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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Adresse.«
    Robert guckte dumm und dümmer.
    »Die richtige Adresse wäre«, sagte er, sich räuspernd, »einzig und allein die meiner Frau gewesen.«
    »Eben.«
    Roberts Gesicht war zum Malen. Man glaubt ja gar nicht, wie entgeistert sehr oft auch die intelligentesten Menschen schauen können. Es kommt halt auf die Situation an.
    Gerti machte dem grausamen Spiel ein Ende. Sie griff in ihre Handtasche, zog den Brief heraus und hielt ihn hoch, wobei sie Robert fragte: »Meinst du den?«
    Das forderte natürlich zum Lachen heraus, zum Lachen auf Kosten Roberts. Karl Weinhagen klopfte sich auf die Schenkel.
    »Das ist ja gut!« rief er.
    Leicht erbost sagte Robert: »Ich werde hier wohl auf den Arm genommen.«
    »Nein«, erklärte Gerti, wieder ernst werdend, »das wirst du nicht. Du weißt, wozu wir hergekommen sind. Diesem Brief aber verdankst du meinen Sinneswandel.«
    Nun war aber Robert endgültig nicht mehr zurückzuhalten. Ehe sich's Gerti versehen konnte, stand er vor ihr und riß sie in seine Arme. Dem widersetzte sie sich nicht; nur den Kuß, den er haben wollte, verweigerte sie ihm noch, vergaß sie doch nicht, daß auch Lucia Zeugin der Szene war.
    Und es zeigte sich in der Tat, daß es zuviel für Lucia war. Nach ein paar Worten ging sie aus dem Zimmer, um in einen Koffer rasch das Nötigste zu werfen. Sie wollte verreisen. Nach Mühlheim. Es war eine Art Flucht. Und wohin flieht ein junges Mädchen in solchen Situationen? Zur Mutter.
    Nachdem Lucia das Wohnzimmer verlassen hatte, sagte Dr. Weinhagen, der juristische Stratege, zu den anderen: »Nun geschieht folgendes: Wir drei räumen hier umgehend das Feld –«
    »Ich muß ja auch noch packen«, unterbrach ihn Robert.
    »Das machst du, wenn Fräulein Jürgens nicht mehr da ist. Ich nehme an, du hast Schlüssel, die du ihr ja dann in den Briefschlitz werfen kannst, wenn du gehst.«
    »Warum soll ich nicht auch jetzt gleich meine paar Sachen zusammenraffen?« fragte Robert.
    »Allein mit Lucia?« antwortete abweisend Weinhagen.
    »Hör mal«, sagte Robert entrüstet, »du wirst doch nicht glauben, daß –«
    »Ihr noch einmal ins alte Fahrwasser zurückfallen könntet?« unterbrach Weinhagen. »Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube aber, daß er für Lucia leichter ist, jetzt allein zu sein, dich nicht mehr um sich zu haben. Meinst du nicht auch?«
    Stumm nickte Robert nach kurzer Überlegung.
    »Und was machen wir in der Zwischenzeit?« fragte er dann.
    Die Entscheidung, die daraufhin ausgerechnet von Gerti getroffen wurde, zeigte, welch großartiger Mensch sie war. Eine tolle Frau!
    »Wir zwei, Karl und ich, gehen ins Kino oder setzen uns in ein Café, oder tun beides, je nachdem, das sehen wir schon. Und du, Robert, bleibst ein paar Stunden für dich allein zum Abschiednehmen von Altenbach. Das hast du nämlich nötig, wenn du der anständige Mensch bist, als den ich dich immer noch einschätze. In deinem Inneren muß er zur Zeit ziemlich chaotisch aussehen. Geh spazieren, komm mit dir ins reine –«
    »Das ist nicht nötig«, glaubte Robert sie unterbrechen zu müssen.
    »Doch, doch, lauf herum, nimm, wie gesagt, Abschied von allem. Abends – sagen wir um 18.00 Uhr herum – treffen wir uns dann im Hotel ›Zur Post‹, essen gemeinsam und fahren zurück nach Köln. Klar?«
    »Möpschen«, sagte Robert leise, »Möpschen … du bist …«
    »Schon gut«, schenkte sie ihm den Rest. »Das andere von mir kommt zu Hause, in den nächsten Monaten. Glaub nur nicht, daß dir schon wieder alles vergessen ist. In meinem Inneren sieht's auch nicht normal, sondern krank aus. Die Heilung obliegt dir, sie wird schon ihre Zeit in Anspruch nehmen.«
    Robert Sorant nahm Abschied von Altenbach und allem, was dazugehörte. Langsam bummelte er noch einmal durch die engen, winkeligen Gassen mit dem Kopfsteinpflaster, wanderte über die breite Promenade, blickte hinauf zu den Dächern, auf deren Ziegeln die Sonne glänzte.
    Er trank noch einmal im ›Café Schuh‹ eine Tasse Kaffee, besuchte das ›Hotel Kronprinz‹, den ›Ratskeller‹, den ›Löwen‹, das ›Café Düll‹ und kehrte im ›Hotel Schwarzer Adler‹ ein.
    Die ›Post‹ mied er, denn in dieser war er ohnehin mit Gerti und Dr. Weinhagen zum Abendessen verabredet.
    Unter dem nichtigen Vorwand, sich für die Lieferung der in Auftrag gegebenen Visitenkarten zu bedanken, suchte er den Buchdruckermeister Frey auf und drückte dem überraschten biederen Mann die Hand. Dann wanderte er zurück über die

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