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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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legt sich behutsam auf die Seite und ruft die Bedienung. Die gibt einem einen leichten Tritt, man rollt bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und fährt glücklich nach Hause. Dann verdaut man eine Woche lang und bricht zur nächsten Wanderung auf.
     
    Natürlich muss man nicht zwingend wandern gehen, sobald man dreißig wird. Es gibt noch eine Alternative: Man kann sich auch ein absurd teures Fahrrad kaufen, 18 Wasserflaschen dranschrauben, sich in hautenge Lycra-Klamotten zwängen, einen federleichten, aerodynamischen und wahnsinnig lächerlichen Styropor-Helm aufsetzen und so lange durch den Matsch fahren, bis man einen dunkelbraunen Iro auf dem Rücken hat.
    Aber ganz ehrlich: Ich würde mich für den Landgasthof entscheiden!

[zur Inhaltsübersicht]
KOPF NICHT IN BETRIEB
    Wer schon mal bei McDonald’s einen Kaffee getrunken hat, weiß, dass auf dem Deckel steht: «Caution! Contents Hot!» Und warum? Weil irgendwo in Amerika jemand einen Kaffee gekauft und im Auto zwischen die Beine geklemmt hat. Dann ging der Deckel auf, und der Kaffee hat dem Menschen alles verbrannt, was es da so zu verbrennen gab. Dann hat er geklagt, recht bekommen, und seitdem steht das dadrauf.
    Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich bin dagegen. Ich bin ein großer Fan eines Rechtssystems, welches davon ausgeht, dass Menschen denken können. Und das sie bestraft oder zumindest nicht belohnt, wenn sie es trotzdem nicht tun. Denn sonst steht bald auf jedem Kloreiniger: «Nicht für Cocktails verwenden», auf jeder Schere: «Achtung! Kann unter Umständen Dinge zerschneiden!», und wenn ich morgens aufwache, hängt über mir ein großes Plakat mit der Aufschrift: «Der Bundesgesundheitsminister rät: Weiteratmen!» Noch ist es nicht so weit, aber das Offensichtliche zu beschriften, kommt immer mehr in Mode.
     
    Ein Beispiel: Die Stadt Köln hat kürzlich die hässlichen grauen Abfallcontainer am Aachener Weiher im Boden versenkt und kleinere, unauffällige Mülltonnen darauf platziert, durch die der Müll direkt in die unterirdischen Container fällt. Eigentlich eine feine Sache, aber dann kam irgendein städtischer Angestellter ins Grübeln und dachte sich: «Nee, diese Mülltonnen, die sind viel zu unauffällig. Metallgehäuse mit Klappe mitten im Park – wie sollen die Leute denn wissen, dass das eine Mülltonne ist? Könnte ja auch … ’ne Mikrowelle sein!»
    Ein zweiter Angestellter nickte dann wohl zustimmend: «Ja genau! Da stellen die Leute mittags ihr Essen rein und wundern sich, dass das Zeug nicht warm wird. Und sogar in der Erde verschwindet!»
    Der erste Angestellte fühlte sich bestätigt: «Nee, da schreiben wir mal besser
Abfall
vorne drauf …»
    Gesagt, getan. Das war auch noch nicht schlimm. Aber dann hat, wie es scheint, ein dritter Angestellter gefragt: «Hm, und was, wenn jemand von der Seite kommt? Der sieht die Aufschrift ja gar nicht!»
    «Stimmt», sagte der erste Angestellte und dachte nach. Schließlich hatte er die rettende Idee: «Dann schreiben wir das eben auf jede verdammte Seite!»
    Und so kam es. Jetzt stehen am Aachener Weiher vier ehemals unauffällige Abfalleimer, die auf jeder Seite einen riesigen Aufkleber mit der Aufschrift ABFALL tragen. Die grauen Riesencontainer waren irgendwie subtiler.
     
    Mein persönliches Highlight der deutschen Beschriftungswut ist aber ein Schild, das ich kürzlich an einer Straßenlaterne in Hannover prangen sah. Da stand: «Leuchte nicht in Betrieb».
    Mal ganz davon abgesehen, dass es wahrscheinlich einfacher gewesen wäre, die Leuchte zu reparieren, als dieses Schild dran zu hängen, gibt es natürlich ein naheliegendes Problem: Wenn ich tagsüber daran vorbeigehe, kann ich es zwar lesen – es interessiert mich aber nicht. Ist ja hell!
    Nachts dagegen werde ich durchs Dunkel stolpern, gegen den Laternenmast wemmsen und mir denken: «Sakradi, wenn’s hier ’ne Laterne gibt, warum schalten die sie dann nicht an?» Das wäre der große Auftritt des Schildes. Man sieht es aber nicht. Ist ja dunkel!
    Aber ich hätte da einen Vorschlag: Wenn man sich schon die Mühe macht, so ein Schild zu drucken, zu prägen und aufzuhängen, dann sollte man zumindest auch noch das Geld investieren, um das Schild angemessen anzustrahlen. Zum Beispiel von einer anderen Leuchte. Wäre aber gut, wenn zumindest die in Betrieb wäre.
     
    Oder wir verzichten auf den ganzen Quatsch und machen das, was wir schon immer gemacht haben, wenn jemand gegen eine Laterne wemmst: kurz

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