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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Bardi
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Gold durch Handel und durch die im Verlagssystem hergestellten Textilien erworben.
    Eine Weltherrschaft anzustreben, lag für Florenz gleichwohl außer Reichweite. Die Zeit der machtvollen Stadtstaaten im Stile Athens und Roms war vorbei. Dem imperialen Ehrgeiz der italienischen Seefahrerrepubliken wurde durch ihre geografische Lage, die sie im Wesentlichen auf das Mittelmeer einengte, Grenzen gesetzt. So ging die Möglichkeit, in Richtung der neu entdeckten Kontinente zu expandieren, bald in die Hände der westeuropäischen Staaten über, anfangs vor allem in die Spaniens und Portugals, später dann Englands. Der Aufstieg der neuen Kolonialmächte ging mit der Entwicklung einer Waffe einher, die bislang in der Geschichte nicht ihresgleichen hatte: nämlich der mit Kanonen bestückten Galeone 102 .
    Galeonen waren eine bemerkenswerte Neuerung im Vergleich zu den alten Rudergaleeren, die vor allem im Mittelmeer zum Einsatz kamen. Man musste die Ruderer ja ernähren, das schränkte den Operationsradius der Galeeren enorm ein. Galeonen dagegen, die allein der Wind in den Segeln antrieb, konnten monatelang unterwegs sein. Was die Galeone aber zu einem wirklich furchterregenden Kriegsgerät machte, war die Kanone. Technische Fortschritte im Bereich der Metallverarbeitung und des Bergbaus machten sie erst möglich: Ohne Schwarzpulver ließe sich weder die Kanone abfeuern noch das Gestein zertrümmern, um genügend Eisen und Bronze für die Herstellung der massiven Geschütze abzubauen. Für ihre Zeit war die Artillerie technisch ziemlich beeindruckend. Großes handwerkliches Können war gefragt, um Waffen herzustellen, die beim Abfeuern nicht explodierten; das kam selbst bei den besten Stücken nicht selten vor. Deshalb brauchte man riesige Mengen an Metall, um die Rohre dick und stabil genug zu machen. Bis zum 19. Jahrhundert hielt man Bronzekanonen für verlässlicher als solche aus Eisen, Bronze war jedoch teurer. In beiden Fällen waren enorme Mengen an Holzkohle erforderlich, um das Metall zu schmelzen, es in die entsprechende Form zu gießen und anschließend die Rohrweite auszubohren. Der wachsende Holzbedarf strapazierte die europäischen Wälder. Während sie aber noch vergleichsweise intakt waren, verfügte das alte Osmanische Reich nicht mehr über entsprechende Ressourcen. Der Artillerie der europäischen Armeen und Flotten war es deshalb hoffnungslos unterlegen. Als die türkische Flotte im Jahr 1571 in der Schlacht von Lepanto besiegt wurde, demonstrierte dies schon damals vor allem die europäische Überlegenheit bei den Feuerwaffen. Noch jahrhundertelang hielten die Türken an ihren traditionellen Galeeren fest. Wenn sie es einmal doch unternahmen, die Schiffe mit Artillerie zu bestücken, verschwendeten sie sinnlos Ressourcen und Geld beim Gießen von Monstergeschützen, die eher repräsentativen Zwecken dienten als zum tatsächlichen Gebrauch. Anders als das Osmanische Reich, hatten die Chinesen auf der entgegengesetzten Seite von Eurasien ozeantaugliche Schiffe, die der europäischen Galeone das Wasser reichen konnten. Sie schafften es gleichwohl nicht, die Schiffe mit schwerer Artillerie zu bestücken. Bis leichte Waffen auftraten, dauerte es noch eine geraume Zeit. Die Europäer entwickelten effiziente tragbare Waffen, zuerst die Muskete und später das Maxim-Maschinengewehr. Mit deren Hilfe gelang es den Europäern, auch zu Lande ihre militärische Überlegenheit auszubauen. Doch bereits mit der Galeone waren die Europäer zur See derart überlegen, dass sie die Weltmeere beherrschten.
    Das Erstarken der Kolonialreiche, das mit der Expansion der Portugiesen und der Spanier begann, setzte voraus, dass eine Kombination von Mineralressourcen zur Verfügung stand; Gold und Silber allein waren nicht genug. Mit Edelmetallen ließen sich zwar Truppen bezahlen, aber um Schlagkraft zu entwickeln, brauchten diese Truppen Feuerwaffen. Für deren Herstellung benötigten die aufstrebenden Mächte Metalle und außerdem Holz, und zwar sowohl als Material für den Schiffsbau als auch als Brennstoff für die Schmelzöfen. »Kein Holz, kein Reich« hatte Arthur Standish 1611 in seinem Werk The Commons Complaint geschrieben. Für die neuen Seemächte besaß also die Bewirtschaftung ihrer Wälder entscheidende strategische Priorität. Die Staaten brauchten Holz und Eisen für Kriegsschiffe und Waffen, aber ebenso dringend Nahrungsmittel für Truppen und Bevölkerung. Um die Ernährungsgrundlage sicherzustellen, war es

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