Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
Jahre 2004 bereits erreicht wurde. Nimmt man die unkonventionellen Ressourcen hinzu, liegt der Höhepunkt ebenfalls bereits in Reichweite und auch bei einer Addition von Öl und Gas befindet sich der Peak irgendwo um das Jahr 2015 herum. Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen und es sieht so aus, als hätten wir das Zeitalter des Erdöls bereits zur Hälfte durchschritten.
Abbildung 1 – 5: Erdöl- und Erdgasförderprofile.
Eine kurze Geschichte des Erdölzeitalters
Historisch betrachtet ist Erdöl eine der vielen natürlichen Ressourcen, welche die Menschheit auf ihrem Weg zur Urbarmachung der Natur erschlossen und in ihren Dienst gestellt hat. Zum wichtigsten Energieträger wurde es erst verhältnismäßig spät; ohne die Erfindung der Dampfmaschine (sie stand am vorläufigen Ende einer technologischen Entwicklung, die sich aus der zunehmenden Notwendigkeit ergab, Erz- und Kohleminen zu entwässern) wäre sein Siegeszug wohl kaum möglich gewesen. Die Dampfmaschine erfuhr ihrerseits eine radikale Weiterentwicklung, als man eine Methode ersann, mit der man den Brennstoff direkt in den Zylinder einspritzen konnte. Als Treibstoff verwendete man zunächst aus Kohle destilliertes Benzol und später dann aus Erdöl raffiniertes Petroleum. Um 1880 herum tauchten die ersten Automobile auf den Straßen auf und 1907 pflügte der erste Traktor eine Furche ins Feld.
Mit der wachsenden Nachfrage nach Treibstoff stieg auch die Bedeutung der Erdölindustrie. Das Wachstum von Industrie und Handel sowie die steigenden Bevölkerungszahlen zwangen die Länder in einen immer härteren Wettbewerb um Marktanteile und trieben sie an, ihren Herrschaftsbereich zu vergrößern. Parallel dazu drängten auch die Industriearbeiter auf einen größeren Anteil am wachsenden Reichtum – Zwänge, die in zwei Weltkriegen von beispielloser Größe und Zerstörungsgewalt mündeten und in deren Verlauf sich die Kontrolle über die Erdölvorkommen als ein strategisch entscheidender Faktor entpuppte.
Auf den Zweiten Weltkrieg folgte der sogenannte Kalte Krieg, der letzten Endes nichts anderes war als ein Kampf um die ökonomische Vorherrschaft zwischen der Sowjetunion und den USA. Die Ressourcen standen nun nicht mehr dem zu, der sie sich mit Waffengewalt aneignete, sondern demjenigen, der den höchsten Preis dafür bot. Die amerikanische Form des Finanzimperiums war geboren und es brachte den siegreichen USA (und den westlichen Industrienationen) hohen Wohlstand ein.
Doch um 1970 erreichte die inländische Produktion ihren Scheitelpunkt und die Vereinigten Staaten waren fortan immer mehr auf Erdölimporte angewiesen (und verstärkten daher ihr Engagement im Nahen Osten, wo es bis in die jüngste Zeit immer wieder zu Unruhen und bewaffneten Konflikten gekommen ist). Bereits 1972 warnten die Autoren des Buchs Die Grenzen des Wachstums vor der drohenden Erschöpfung der fossilen Energiereserven und seit einigen Jahren ist Peak Oil auch bei globaler Betrachtung wohl tatsächlich erreicht.
Das Überschreiten des Fördermaximums von konventionellem Öl, das den weitaus größten Teil des Verbrauchs abdeckt, trieb die Preise in die Höhe. Clevere Spekulanten deckten sich am Markt für Futures mit Kontrakten ein, deren Volumen die tatsächliche Fördermenge um einen Faktor von 10 bis 30 überstieg, während die Ölkonzerne umfangreiche Vorräte anlegten und zusahen, wie sie immer mehr an Wert gewannen.
Doch 2008 (die Preise waren auf fast 150 US-Dollar pro Barrel geklettert) sahen viele Händler eine Grenze erreicht und lösten ihre Positionen auf – in der korrekten Annahme, dass die hohen Preise eine Rezession auslösen würden und die Nachfrage einbrechen würde (tatsächlich fielen die Preise in der Folgezeit wieder auf das Niveau von 2005, bis sie 2012 erneut auf über 100 US-Dollar pro Barrel kletterten).
Gut möglich, dass der Ölpreisschock der Auslöser für die Rezession war, in die die Welt nach 2008 schlitterte und die so verheerende Konsequenzen zeitigte. Unter dem Druck der schwierigen ökonomischen Bedingungen brachen weltweit Unruhen aus, die im Grunde genommen natürliche Ursachen hatten. Je deutlicher den Förderländern die fortschreitende Erschöpfung ihrer Öl- und Gasvorkommen bewusst wird, umso mehr werden sie ihre Exporte begrenzen, um möglichst viel davon für den eigenen Gebrauch zu bewahren. Erdöl wird knapp werden auf unserem Planeten – ob durch politische Entscheidungen herbeigeführt oder weil die
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