner auf der Tischplatte gerade aus, als wäre das andere Thema damit erledigt. So geschäftsmäßig wie eh und je schob er einen zweiten Ordner vor und schlug ihn auf. »Vor einer Stunde wurde ein Anschlag auf Commander Pierce verübt.«
»Was?« Monk beugte sich ruckartig vor. »Und da reden Sie vom Wetter?«
»Immer mit der Ruhe. Er befindet sich in Sicherheit und wartet auf Unterstützung.« Logan setzte sie in knappen Worten über die Ereignisse in Kopenhagen ins Bild und schilderte auch, wie Gray seine Haut gerettet hatte. »Monk, ich möchte, dass Sie zu Commander Pierce stoßen. In Dulles wartet eine Maschine, die in zweiundneunzig Minuten planmäßig starten soll.«
Eines musste man dem Mann lassen: Er brauchte nicht mal auf die Uhr zu sehen.
»Captain Bryant«, wandte Logan sich an Kat. »Mir wäre es lieb, wenn Sie einstweilen hierblieben, während wir uns Klarheit über die Lage in Nepal verschaffen. Ich habe bereits mit unserer Botschaft in Kathmandu telefoniert. Ihre Erfahrung mit einheimischen und ausländischen Geheimdiensten könnte sich als nützlich erweisen.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Auf einmal war Monk froh, dass Kat im Geheimdienst Karriere gemacht hatte. Jetzt also sollte sie Logan bei der Bewältigung der aktuellen Krise helfen. Ihm war es lieber, dass sie hier in Smithsonian Castle arbeitete, als dass sie an einem Einsatz teilnahm. Eine Sorge weniger.
Er bemerkte, dass Kat ihn anstarrte. Sie wirkte verärgert, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Monk verzog keine Miene.
Logan erhob sich. »Sie können sich jetzt an die Arbeit machen.« Er hielt die Bürotür auf. Sie waren entlassen.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, packte Kat ihn oberhalb des Ellbogens am Arm. »Du fliegst also nach Dänemark?«
»Ja, und?«
»Und was ist …?« Sie zog ihn auf die Damentoilette. Zu dieser späten Stunde hielt sich niemand darin auf. »Was ist mit dem Kind?«
»Wie meinst du das? Was hat das …?«
»Und wenn dir etwas passiert?«
Er blinzelte. »Mir passiert schon nichts.«
Sie hob seinen linken Arm, sodass man die Handprothese sah. »Du bist nicht unverwundbar.«
Er ließ den Arm herabsinken und versteckte die Hand hinter dem Rücken. Das Blut schoss ihm ins Gesicht. »Das ist doch harmlos. Ich unterstütze Gray, bis er seine Aufgabe erledigt hat. Sogar Rachel kommt nach Kopenhagen. Wahrscheinlich soll ich den Anstandswauwau spielen. Mit dem nächsten Flieger kommen wir zurück.«
»Wenn der Einsatz so verdammt harmlos ist, schick jemand anders hin. Ich kann Logan sagen, ich bräuchte deine Hilfe.«
»Als ob er dir das abnehmen würde.«
»Monk …«
»Ich fliege, Kat. Du bist diejenige, die über deine Schwangerschaft Stillschweigen bewahren will. Ich würde es am liebsten hinausschreien, damit alle Welt es hört. Aber wie auch immer, wir müssen beide unsere Pflicht tun. Du hast deine zu erfüllen, ich meine. Vertrau mir – ich werd schon nicht leichtsinnig sein.« Er legte ihr die Hand auf den Bauch. »Um uns dreien willen werde ich gut auf meinen Arsch aufpassen.«
Seufzend legte sie ihre Hand auf die seine. »Also, das ist auch ein besonders hübscher Arsch.«
Er lächelte sie an. Sie lächelte zurück, doch es lagen Angst und Sorge in ihrem Blick. Darauf wusste er nur eine Antwort.
Er neigte sich ihr entgegen, bis ihre Lippen sich berührten, und flüsterte: »Ich verspreche es dir.«
»Was versprichst du?«, erwiderte sie und wich etwas zurück.
»Alles«, antwortete er und küsste sie auf den Mund.
Es war sein voller Ernst.
»Meinetwegen kannst du’s Gray erzählen«, meinte sie, als sie sich voneinander lösten. »Solange er schwört, es nicht weiterzusagen.«
»Tatsächlich?« Monks Miene hellte sich auf, dann kniff er misstrauisch die Augen zusammen. »Warum?«
Kat trat um ihn herum zum Spiegel und klopfte ihm dabei auf den Po. »Ich möchte, dass auch er auf deinen Arsch aufpasst.«
»Einverstanden. Allerdings glaube ich nicht, dass er sich davon beeindrucken lässt.«
Kopfschüttelnd begutachtete sie ihr Gesicht im Spiegel. »Was soll ich nur mit dir anfangen?«
»Also, Mr. Gregory zufolge habe ich noch zweiundneunzig Minuten
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