Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
darüber zerbrechen, wie diese Schicht entstanden sein könnte. Sie werden keinen Beleg für einen Zusammenhang mit einem Asteroideneinschlag finden.
Nicht alle Metalle jedoch, die wir abgebaut und über unseren Planeten verstreut haben, werden in einer Sedimentschicht begraben bleiben. Ihre Masse wird zum Teil durch das ozeanische Fließband zu den Subduktionszonen transportiert werden, an den Rändern der Kontinente in den Mantel geschoben werden und ganz allmählich in Teilen wieder auf der Oberfläche auftauchen, infolge der hydrothermalen Prozesse bei vulkanischen und anderen geologischen Phänomenen, bei denen hohe Temperaturen anzutreffen sind. In Zeiträumen einer Größenordnung von bis zu Hunderten Millionen von Jahren wird ein großer Anteil dessen, was die Menschen abgebaut und verteilt haben, sowohl in den Mantel abgesunken als auch in Form von Erzen und Ablagerungen wieder in der Kruste abgelagert sein. Sollte es in derart ferner Zukunft intelligente Wesen geben, könnten diese wieder anfangen, in der Erdkruste Bergbau zu betreiben und eine neue Zivilisation zu erschaffen. Nicht alle Mineralvorkommen werden jedoch neu gebildet. Einige Erze, die der Mensch heute abbaut, konnten nur unter den Temperaturen in uralten Zeiten entstehen, als das Erdinnere noch heißer war als heute. Ein Beispiel sind die Diamanten, die wohl nie wieder aus den geologischen Kräften dieses Planeten entstehen werden. Einige Ablagerungen werden sich auch deswegen nicht mehr bilden, weil sie das Ergebnis biologischer Bedingungen sind, die es nur in grauer Vorzeit gegeben hat. Das gilt für die Kohle, die sich vielleicht nur deshalb gebildet hat, weil keine Mikroorganismen zur Verarbeitung von Lignin vorhanden waren. Da Kohle den Brennstoff für die industrielle Revolution des Menschen lieferte, wird es auf unserem Planeten wohl nie wieder eine solche Revolution geben.
In der fernen Zukunft wird das Erdsystem noch mehr irreversiblen Wandel erleben. In ein paar Jahrmillionen sind die konvektiven Bewegungen des Mantels vermutlich noch aktiv und halten den Tanz der Kontinente in Gang. Zu dieser Zeit werden die tektonischen Bewegungen dazu geführt haben, dass die Kontinente von heute zusammenwachsen und einen neuen »Superkontinent« bilden, der dann umso größer und eindrucksvoller sein wird, als die Ozeane nach wie vor langsam in den Mantel absorbiert werden und immer mehr an Volumen verlieren. Im gleichen Zeitmaßstab wird die Sonne weiterhin Schritt für Schritt an Leuchtkraft zunehmen. Die Rückkopplungsmechanismen im Kern des Systems Gaia sind in der Lage, die Temperatur der Erde so kühl zu halten, dass Wasser auf der Oberfläche flüssig bleibt, doch wird diese Fähigkeit unter Druck geraten. Bislang hat das System die zunehmende Hitze der Sonne durch eine schrittweise Reduktion in der CO 2 -Konzentration bekämpft. Aber beim Absenken dieser Konzentration gibt es auch eine Grenze. Wenn sie unter einen bestimmten Wert fällt, kann die Fotosynthese nicht mehr aufrechterhalten werden. Und ohne Fotosynthese kann Leben, wie wir es kennen, nicht existieren. Letztendlich kann man die Augen nicht vor der Tatsache verschließen, dass die wachsende Sonnenstrahlung den Zusammenbruch des Ökosystems Erde herbeiführen wird. Alles Leben wird ausgelöscht. Danach verkochen die Ozeane und die Erde wird ein heißer, trockener Planet, der am Ende von der Sonne in ihrer letzten Lebensphase, in etwa fünf Milliarden Jahren, verschlungen und vernichtet wird.
Die Ereignisse in einer derart fernen Zukunft berühren uns nicht allzu sehr. Wir können uns aber das Ende dieser Entwicklung vorstellen, weil wir die Mechanismen verstehen, die das Ökosystem Erde, wie wir es heute kennen, geschaffen haben. Dies hat uns zu der Einsicht gebracht, dass das Ökosystem fragil ist. Wir nehmen an, es könnte noch einige hundert Millionen Jahre weiter existieren, können das aber nicht mit Sicherheit sagen; irgendwann am Ende, das wissen wir, muss es sterben. Gaia wird alt und die ihr verbleibende Lebensspanne könnte viel kürzer sein, als wir in der Theorie auszurechnen vermögen. Beim Mineralabbau geht es also nicht einfach nur um die Frage, wie lange wir den Planet noch plündern können, sondern ob der Planet – und sein Ökosystem – die Wunden überleben kann, die wir ihm zufügen.
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