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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Bardi
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flüssig. Da sie auch weniger dicht sind als das durchschnittliche Krustenmaterial, tendieren sie dazu, sich infolge von hydrostatischem Druck nach oben zu bewegen. Wenn das Gestein, das Öl und Gas enthält, genügend porös ist, kann Öl an die Oberfläche wandern, wo es Lachen bildet, die von Bakterien langsam zersetzt werden und zu Kohlendioxid oxidieren. Damit sie sich also auf eine solche Weise unterirdisch sammeln, dass sie von Menschen gefördert werden können, müssen Erdöl und Erdgas unter der Erde irgendwie »in Fallen gefangen« werden. Der Mechanismus des Einfangs beginnt beim ursprünglichen Gestein, in dem organische Sedimente enthalten sind, dem sogenannten »Muttergestein«. Während der Prozess der Erdölformation voranschreitet, können flüssige oder gasförmige Kohlenwasserstoffe in poröses Gestein wandern, in das sogenannte »Reservoir«. Damit die Fluide dort bleiben und nicht an die Oberfläche dringen, muss eine Versiegelung vorhanden sein, die normalerweise in einem passend geformten undurchlässigen Gestein besteht, das Erdöl und Erdgas innerhalb des Reservoirs gefangen hält. Die häufigste geologische Struktur, die in der Lage ist, Erdöl und Erdgas einzuschließen, wird »Antiklinale« genannt und ist wie eine Kuppel geformt, wobei die Versiegelung das Muttergestein oben abdeckt. Es gibt noch andere Formen geologischer Fallen; diese zu finden, ist die Aufgabe des Prospektors. Hat man sie gefunden, kann man anschließend überprüfen, ob sie Erdöl oder Erdgas oder auch beides enthalten. Wenn man nichts findet, handelt es sich um eine »trockene Bohrung«, ein unwillkommenes, aber nicht ungewöhnliches Vorkommnis in der Karriere eines Erdölgeologen.

    Abbildung 1 – 6: Ölförderung im Meer.
    Mit dem Anstieg der Ölpreise werden auch »unkonventionelle« Vorkommen interessant. Ihre Förderung ist nicht nur aufwendiger und teurer, sondern auch mit mehr Gefahren für Mensch und Umwelt verbunden, wie die Katastrophe um die Ölplattform »Deepwater Horizon«im Jahr 2010 gezeigt hat.
    Alle diese Überlegungen beziehen sich auf sogenanntes »konventionelles« Erdöl oder Erdgas. Es gibt aber auch eine große Bandbreite »unkonventioneller« Ressourcen, die heute immer öfter ausgebeutet werden. Beim Öl meint man damit oft bestimmte Förderbereiche (»Tiefsee-Öl«) oder Öl von geringer Qualität (»schweres Öl«). Die meistgenannten unkonventionellen Ölressourcen sind jedoch Ölschiefer und Teersand. Ölschiefer, ist überwiegend in sedimentäres Gestein eingeschlossenes Kerogen. Man kann es als Öl auffassen, das sich noch nicht »herausgebildet« hat. Es ist eine brennbare Substanz, die sich in flüssiges Öl umwandeln lässt. Der Prozess ist allerdings kompliziert und teuer. Beim anderen Fall, dem Teersand, ist es genau umgekehrt. Hier handelt es sich um Öl, das für lange Zeiträume der Atmosphäre ausgesetzt und in hochviskoses Bitumen abgebaut worden ist. Teersand ist ein Festkörper, der zu flüssigem Öl aufbereitet und umgewandelt werden kann; ebenfalls ein kostspieliges Unterfangen. Was das Erdgas betrifft, so hat es in letzter Zeit großes Interesse an »Tight Gas« und Schiefergas gegeben. Ersteres, also eingeschlossenes Gas, ist Gas, das in Gestein mit zu geringer Durchlässigkeit gefangen ist, so dass es nicht an die Oberfläche fließen und wie das mit Ölschiefer einhergehende Erdgas gewonnen werden kann. Beide Arten von eingeschlossenem Gas können durch hydraulisches Aufspalten der gashaltigen Gesteinsschichten (oft »Fracking« genannt; vgl. den Beitrag von Dunlop, S. 261 ff. ) gewonnen werden, der dem Gas einen Weg zur Oberfläche bahnt. Auch dies ist ein teurer und komplizierter Prozess, der dazu noch, wie sich herausgestellt hat, die Umwelt schädigt.
    An diesem Punkt können wir kurz eine Vorstellung diskutieren, die sich hartnäckig hält – die Vorstellung vom »abiotischen« Ursprung von Petroleum und Gas. Im 19. Jahrhundert, in den Anfängen der Petroleumgeologie, wusste man nichts über die Entstehung des Öls und stellte die These auf, es könnte anorganischen Ursprungs sein. Im Lauf der Zeit allerdings sind die Belege für einen biologischen Ursprung des Petroleums derart umfangreich geworden, dass diese These von praktisch allen, die in diesem Bereich arbeiten, akzeptiert wird. Die Außenseitermeinung hält sich gleichwohl hartnäckig. Sie findet gelegentlich Eingang in wissenschaftliche Zeitschriften und wird dann Teil wissenschaftlicher Debatten.

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