Der Genesis-Plan SIGMA Force
dass auch alle Nebenausgänge inzwischen unter Bewachung standen. Ihre einzige Chance bestand darin, sich dem Massenexodus anzuschließen, wenn die Besucher um Mitternacht zum Ausgang strömten. Er hatte versucht, sich beim Kopenhagener Flughafen nach der Ankunftszeit von Monks Maschine zu erkundigen, doch das viele Metall in dem alten Gebäude legte sein Handy lahm. Sie mussten den Flughafen erreichen.
»Haben Sie schon etwas gefunden?«, fragte Fiona.
Gray schüttelte den Kopf. Darwins Familienstammbaum auf dem vorderen Deckblatt war sicherlich faszinierend. Weitere Erkenntnisse aber hatten die spröden Seiten, die er bislang umgeblättert hatte, nicht erbracht. Bis jetzt war er lediglich auf ein paar Zeichnungen gestoßen, die in leicht abgewandelter Form immer wieder auftauchten.
Gray warf einen Blick auf sein Notebook. Er hatte die Symbole am Seitenrand der Bibel möglichst detailgetreu eingegeben – ob sie von Charles Darwin persönlich oder von einem späteren Besitzer stammten, vermochte er nicht zu sagen.
Er schob Fiona das Notebook zu.
»Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?«
Fiona beugte sich seufzend vor, ließ die Arme herabsinken und betrachtete die Zeichen mit zusammengekniffenen Augen.
»Kritzeleien«, meinte sie. »Bestimmt kein Grund, deswegen zu morden.«
Gray verdrehte die Augen, hielt aber den Mund. Fionas Stimmung hatte sich verdüstert. Ihre Rachsucht und ihr manischer Zorn waren ihm lieber. Seit sie hier eingesperrt waren, hatte sie sich immer mehr in sich selbst zurückgezogen. Wahrscheinlich hatte sie ihre ganze Energie darauf verwandt, die Bibel wieder in ihren Besitz zu bringen und auf diese Weise die Ermordung ihrer Großmutter zu rächen. Hier im Dunkeln machte sich Ernüchterung bei ihr breit.
Was konnte er dagegen tun?
Er nahm Papier und Kuli zur Hand und überlegte, wie er ihr Interesse wecken könnte. Er zeichnete ein weiteres Symbol, die kleine Tätowierung auf dem Handrücken des Mannes, der mit ihm um die Wette geboten hatte.
Er schob Fiona den Zettel zu. »Und das hier?«
Mit einem noch lauteren, noch dramatischeren Seufzer beugte sie sich abermals vor. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ein vierblättriges Kleeblatt. Ich weiß auch nicht. Was soll das … nein, warten Sie mal …« Sie nahm das Notebook und neigte sich dem Bildschirm entgegen. »Das habe ich schon mal gesehen!«
»Wo?«
»Auf einer Visitenkarte«, antwortete Fiona. »Aber da sah es anders aus, eher in Umrissen dargestellt.« Sie nahm den Kuli und begann zu zeichnen.
»Wessen Visitenkarte war das?«
»Die gehörte dem Arsch, der vor Monaten unsere Akten durchgesehen hat.« Fiona zeichnete weiter. »Wo haben Sie das gesehen?«
»Auf dem Handrücken des Mannes, der die Bibel ersteigert hat.«
Fiona gab eine Art Knurren von sich. »Ich hab’s doch gewusst! Dann steckt also ein und derselbe Kerl hinter alldem. Erst versucht er, die Bibel zu stehlen. Dann verwischt er seine Spuren, indem er Omi tötet und den Laden niederbrennt.«
»Erinnern Sie sich an den Namen, der auf der Visitenkarte stand?«
Fiona schüttelte den Kopf. »Nur an das Zeichen erinnere ich mich noch. Das kannte ich nämlich.«
Sie reichte ihm den Zettel. Die Zeichnung war detailreicher als die Tätowierung und gab die komplizierte Struktur des Symbols wieder.
Gray tippte mit dem Finger darauf. »Sie haben das schon mal gesehen?«
Fiona nickte. »Ich sammle Sticker. Zu diesen schnieken Klamotten passen die natürlich nicht.«
Gray dachte an die Kapuzenjacke mit den vielen Stickern, die sie am Morgen getragen hatte.
»Ich hatte mal eine keltische Phase«, meinte Fiona. »Ich hab keine andere Musik mehr gehört und hauptsächlich Sticker mit keltischen Symbolen getragen.«
»Und das hier?«
»Das nennt man Erdquadrat oder Keltisches Kreuz. Es soll eine beschützende Wirkung haben, weil es die vier Ecken der Welt symbolisiert.« Sie tippte auf die verschlungenen Kleeblätter. »Deshalb wird es auch als Schutzknoten bezeichnet. Es soll einen schützen.«
Trotz angestrengten Nachdenkens gab der Hinweis Gray keinen weiteren Aufschluss.
»Ich hab Omi deshalb geraten, ihm zu vertrauen«, sagte Fiona. Sie war wieder gegen die Wand gesackt und flüsterte, als traute sie sich nicht, laut zu sprechen. »Sie mochte den Mann nicht. Abneigung auf den ersten Blick. Aber als ich die Visitenkarte sah, dachte ich, er wäre okay.«
»Sie konnten es nicht wissen.«
»Omi hat es gespürt«, erwiderte Fiona scharf. »Jetzt ist sie
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