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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Bardi
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Normalerweise wird sie aber über das Internet verbreitet und dient als ein Argument gegen die Vorstellung, die Vorräte an fossilen Kohlenwasserstoffen seien endlich. Vertreter dieser Position behaupten immer wieder, unter der Erde seien große (manchmal sogar »riesige«) Mengen Erdöl vorhanden, überwiegend innerhalb des Mantels, wobei es manchmal heißt, diese Mengen seien das Ergebnis des Erdformationsprozesses in seinen Uranfängen. Würden wir dieses gigantische Reservoir anzapfen, so wird oft behauptet, würde uns das Öl niemals ausgehen, und wir hätten diesen Schritt bislang nur deshalb noch nicht gemacht, weil es eine Verschwörung von Seiten der Ölgesellschaften gebe, den Benzinpreis hoch zu halten.
    Dummerweise – aus Sicht der Befürworter – ist die abiotische Theorie überhaupt nicht in der Lage, bestimmte zentrale Eigenschaften von Erdöl und Erdgas zu erklären, insbesondere nicht ihre isotopische Zusammensetzung, die ganz eindeutig auf einen organischen Ursprung hinweist 47 . Außerdem kann es das von der abiotischen Theorie postulierte »riesige Reservoir« schon allein deshalb gar nicht geben, weil dies in Widerspruch zu allem stünde, was wir über Geschichte und Struktur unseres Planeten wissen. Alles unterirdisch vorhandene Öl wird durch hydrostatische Kräfte unaufhörlich Richtung Oberfläche gedrückt. Hätte sich dieses Öl, wie die Vertreter der abiotischen Theorie behaupten, tatsächlich vor Milliarden von Jahren gebildet, hätte es durch vulkanische Eruptionen an den Kontinentalrändern und mittelozeanischen Rücken seinen Weg zur Oberfläche gefunden. Dort angelangt, wäre es schon vor langer Zeit durch bakterielle Prozesse oxidiert und in CO 2 umgewandelt worden. Hätte es im Mantel je ein »unterirdisches Meer an Öl« gegeben, bestünde unsere Atmosphäre vorwiegend aus CO 2 . Dann könnte es keinen freien Sauerstoff geben, die Revolution des Proterozoikums hätte niemals stattgefunden und die Erde würde so aussehen wie Titan, der Mond des Saturns. Wie das normalerweise auch in den Medien und im Internet festgestellt wird, handelt es sich bei der »abiotischen Theorie« zur Erdölformation um nichts weiter als eine moderne Großstadtlegende und als eine solche muss sie angesehen werden 48 .

Gaias Tod
    Wir haben gesehen, dass die Anreicherung von Bodenschätzen in der Erdkruste das Ergebnis einer Entwicklung ist, die vor Jahrmilliarden begonnen hat, als die Erde geologisch aktiver war als heute. Der Prozess ist nach wie vor im Gange, wenn auch langsamer als in früheren Zeitaltern. Bodenschätze kann es nur als Folge des Wirkens geologischer Kräfte geben, die über diesen ganzen Zeitraum hin aktiv waren und die die Mineralien in einer Art und Weise konzentriert haben, die nachzuahmen für uns viel zu kostspielig wäre.
    Die Minen, die wir heute ausbeuten, könnte man also mit Fug und Recht »Gaias Gaben« nennen. Sie sind dem Menschen allerdings nur ein einziges Mal geschenkt worden und wenn wir sie irgendwann gänzlich geplündert haben, wird die Erdgöttin kein zweites Mal so freundlich zu uns sein. Die Phase des vom Menschen betriebenen Bergbaus ist eine eindrucksvolle, jedoch sehr kurze Episode in der geologischen Geschichte des Planeten. Keines der Mineralien, die wir so großzügig überall fein verteilt haben, wird sich in einem Zeitraum der Größenordnung, die wir für die menschliche Zivilisation als verbleibende Lebenszeit erwarten können, von Neuem bilden, selbst wenn wir so optimistisch wären, dieser Zivilisation noch Zehntausende oder Hunderttausende von Jahren zu geben.
    Ganz gleich, wie lange Menschen noch die Erde bevölkern, die Entstehung neuer Ablagerungen und neuer Erze wird sich in der gleichen Langsamkeit vollziehen, wie das in den letzten Jahrmilliarden ihre Art war. Langsam werden sich die meisten der von den Menschen abgebauten und verstreuten Mineralien auf dem Grund der Ozeane ablagern. Diese Sedimente werden eine mit Metallen angereicherte Schicht bilden, ähnlich der mit Iridium angereicherten geologischen Schicht. Sie bildete sich höchstwahrscheinlich aus den Trümmern eines gigantischen Asteroiden, der vor 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlug und parallel ein Massensterben verursachte, das die Dinosaurier auslöschte. Wenn es in zig Millionen Jahren Geologen auf der Erde geben sollte, dann kann es sehr wohl sein, dass sie eine Metallschicht entdecken, die mit dem heutigen Massensterben korrespondiert, und dass sie sich den Kopf

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