Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
vorchristlichen Jahrtausends stammt. Möglicherweise waren die Chinesen die ersten, die Münzen geschlagen haben. In der Mittelmeerregion jedoch wurden die ersten Münzen in Lydien in Westanatolien geprägt und zwar um 550 vor Christus.
Abbildung 3 – 4: Verschiedene historische Münzen aus Lydien, Persien und dem antiken Griechenland.
Lydische Münze aus Elektrum (eine Gold-Silber-Legierung) aus dem 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Man beachte, dass es sich um eine »einseitige« Münze handelt, das heißt, sie wurde mit einem Hammer gegen einen Stempel geschlagen (oben). Die größere Münze rechts stammt aus Persien (»Dareikos«) und war um 420 v. Chr. in Gebrauch. Die Münze unten links zeigt die Vorder- und Rückseite einer silbernen Tetradrachme aus Athen (um 450 v. Chr.). Zu sehen ist die Eule, das klassische Symbol der Göttin Athene.
Die Prägung von Münzen bedeutete für die damalige Zeit eine bemerkenswerte Leistung der Metallverarbeitung, da sie beständige Formen beziehungsweise Stempel erforderte, um auf eine oder auch auf beide Seiten eines Plättchens aus Gold oder Silber ein Bild zu prägen. Diese Stempel mussten extrem hart sein; schließlich wurden sie Hunderte oder Tausende Male gegen Metallscheiben aus Gold und Silber geschlagen und sollten trotzdem noch in der Lage sein, einen Abdruck zu hinterlassen. Und dann stand man vor dem Problem, Werkzeuge zu finden, die zum Gravieren des Stempels taugten. Für gute Münzstempel brauchte man hoch qualifizierte Leute und eine für die damalige Zeit fortschrittliche Technik. Die alten Stempel, die uns archäologisch überliefert sind, sind aus Bronze oder Eisen gefertigt. Die Gravur erfolgte wahrscheinlich, bevor die Stempeloberfläche mit den gleichen Verfahren gehärtet wurde, die bei Schwertern üblich waren.
Wie so oft, fielen technischer Fortschritt und gesellschaftliche Notlage zusammen. Im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung breitete sich im Mittleren Osten das Perserreich aus (genauer gesagt, das Reich der Achämeniden), indem es sich seine Nachbarn einen nach dem anderen einverleibte. Im Zuge seiner Ausdehnung nach Westen forderte das Perserreich das lydische Königreich in Anatolien heraus. Die Lydier haben sich offenbar beherzt zur Wehr gesetzt, doch sie wurden am Ende überrannt und in das Perserreich eingegliedert. Um diese Zeit herum soll Krösus, der letzte lydische König, das Münzgeld erfunden haben. Auf dieser Erfindung beruht die Legende von seinem sagenhaften Reichtum, die unter anderem in Redensarten fortlebt wie »Bin ich Krösus?«.
Archäologische Funde bestätigen die Überlieferung. In neueren Ausgrabungsstätten in der heutigen Türkei, deren Staatsgebiet etwa dem alten lydischen Königreich entspricht, wurden scheibenförmige Objekte gefunden, die man durchaus »Münzen« nennen könnte. Diese Münzen sind aus einer Gold-Silber-Legierung, dem sogenannten »Elektrum«, hergestellt und tragen das Bild eines Löwen. Ihr Gewicht war standardisiert; so konnte man sie problemlos an die Dienstleute verteilen. Einfaches Zählen genügte, das aufwendige Wiegen gehörte der Vergangenheit an. Jede einzelne der metallenen Scheiben verkörperte für ihren jeweiligen Eigentümer einen Kredit für den König, der die Münze ausgegeben hatte. Anders als bei den alten Kerbhölzern gab es bei den Münzen jedoch nur ein einziges Stück, und zwar in der Hand des Gläubigers. Ein Gegenstück beim Schuldner gab es nicht. Nach der Einführung der Münzen musste ein Schuldner, der nicht in der Lage war, einen auf dem Kerbholz unterschriebenen Vertrag zu erfüllen, seinen Besitz nicht mehr hergeben und auch nicht mehr in die Sklaverei gehen. Welche Garantie hatte dann aber ein Gläubiger, dass er für sein halbes Kerbholz irgendetwas eingelöst bekam? Die Garantie bestand darin, dass Edelmetalle so selten vorkommen. Deshalb durften sich die Münzbesitzer einigermaßen darauf verlassen, dass die Anzahl an Goldmünzen, die ein König prägen konnte, limitiert war; schließlich konnte er ja nicht unbegrenzt anderen Königen Gold rauben oder Goldbergwerke erobern und unter seiner Kontrolle halten. Dies gab den Empfängern der Münzen eine angemessene Sicherheit gegen »Münzverschlechterung«, also gegen die Gefahr, dass der König vielleicht zu viel Kredit in Form von Münzen ausgab. Und selbst in dem Fall, dass der König, der die Münzen hatte prägen lassen, besiegt und getötet wurde, konnte man danach das Metall der Münzen
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