Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
einschmelzen und neue Münzen prägen, mit dem Gesicht des neuen Königs darauf.
Mit der Erfindung der Münzen stellte sich natürlich unweigerlich das Problem der Fälschung ein. Auch zum Fälschen brauchte man eine ausgefeilte Technik. Könige entwickelten schon früh die Neigung, ihren Dienstmannen nicht Münzen aus reinem Gold zu geben, sondern aus Legierungen mit Kupfer, Silber und anderen Elementen. Da Legierungen normalerweise härter sind als reine Metalle, fanden die Leute schnell heraus, dass sich die Frage, ob eine Münze aus purem Gold war, am besten durch »Daraufbeißen« beantworten ließ. Wenn die Zähne auf dem Metall einen Abdruck hinterließen, war es höchstwahrscheinlich reines Gold. Auch die Farbe der Münzen konnte ein Indiz für ihre Reinheit sein. Daher bürgerten sich »Probiersteine« ein. Beim Reiben auf diesen Steinen hinterließen Metallobjekte einen metallfarbenen Strich. Im Lauf der Zeit wurden die Fälschungsmethoden noch raffinierter. Man machte die Münzen zum Beispiel ein bisschen kleiner, indem man sie am Rand abfeilte. Deshalb haben die Münzen heute geriffelte Ränder, um sofort zu sehen, ob der Rand manipuliert wurde. Dann gab es die Methode, die Oberfläche der Münze mit Edelmetall glänzend zu machen und die dunklen minderwertigen Metalle darunter zu verbergen. Das Verfahren ist der Vorläufer der modernen »Oberflächen- und Beschichtungstechnik« in Wissenschaft und Industrie heute.
Um auf die Frühzeit des Geldes zurückzukommen: Trotz der Niederlage des Königs Krösus war die lydische Erfindung der Münzen ein Riesenerfolg und verbreitete sich rasch über den ganzen Mittelmeerraum. Die Perser selbst übernahmen sie umgehend. Vielleicht nahmen sie auch die Handwerker, die für Krösus gearbeitet hatten, mit nach Hause. Dass die später im Perserreich geprägten Münzen von den lydischen Münzen abstammten, sieht man daran, dass sie »einseitig« sind, das heißt, sie wurden mit dem Hammer gegen nur einen Stempel geschlagen.
In derselben Periode entwickelten die Griechen ihre eigene – fortschrittlichere – Münztechnik und prägten die »Drachme«. Sie war meist aus Silber und wurde zwischen zwei verschiedenen Stempeln geschlagen, damit man auf beiden Seiten ein Bild erhielt. Der Kampf, der zwischen den griechischen Stadtstaaten und dem Perserreich ausgetragen wurde, lässt sich in vielerlei Hinsicht auch als einer zweier Währungen verstehen: auf der einen Seite der Dareikos, auf der anderen die Drachme. Nach der Niederlage der Perser in der Schlacht von Salamis war es die griechische Münze, die für Jahrhunderte den Mittelmeerhandel beherrschen sollte. Die Münzen trugen zwar die Symbole der Königreiche und Städte, die sie hatten prägen lassen, konnten aber gegen ähnliche Münzen des gleichen Gewichts getauscht werden. Die Situation unterschied sich nicht wesentlich von der, die wir heute in Europa mit dem Euro haben, wo zwar jeder Staat Münzen mit unterschiedlichen Symbolen prägt, alle jedoch untereinander austauschbar sind.
Globale Handelsimperien
Da die Mineralressourcen in Süd- und Osteuropa vollkommen ausgebeutet waren, gab es im Mittelalter keine Möglichkeit, in Europa neue, auf Gold gegründete Reiche aufzubauen, wie das Imperium Romanum eines gewesen war. Der Ausgang des Mittelalters war jedoch eine Zeit schnellen Wirtschaftswachstums in ganz Europa, vor allem in Italien. Getragen vom raschen Aufstieg regionaler Mächte wie etwa der Seefahrerrepubliken (Amalfi, Pisa, Genua und Venedig) und der Gewerbe- und Handelsstädte wie beispielsweise Florenz, entfaltete sich die »Renaissance«. Vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte waren bedeutende Weltmächte nicht auf militärische Gewalt, sondern auf wirtschaftliche Macht gebaut. Die europäischen Exportgewerbe, allen voran die italienische Textilproduktion, strichen riesige Gewinne ein durch den Orienthandel, vor allem mit dem im Niedergang befindlichen Kalifat. Weder in der Nähe der Republik Florenz noch sonst irgendwo in ihrem Herrschaftsbereich waren Goldminen zu finden. Trotzdem begann Florenz im 13. Jahrhundert mit dem Prägen des goldenen Florins und rückte damit deutlich von der karolingischen Silberwährung ab. Bis heute leisten die Florentiner ihren Eid, indem sie auf das Bild des heiligen Johannes schwören, das den Florin seinerzeit schmückte. (Italienisch: »San Giovanni non vuole inganni« – »Der heilige Johannes wünscht keine Tricks«). Die Florentiner Kaufleute hatten das
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