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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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Schnapp-Atmer geworden, eine Nation, die permanent Luft einsaugt, weil sie irgendwas «amaaaazing!» findet, und sei es nur die gute Luft, die sie gerade einatmen.
     
    Sollten Sie also vorhaben, in den nächsten Monaten in die Staaten zu fliegen, dann stellen Sie sich schon mal darauf ein, bei Starbucks eine Szene wie die folgende mitzuerleben:
     
    Ein Kunde kommt herein. Der Verkäufer schmeißt die Arme in die Luft und jubelt: «Oh my god, oh my god, you’re here!»
    Der Kunde greift sich fassungslos an den Kopf: «Don’t tell me, you’ll be serving me today?»
    Der Verkäufer strahlt übers ganze Gesicht: «Yes, I am! I am proud to be your host for the next five minutes.»
    Der Kunde fasst sich an die Brust: «Oh, that’s awesome, dude! I want some coffee.»
    Der Verkäufer strahlt übers ganze Gesicht: «You must be kidding! Coffee? You? That’s so wonderful!»
    Er schenkt ihm eine Tasse ein. Der Kunde probiert. Er reißt die Augen auf und schreit: «Jesus, that’s the best coffee I’ve ever had!»
    Der Verkäufer bricht in Tränen aus: «Really? That means so much to me!»
    Der Kunde bricht ebenfalls in Tränen aus. Einer der übrigen Kunden fängt an zu klatschen. Die anderen Kunden stimmen rhythmisch ein. Ein alter Mann schleudert seinen Stock in Richtung Himmel und schreit: «He likes his coffee! Hallelujah!»
    Alle stimmen ein. Verkäufer und Kunde umarmen sich und weinen.
     
    Das gilt natürlich nur, wenn Sie noch in diesem Jahr nach Amerika reisen. Nächstes Jahr ist das alles bestimmt noch ein bisschen schlimmer.

[zur Inhaltsübersicht]
JAN - TORBEN , PACK DEINE BRÜSTE EIN !
    Einmal im Jahr treffen sich im AStA-Café der Kölner Universität (und in allen anderen AStA-Cafés Deutschlands) die Studentenvertreter und beschließen einen Streik. Da aber kein Mensch merken würde, wenn Studenten einfach zu Hause blieben, überlegen sie fieberhaft, wie sie ihren Streik möglichst publikumswirksam und kreativ in Szene setzen können. Irgendwann springt dann die Susi aus der Fachschaft Erziehungswissenschaften auf und schreit: «Ich hab’s! Wir demonstrieren einfach …» Sie macht eine spannungsgeladene Pause, und alle hängen an ihren Lippen, bis es schließlich aus ihr herausplatzt: «… nackt!»
    Sie macht wieder eine Pause und schaut in die Runde, als hätte sie gerade das Energieproblem der Industrienationen gelöst.
    Das wäre eigentlich der Zeitpunkt, an dem irgendein Kommilitone gelangweilt die Backen aufblasen und fragen müsste: «Nackt? Wir demonstrieren doch jedes Jahr nackt! Und wenn wir gerade mal nicht nackt demonstrieren, gibt’s bestimmt bei Spiegel Online ’ne Bilder-Galerie von ’nem Fotokünstler, der ein Shooting mit tausend Nackten macht. Nackt ist sooo langweilig! Nackt ist das neue Angezogen! Denkt doch mal bitte ernsthaft nach!»
    Aber da es schließlich die gutaussehende Susi war, die diesen Vorschlag eingebracht hat, halten alle den Mund. Stattdessen streckt der Sven aus der Fachschaft Vergleichende Literaturwissenschaften seinen Zeigefinger in ihre Richtung und sagt anerkennend: «Susi, du hast einfach die besten Ideen!» Dann fügt er noch hinzu: «Wie wär’s, wenn wir uns mit Fingerfarbe auf den Bauch schreiben: ‹Für Bildung geben wir das letzte Hemd› ?» Auch hier wäre wieder ein guter Zeitpunkt, die Backen aufzublasen und Bilder der Demos der letzten zehn Jahre rauszuholen. Aber auch das macht keiner. Stattdessen schlägt einer vor, auch noch einen Nackt-Kalender zu veröffentlichen. Und der etwas dickliche Jan-Torben von den Informatikern reißt sich das Metallica-T-Shirt vom Leib und fummelt an seinem Gürtel herum, während er mit einem auffordernden Seitenblick in Richtung Susi «Los geht’s!» murmelt.
     
    Dann rennen Deutschlands Jungakademiker durch die Innenstädte, mit nichts als Outdoor-Sandalen und einer Trillerpfeife bekleidet, schütteln ihre äußeren Geschlechtsmerkmale in jede verfügbare Kamera und sind sich sicher, dass sie die verrücktesten und kreativsten Jungakademiker sind, die dieses Land je gesehen hat. Aber was macht die Öffentlichkeit? Nichts. Ein paar Rentner fotografieren die jungen Studentinnen für ihr privates Album, und der Rest der Passanten gähnt die aufgedrehten Nachwuchsakademiker an, wie eine Herde Milchkühe auf der Schwäbischen Alb einen Trupp Wanderer angähnt. Nacktdemos interessieren keinen Menschen mehr. Früher waren die vielleicht noch ein Erlebnis. Mitglieder der Anti-Atom-Bewegung zogen sich aus und

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