Der Geruch von Blut Thriller
Bürgerkriegsgefecht stattgefunden hat. Und weil Rutherford B. Hayes hier mal übernachtet hat, als die Schule noch ein Hotel war. Jedes Mal, wenn man das jemandem erzählte, musste man hinzufügen, dass Hayes der neunzehnte Präsident der Vereinigten Staaten war. Man wurde gefragt: Ach wirklich, was hat er denn gemacht? Und dann musste man sagen: Er hat nach dem Bürgerkrieg die letzten Truppen aus dem Süden abgezogen, den Bau des Panamakanals angeordnet und den korrupten und bankrotten öffentlichen Dienst reformiert.
Dann hieß es: Ach wirklich, wie war noch gleich der Name?
Anderthalb Stunden nördlich von Manhattan ist man in der tiefsten Provinz, fast so weit ab vom Schuss, als habe man sich in den Ozark Mountains verlaufen. Wenn von der »Stadt« die Rede ist, meint man Three Rivers, das man nicht unbedingt als Stadt bezeichnen kann. Der Ort besteht im Wesentlichen aus einer fünf Blocks langen Hauptstraße mit einer Handvoll Läden, die hauptsächlich von St. Val’s leben. Ein paar Ampeln, kaum Straßenschilder.
Es gibt Fernfahrerkneipen mit schlechtem Essen. Eisenbahnschienen, aber keinen Bahnhof. Kaschemmen mit Countryrockern, die billige Harmoniegesänge und solide Basslines rausschmettern, damit die Stripperinnen sich an den Stangen reiben und ein paar Dollar verdienen können. Genug, um ihre Süchte zu finanzieren und ihre Kinder zu ernähren.
Three Rivers ist eine ländliche Kleinstadt wie die meisten anderen auch, nur dass es diese hier nicht mehr lange macht. Im Osten steht eine geschlossene Zuckerfabrik. Im Norden eine verlassene Futtermühle. Viele Läden sind noch geöffnet, aber es schließen immer mehr. Die besseren Häuser nahe der Hauptstraße sehen noch gepflegt aus, die Gärten sind frisch gemäht, die Blumenbeete im Sommer dicht bewachsen. Die Besitzer sind Ruheständler, die von ihren Pensionen leben und sowieso nirgendwo anders hinkönnen.
Wenn man sich von der Stadtmitte entfernt, sieht man weniger hübsche Immobilien vor die Hunde gehen. Große viktorianische Häuser, die schon vor Jahren hätten saniert werden müssen und jetzt mit Brettern vernagelt sind. Oder sie müssen als Resozialisierungseinrichtungen für Ausreißer, Junkies, geistig Behinderte und misshandelte Frauen herhalten. Als Pflegeheime, wo die Alten scheintot auf der Veranda sitzen und man sich jedes Mal, wenn man vorbeikommt, fragt: Atmet der noch?
Weiter draußen in den Randbezirken sind die Auswirkungen von Inflation und Rezession noch offensichtlicher. In die Hügel wurden Hütten gezimmert, als hätte ein Hurrikan sie dorthin geworfen. Sie stehen merkwürdig schief, die Kiefernholztüren hängen in den herausgebrochenen
Scharnieren, Dächer und Wände sind kurz vor dem Einstürzen.
Überschwemmungen haben merkwürdige schöne Muster in das Land gespült, am Rand des Tals stapeln sich Felsbrocken und entwurzelte Bäume. Die alten Sitten sterben nicht aus, sie überstehen Armut, Krankheit, Depression und Mord. In den Raststätten geht es immer noch jeden Abend heiß her, mehr denn je sogar.
All das hat ihm Roz in allen Einzelheiten beschrieben.
Ein Großteil des Landes wurde an Investoren verkauft, sie warten auf den wirtschaftlichen Aufschwung, den ihnen der Präsident versprochen hat. Die meisten Männer im Tal haben ihr Leben lang in der Zuckerfabrik oder in der Futtermühle gearbeitet. Viele von ihnen sind runter nach New York oder hoch an die kanadische Grenze gezogen. Die Übriggebliebenen kochen und transportieren Crystal Meth, um zu überleben.
Es gibt in der Nähe einen Fluss, zehn Minuten westlich, der alle paar Jahrzehnte über die Ufer tritt und mehrere Menschenleben fordert. In den Diners, Bars und Baumärkten hängen Zeitungsausschnitte, auf denen die Verheerungen bis zurück in die 1890er zu sehen sind. Schlamm, der bis hoch an die Regenrinnen im dritten Stock reicht, tote Kinder, die in den Baumkronen hängen.
Der Legende nach wurde die Gegend nach drei Bächen benannt, die hier angeblich zusammenliefen. Aber wenn man fragt, warum der Ort dann nicht Three Creeks heißt, bekommt man keine Antwort.
St. Val’s liegt ein Stück weiter südlich, in einem eigenen Tal. Im Sommer ist alles grün und wunderschön,
und es ist gerade so weit weg, dass man es als außerhalb der Stadt bezeichnen kann.
Der einzige andere Mann auf dem Campus ist derzeit Roddy Murphy, ein Ire aus dem Norden von Galway. Hausmeister, Elektriker, Schneeräum-Experte, Gärtner und Allroundgenie mit großer Klappe.
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