Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Tee getrunken hatten, massierte Painter sich auf einmal die rechte Schläfe. Sein rechtes Auge zuckte. Der Kopfschmerz war wieder aufgeflammt. Da sie nicht die Ärztin hervorkehren und ihn unnötig beunruhigen wollte, musterte sie ihn verstohlen von der Seite. Mit leicht vibrierenden Pupillen sah er ins erlöschende Feuer.
    Painter hatte von Aufrichtigkeit gesprochen, aber wollte er wirklich wissen, wie es um ihn stand? Die Abstände zwischen den Anfällen wurden offenbar kleiner. Außerdem war sie eigennützig genug, sich zu fürchten – nicht um seine Gesundheit, sondern um die winzige Hoffnung aufs Überleben, die sie immer noch hatte. Sie war auf ihn angewiesen.
    Lisa erhob sich. »Wir sollten jetzt schlafen. Die Nacht ist nicht mehr lang.«
    Painter nickte stöhnend. Als er sich aufrichtete, schwankte er so stark, dass sie ihn stützen musste.
    »Es geht schon«, sagte er.
    So viel zum Thema Aufrichtigkeit.
    Sie geleitete ihn zum Bett und schlug das Federbett zurück.
    »Ich kann auf dem Sofa schlafen«, sagte er.
    »Seien Sie doch nicht lächerlich. Legen Sie sich hin. Was sollen hier Anstand und Schicklichkeit? Wir befinden uns in der Gewalt von Nazis.«
    »Von ehemaligen Nazis.«
    »Ja, das ist wirklich ein großer Trost.«
    Seufzend stieg er ins Bett, ohne den Bademantel zuvor abzulegen. Lisa ging ums Bett herum, legte sich ebenfalls hin und blies die Kerzen aus. Es wurde dunkler, doch die Glut im Kamin verbreitete noch immer ein angenehmes Licht. Lisa fürchtete sich vor der tiefen Dunkelheit.
    Sie machte es sich bequem und zog die Decke hoch bis ans Kinn. Sie behielt einen gewissen Abstand zu Painter bei und kehrte ihm den Rücken zu. Offenbar spürte er ihre Angst, denn er wälzte sich auf die Seite.
    »Falls wir sterben müssen«, murmelte er, »sterben wir gemeinsam.«
    Sie schluckte. Das war nicht die Art Aufmunterung, die sie sich gewünscht hatte, doch andererseits hatte die Vorstellung auch etwas Tröstliches. Irgendetwas in seinem Tonfall, seine Aufrichtigkeit und das Versprechen, das er ihr damit gegeben hatte, bewirkten mehr, als haltlose Beschwichtigungen es vermocht hätten.
    Sie glaubte ihm.
    Sie kuschelte sich enger an ihn und verschränkte die Hand mit der seinen. Es war nichts Körperliches. Sie suchten lediglich Trost beieinander.
    Er drückte ihre Hand, fest und beruhigend.
    Sie rückte noch etwas näher an ihn heran, und er schmiegte sich an ihren Rücken.
    Lisa schloss die Augen.
    Sie rechnete damit, schlaflos zu bleiben, doch in seiner Umarmung schlummerte sie schließlich ein.
    22:39
    Kopenhagen, Dänemark
    Gray sah auf die Uhr.
    Seit zwei Stunden hielten sie sich jetzt schon versteckt. Zusammen mit Fiona war er in einen Wartungsraum eines Fahrgeschäfts geklettert, das Minen oder Bergwerk hieß. Es handelte sich um eine altmodische Jahrmarktsattraktion, bei der Wagen an comic-haften, bewegten Maulwurfmodellen in Bergmannskluft vorbeirollten, die in einem drolligen unterirdischen Steinbruch tätig waren. Ständig wurde ein und dasselbe Musikstück wiederholt, die akustische Version der chinesischen Wasserfolter.
    Kurz nachdem sie ins Gewühl des Tivoli eingetaucht waren, hatten Gray und Fiona Karten für das Bergwerk gelöst und Vater und Tochter gespielt. Bei der ersten uneinsehbaren Kurve hatten sie sich jedoch aus dem Wagen gewälzt und waren in einem Wartungsraum verschwunden, der hinter einer Schwingtür verborgen war. Ein Schild warnte vor elektrischer Spannung. Da sie die Fahrt nicht beendet hatten, konnte Gray sich das Ende nur ausmalen. In seiner Vorstellung landeten die Maulwurfwesen im Krankenhaus, alle von der schwarzen Pest befallen.
    Ihm wäre das jedenfalls ganz recht gewesen.
    Der muntere dänische Refrain wurde zum tausendsten Mal wiederholt. Vielleicht war es nicht so schlimm wie eine Fahrt durch It’s a Small World in Disneyland, aber viel fehlte nicht dazu.
    Auf Grays Schoß lag die aufgeschlagene Bibel. Mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe hatte er sie sorgfältig durchgeblättert und nach einem Hinweis auf ihre wahre Bedeutung gesucht. Sein Schädel pochte im Takt der Musik.
    »Haben Sie eine Pistole dabei?«, fragte Fiona, die mit vor der Brust verschränkten Armen in der Ecke hockte. »Wenn ja, erschießen Sie mich bitte.«
    Gray seufzte. »Wir müssen nur noch eine Stunde durchhalten.«
    »Das überlebe ich nicht.«
    Sie wollten so lange hier ausharren, bis der Vergnügungspark schloss. Es gab zwar nur einen einzigen offiziellen Ausgang, doch Gray nahm an,

Weitere Kostenlose Bücher