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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Substanz. Mit Hilfe des Arms lässt sich der Oberkörper nachzeichnen. Daraus wächst der Hals. Er spürt sein Gesicht und seinen Kopf wieder. Und in seinem Schädel liegt das Gehirn, und darin sein Verstand, und darin er selbst.
    Er ist noch da, trotz der endlosen Finsternis.
    Die Nachtschwester entdeckt ihn zwei Stunden später unter dem Bett. Seine gebrochenen Finger stecken in der Nase. Er hat versucht, das Blut von seinen kaputten Knöcheln einzusaugen, der Geruch versetzt ihn in die Vergangenheit, wo er sein Leben in allen qualvollen Einzelheiten noch einmal erleben kann. Seinen Hochzeitstag. Seinen ersten Arbeitstag. Howies Zorn hat ihn wiedergefunden.
    Die Wunden werden mit zwanzig Stichen genäht. Als sie seine gebrochenen Hände eingipsen, weint er.
    In den nächsten beiden Wochen erhöhen sie seine Medikamentendosis und schicken vier verschiedene Psychiater zu ihm, die sich ausführlich mit ihm unterhalten. Anfangs ist er ehrlich zu ihnen, in der Hoffnung, dass ihm jemand dieses Phänomen erklären kann.
    Aber die Ärzte behandeln ihn mit unterschiedlich großer Herablassung. Sie halten ihn entweder für verrückt oder nach Aufmerksamkeit heischend. Also erzählt Finn ihnen, was sie hören wollen, und verbirgt seine Schnittwunden vor ihnen. Selbst mit den Gipsverbänden
gelingt es ihm, den Rasierer etwas zu tief übers Kinn fahren zu lassen.
    Eines Abends versucht Roz, im Krankenbett mit ihm zu schlafen, woraufhin er sie auf den Boden befördert.
    Ein paar Abende später versucht sie es erneut. Er vögelt sie zwar nicht, wirft sie aber auch nicht raus.
    Ein paar Tage später wird er morgens von zwei streitenden Stimmen geweckt. Ein Pärchen, das sich nicht einigen kann, ob sie in der Kantine essen sollen oder ob sie noch bis zum Diner ein paar Straßen weiter aushalten. Die Frau sagt, ihr Blutdruck sei gefährlich niedrig.
    Der Mann sagt: Himmel Herrgott, ich warte nur auf den Tag, an dem dich diese verdammte Unterzuckerung nicht an der Kandare hat.
    Finn erkennt die Stimmen. Abgesehen davon kennt er nur einen Menschen, der das Wort Kandare benutzen würde.
    Etwas drückt auf die Bettkante. Die Frau hat sich hingesetzt, Finn sieht sie genau vor sich. Der schläfrige Blick mit einem Tick Gift darin, die dicken Ringellocken, die ihr über die Schultern fallen. Sie wühlt in den Geschenken, die man ihm geschickt hat, und sucht nach etwas Essbarem.
    »In der Schublade ist Schokolade«, sagt er.
    »Warum sollte ich Ihre Schokoriegel wollen?«, fragt Carlyles Geliebte.
    Finn kann oft nicht sagen, ob seine Augen offen oder geschlossen sind. Es verstört seine Besucher, aber er hat sich noch nicht daran gewöhnt, ständig eine Sonnenbrille zu tragen. Er weiß, dass Carlyle es gewöhnt ist, seinen Feinden in die Augen zu sehen und darin zu lesen.
Finn genießt es, in dieser Hinsicht ein ganz klein bisschen im Vorteil zu sein.
    »Weißt du, warum ich dich am Leben lasse?«, fragt Carlyle.
    »Ja«, sagt Finn.
    »Wirklich?«
    »Klar.«
    Carlyle hält inne. »Sag es mir.«
    »Aus vier Gründen.«
    »Vier?«
    »Genau.«
    »Dann lass sie mich doch bitte hören.«
    »Gern. Erstens stelle ich keine Bedrohung dar. Zweitens weißt du, dass ich keine Wahl hatte, was Donnie betrifft. Wer immer ihn geschickt hat, den solltest du umlegen.«
    »Niemand hat ihn geschickt.«
    »Dann hat derjenige, der auf ihn aufpassen sollte, keine gute Arbeit geleistet.«
    »Weiter.«
    »Drittens stehst du wegen dem, was dein Sohn Freddy getan hat, in meiner Schuld.«
    »Er hat dir nichts getan.«
    »O doch, er hat den Tod meiner Frau ausgelöst und meine eigene … Selbstzerstörung.«
    »Du redest wie ein Englischlehrer. Definitionsgemäß kann man niemanden für die Selbstzerstörung eines anderen verantwortlich machen.«
    »Das sehe ich anders«, erklärt Finn und lächelt.
    »Weiter.«
    »Und viertens kannst du jederzeit mit dem Finger auf mich zeigen und sagen: ›Seht her, das passiert mit Leuten, die sich gegen mich auflehnen.‹«

    »Das ist nicht mein Stil.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Carlyles Geliebte sucht schon wieder nach Süßigkeiten, ganz leise und unauffällig.
    »Dein Partner hat einen Großteil der Dinge ins Rollen gebracht«, sagt Carlyle.
    »Ins Rollen gebracht hast du sie, er hat nur mitgespielt. So ist er. Er nimmt mit, was er kriegen kann, und geht immer den leichten Weg.«
    »Und du nie.«
    »Das ist ein unabänderlicher Fehler in meinem Charakter.«
    »Den ich beheben könnte.«
    »Das bezweifle ich

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