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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ins Krankenhaus fahren, meinte er.«
    »Meinetwegen«, gähnte Rolf.
    »Es heißt, meinetwegen«, sprach Robert blödsinnig ins Telefon und legte auf.
    Angezogen schliefen die beiden – Rolf, welcher der schnellere war, im Bett; Robert auf der Couch – den ganzen Vormittag. Als sie erwachten, brummte ihnen der Schädel, und großer Durst quälte sie. Robert schämte sich vor sich selber.
    »Wir haben die ganze Nacht gesoffen«, sagte er heiser, »und Lucia …«
    Er wagte nicht auszusprechen, was mit Lucia in der Zwischenzeit geschehen sein konnte.
    »Wie lange haben wir geschlafen?« fragte er, auf die Uhr blickend.
    Entsetzt rappelte er sich auf.
    »Mensch, das ist ja Wahnsinn! Wir müssen zu ihr, Rolf!«
    »Erst brauche ich einen Schluck, Robert, sonst verdurste ich.«
    »Ich auch.«
    Sie machten ganz flüchtig Toilette, eilten hinunter ins Restaurant und veranlaßten den Ober, sie mit zwei großen Gläsern Bier zu retten. Dann fuhren sie zu Lucia.
    Im Krankenhaus sprach ein Arzt mit ihnen, den sie noch nicht kannten. Der andere war, wie der Portier im Hotel, nach seinem Nachtdienst abgelöst worden.
    »Wer von Ihnen beiden ist der Ehemann?« fragte der Arzt Nr. 2.
    Robert und Rolf blickten einander an.
    »Oder der Verlobte?« fuhr der Arzt fort.
    »Du«, sagte Rolf zu Robert, nachdem er als erster das Gefühl hatte, sich aufraffen zu müssen.
    »Ja, ich«, nickte Robert.
    »Hatten Sie Krach?« fragte ihn der Arzt.
    »Mit wem?«
    »Mit ihrer Verlobten.«
    »Wie … wieso?«
    »Weil das in der Regel der Grund ist, warum Frauen so etwas machen. Hier in Altenbach geschieht's trotzdem selten. Ich weiß nicht, woran das liegt. Entweder sind die Altenbacherinnen stabilere Naturen, oder die Männer hier machen ihnen weniger Schwierigkeiten. Was da im einzelnen zutrifft, dürfen Sie mich nicht fragen; ich weiß es, wie gesagt, nicht. Ich komme aus Köln.«
    »Wir auch«, sagte Robert. Etwas Intelligenteres fiel ihm nicht ein.
    Eine Schwester tauchte auf und fragte den Arzt, was sie mit dem Darmkrebs auf Zimmer 112, der eine Spritze verlange, machen solle. Sie sagte in der Tat wörtlich: »Was soll ich mit dem Darmkrebs auf Zimmer 112 machen?«
    »Ich komme gleich«, erwiderte der Medikus.
    »Und Ihnen«, wandte er sich an Robert, »kann ich nur sagen, daß Schlaftabletten, mißbräuchlich genossen, eine teuflische Sache sind. Teilen Sie das auch Ihrer Verlobten mit.«
    Hoffnung glomm in Roberts Augen auf.
    »Kann ich es ihr denn mitteilen?« fragte er bang. »Ist sie schon wach?«
    »Nein, noch nicht, aber ich denke, daß es bis dahin nicht mehr allzu lange dauern wird.«
    »Heißt das, daß sie überm …« Robert schluckte. »… Berg ist?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Gott sei Dank!« rief Robert aus und setzte hinzu, daß die Ärzte die wunderbarsten Menschen der Welt seien.
    Das verdiente Belohnung. Robert durfte Lucia sehen.
    »Kommen Sie«, sagte der Medicus, »ich zeige sie Ihnen. Aber nur ein paar Sekunden, dann muß ich auf Zimmer 112, Sie haben es ja gehört.«
    Robert ging unwillkürlich auf Zehenspitzen, als er ins Zimmer Lucias geführt wurde. Rolf blieb draußen auf dem Flur stehen.
    Lucia schlief noch. Ihr Atem ging aber regelmäßig, und die Brust hob und senkte sich in natürlichem Rhythmus. Das Herz arbeitete wieder normal. Auch die gelblich-blasse Farbe des Gesichts war gewichen, und kleine rote Flecken zeigten sich auf den Wangen.
    »Was darf man ihr bringen?« fragte Robert flüsternd den Arzt und erschrak, als dieser in normaler Lautstärke erwiderte: »Was Sie wollen.«
    »Auch Alkoholisches?« flüsterte Robert. Er dachte an eine Flasche Sekt zur Feier der Wiedergeburt.
    »Sie können ruhig laut sprechen, die hört sie nicht«, sagte der Arzt. »Von Alkohol würde ich allerdings noch ein paar Tage abraten. Ich glaube auch gar nicht, daß Sie damit heute oder morgen schon Anklang finden würden. Unsere Erfahrungen sprechen dagegen.«
    Dann wurde Robert wieder hinausgeführt auf den Flur, und der Arzt entschwand in Richtung Zimmer 112.
    Rolf löste sich vom Fenster, an dem er gestanden war.
    »Wie sieht's aus?« fragte er Robert.
    »Sie schläft.«
    »Daß sie noch schläft, ist klar. Welchen Eindruck macht sie?«
    »Sie atmet normal und bekommt auch schon wieder etwas Farbe.«
    »Prima! Dann kann ich ja verduften.«
    »Verduften? Wohin?«
    Rolf blickte seinem Freund eine Weile in die Augen. Schließlich meinte er: »Sag mal, hältst du es nicht für möglich, daß es außer deiner Lucia auch noch ein

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