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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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Herr Rust», dachte ich. «Bis gerade eben hatte ich noch befürchtet, das könnte ein richtig beschissener Tag werden!»
    «Heute ist ein wundervoller Tag, denn es ist Ihr Tag!», fuhr Herr Rust fort. «Wir von der BesserVersichert GmbH wollen Ihnen als einem unserer treuesten Kunden herzlich zum Geburtstag gratulieren.»
    Ich überlegte kurz. Ich hatte bisher genau eine Versicherung bei der BesserVersichert GmbH abgeschlossen. Wenn ich damit einer der treuesten Kunden bin, dann frage ich mich, wo Herr Rust seine gute Laune herhat.
    «Wir haben uns auch etwas für Sie einfallen lassen», schrieb Herr Rust weiter, «und extra für Sie eine ganz persönliche Geburtstags-Seite zusammengestellt. Klicken Sie einfach hier!»
    Ich wurde zu einer Internetseite geleitet, auf der in 150 verschiedenen Sprachen «Alles Gute zum Geburtstag» stand. Darunter befand sich ein Link zur Wikipedia-Definition von «Geburtstag». Und im Hintergrund sang die Kölner A-cappella-Band «Wise Guys» ihr Geburtstagslied.
     
    Es klingt vielleicht ein bisschen tragisch, aber irgendwie war ich gerührt. Immerhin hatte sich da mal jemand was für mich einfallen lassen! Da hatte sich mal jemand Gedanken gemacht! Und eine eigene Geburtstagsseite erstellt! Ich beschloss, Herrn Rust eine Dankes-Mail zu schicken. Er konnte ja nicht wissen, dass ich keine Freunde in 150 Sprachkreisen habe und kein Fan von Männer-Gesangsgruppen bin, die in fünf verschiedenen Tonhöhen «Ba ba ba ba duuuu duuuu!» singen.
    Ich wollte gerade auf «Reply» drücken, da fiel mein Blick auf die unterste Zeile von Herrn Rusts Mail: «Dies ist eine automatisch generierte Mail. Bitte antworten Sie nicht darauf.»

[zur Inhaltsübersicht]
INDOOR - BANANEN - ESSER
    Eine Freundin erzählte mir kürzlich, dass sie immer denselben Albtraum hat: Darin ist sie nackt, gefesselt, und jemand peitscht sie mit Bananenfäden aus. (Das sind die pelzig schmeckenden, langen Fasern, die beim Schälen oft an der Frucht hängen bleiben.) Das allein ist schon ein seltsames Geständnis. Noch bizarrer fand ich aber die Situation, die sie sich dafür ausgesucht hatte: Wir saßen zusammen auf der Couch und schauten «James Bond – Casino Royale». In der Szene, als Daniel Craig die Hoden ausgepeitscht werden, biss ich vor Schmerzen in die Fernbedienung, sie dagegen zuckte nur die Schulter und sagte: «Das findest du schlimm? Weißt du, was viel schlimmer wäre …?»
     
    Ich habe keine Bananen-Albträume, aber eine gewisse Skepsis gegenüber diesem Obst kann ich gut verstehen. Vor allem, wenn es sehr reif ist. Meine Mutter hatte nämlich früher einen perfiden Trick, um alte Bananen loszuwerden: Sie kam in mein Kinderzimmer und fragte mich, ob ich Lust auf eine «ganz, ganz süße Banane» hätte. Natürlich habe ich jedes Mal euphorisch genickt. Wenige Minuten später kam sie dann mit einer dunkelbraunen Matschbanane an, die schon zwei Wochen von Fruchtfliegen umwölkt im Obstkorb gelegen hatte, von meinem Vater dreimal in der Bürotasche mit ins Amt und wieder zurückgetragen worden war und in der Zwischenzeit ein Aussehen angenommen hatte, das eher an eine zu dicke Vanilleschote erinnerte als eine Banane. Natürlich habe ich dann angewidert das Gesicht verzogen und geschworen, «dass ich so was nie, nie, niemals essen würde!». Fünf Minuten später brachte mir meine Mutter eine Bananenmilch, die ich begeistert trank. Mütter sind so hinterhältig.
     
    Das Schlimmste an reifen Bananen ist ihr Geruch. Dieser süßlich-muffige Verwesungs-Geruch. Jedes Mal wenn ich mit der Bahn fahre, frage ich mich, warum alle Welt gegen die Raucher wettert, aber niemand den Verzehr von reifen Bananen in geschlossenen Räumen verbietet. Indoor-Bananen-Esser sind für die Nase das, was Jamba-Spar-Abonnenten für die Ohren sind. Meistens sind das dieselben Menschen, die sich vorher schon ein hartgekochtes Ei gepellt haben und als Dessert noch eine BiFi verdrücken. Dann schieben sie lässig ihre Slipper von den Füßen und legen sie neben dir auf den Sitz. Ein einziges Nasen-Pearl-Harbor.
     
    Klar, jede Banane wird irgendwann reif, das kann man ihr schlecht verbieten. Soll man sie dann etwa wegwerfen? Das habe ich mich auch kürzlich gefragt, als ich in den Urlaub fahren wollte und noch acht Bananen im Obstkorb lagen. Ich suchte im Internet nach einer Verwertungsmöglichkeit und stieß auf ein Rezept für «Bananen-Ingwer-Limetten-Marmelade». Also ging ich los und kaufte Ingwer, Limetten, Gelierzucker und

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