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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hochgezogenen Augenbrauen.
    »Erbsensuppe mit Einlage«, nickte Sorant. »Steht doch hier. Können Sie die nicht empfehlen?«
    »Doch.«
    »Dann bringen Sie sie mir.«
    »Wie Sie wünschen, bitte.«
    Der Ober hieß Martin Eisner. Gäste, von denen er etwas hielt, durften ihn ›Martin‹ nennen. Soweit würde es im Verhältnis zwischen ihm und Robert Sorant, das stand jetzt schon mit ziemlicher Sicherheit fest, wohl nicht kommen.
    Während Robert Löffel um Löffel seine Suppe, die ihm ausgezeichnet schmeckte, verzehrte, wanderten seine Blicke im Speiseraum des Hotels umher.
    Das erste, was er wahrnahm, war ein Stammtisch mit einem bunten Fähnchen. Dann verdeckte ihm ein glatzköpfiger Herr, der einen Rollmops aß, die Sicht. Links davon stand ein Tisch, an dem einsam ein altes, brillenbewehrtes Fräulein saß, das in einem Buch las. Im Hintergrund war ein zweiter Kellner zu sehen, der im Moment wohl nichts anderes zu tun hatte, als mit dem blonden Büfettfräulein zu schäkern. Ein unsichtbares Radio versah den Raum mit gedämpfter Musik.
    Der Glatzkopf trank noch rasch ein Bier, zahlte und verließ das Restaurant. Gleich darauf nahm den Platz, den er verlassen hatte, ein neuer Gast ein. Die wenigen Augenblicke hatten jedoch genügt, um Robert die Sicht auf den Tisch dahinter freizugeben, an dem ein weibliches Wesen saß. Weibliche Wesen gibt's solche und solche; die einen lassen ihre Umgebung kalt, die anderen laden diese gewissermaßen sofort elektrisch auf.
    Robert Sorant verwünschte den neuen Gast, der den Glatzkopf abgelöst hatte und ihm nun wieder die Sicht raubte, sie zumindest ganz wesentlich einschränkte.
    Herr Eisner erbat mit hochgezogenen Augenbrauen Auskunft, ob noch ein zweiter Teller Erbsensuppe mit Einlage erwünscht sei. Robert Sorant verneinte. Erbsensuppe war nicht mehr aktuell.
    »Aber, Herr Ober, etwas anderes …«
    »Bitte.«
    »Sie könnten mir sagen, wer die junge Dame dort ist.«
    »Welche, mein Herr?«
    »Welche, fragen Sie? Ich sehe im ganzen Raum hier nur drei Damen. Die eine liest und ist zirka 60 Jahre alt; die zweite ist das Büffettfräulein; ich meine die dritte.«
    »Ich verstehe.«
    »Kennen Sie sie?«
    »Ja.«
    »Wohnt sie auch hier im Hotel?«
    »Nein.«
    Die Auskünfte des Kellners hätten einsilbiger gar nicht mehr sein können, und das war deutlich genug. Die Fragen, die ihm gestellt wurden, betrachtete er als indiskret. Mit solchen Urteilen sind Kellner – je nach der Nase des Gastes, die ihnen gefällt oder nicht – schnell bei der Hand. Robert Sorant verstummte, strengte sich jedoch, während Herr Eisner sich wieder anderen Pflichten zuwandte, an, nach wie vor Blicke auf das weibliche Wesen, das ihn interessierte, zu werfen. Das klappte aber nicht besonders. Die Dame saß mit dem Rücken zu ihm. Was tun?
    Ich muß sie mir ansehen, sagte sich Robert. Dazu werde ich mich ihr nähern. Aber wie?
    Er war ratlos. Herrgott – da hatte er nun zwei Romane und drei Theaterstücke geschrieben, mit viel, viel Flirt, Verwechslungen, Pointen und Einfällen, und nun versagte aller Geist. Wieder einmal zeigte sich gravierend der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
    Die Lösung, die der gewiefte Theoretiker schließlich fand, strahlte keinen besonderen Glanz aus. Schlicht und einfach gesagt: Er ging aufs Klo. Der Weg dorthin führte am Tisch der jungen Dame vorbei.
    Mannometer, war das ein Mädchen! Robert wäre beinahe über die eigenen Füße gefallen, er stolperte, weil es ihn wie ein Blitz traf. Und das in Altenbach! Dagegen konnte Köln mit seinem einschlägigen Angebot glatt einpacken. Letzteres war zwar in quantitativer Hinsicht eindeutig überlegen, lag jedoch in qualitativer ebenso eindeutig zurück (abgesehen von einer Ausnahme, die sich vorläufig aber im Hintergrund halten mußte).
    Im Moment also führte Altenbach mit einem einschlägigen Prachtstück. Eine dunkle Schönheit. Ein schwarzer Lockenkopf mit einer roten Blume darin, ein ovales, gebräuntes Gesicht, strahlende Augen, blutrote Lippen, süße Nase, tolle Brust, ein gelbes Seidenkleid … fehlte nur eines: die Beine. Die konnte man nicht sehen, sie waren unterm Tisch versteckt.
    Und dann hatte Robert auch schon die Tür mit der Aufschrift HERREN erreicht und drückte die Klinke hinunter. Vor dem Spiegel des kleinen Vorraumes hielt er mit sich selbst eine eilige Beratung ab. Was machen? Einfach hingehen und sagen: »Gnädigste, Sie sind für mich der personifizierte Frühling …?«
    Dann würde sie ihm

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