Der Geruch von Blut Thriller
ewige Wachsamkeit, engagiert und zuverlässig. Er tut nicht genug, hat nie genug getan, aber zumindest hatte er immer ehrliche Absichten. Jetzt und hier ist es die, zu töten. Ehrlicher geht es nicht.
Das Geräusch eines ängstlichen Tieres. Es kommt von einem von ihnen, vielleicht von beiden. Er fragt sich, wer von ihnen den größeren Lebenswillen hat, und aus welchem Grund. Finn versucht, eine Liste aufzustellen, aber schon bei Punkt zwei fällt ihm nichts mehr ein.
Er fragt sich, ob Rack Moon, der messerschwingende Vergewaltiger, zarte Gefühle für seine Familie hat. Ob er wahre Liebe kennt. Ob er von Herzen bereut. Ob er irgendwo
in den Hügeln Frau und Kinder hat, die am Fenster stehen und sich um ihn sorgen. Er sieht einen Jungen und ein Mädchen, sechs oder sieben Jahre alt, hinter ihnen brennt ein Feuer, aber das Feuerholz wird langsam knapp. Einer von ihnen wird zum Schuppen laufen und neues holen müssen.
Dieses Schwein versteckt bestimmt seine Leichen im Schuppen, denkt Finn. Was werden die Kinder wohl finden? Wer wird sonst noch vermisst? Wer sonst hat nicht bezahlt?
Das Geräusch eines ängstlichen Menschen. Es hat einen fast musikalischen Subtext.
Racks Griff lockert sich, Finns dagegen wird noch fester. Selbst Schatten wollen überleben, wenn über ihnen die Wolken vorbeiziehen.
Ich bin der Stein in der Nacht, denkt Finn. Ich zerbreche nicht.
Rack lässt los. Finn schnappt nach Luft und würgt, aber er drückt weiter zu. Rack versucht, Finns Hände von seinem Hals zu ziehen, aber es ist zu spät, er ist zu schwach, um sich zu wehren.
Finn sieht seine Silhouette, flach vor der Wand, in einem panischen Tanz.
Kurz darauf werden seine Bewegungen langsamer, dann hören sie ganz auf. Wange an Wange liegen sie da und ringen nach Luft.
Augenblicke werden zu Minuten, und irgendwann ist Finn endlich in der Lage, unter Rack hervorzukriechen. Er will nach Jesse rufen, aber seine Stimme versagt. Sie weint nicht mehr, er weiß nicht, wo sie ist. Vielleicht ist sie endlich weggelaufen.
Er streckt den Arm aus, ohne zu wissen, wohin.
Dann spürt er ein Messer am Hals.
» S ie haben Ihre Schuld noch nicht beglichen«, flüstert Harley ihm ins Ohr. Die Art, wie sie das Messer hält, lässt ihn vermuten, dass sie perfekt damit umgehen kann. Wahrscheinlich ist sie es, die die Tiere gehäutet und die Felle für ihren Bruder zusammengenäht hat. »Ich wollte das alles nicht, aber ich brauche das Geld.«
»Ich verspreche es … du bekommst es … sobald … die Banken … aufhaben …«, krächzt er, mit einer Stimme, wie er sie noch nie gehört hat. Blut sammelt sich an seinen Nasenlöchern, er muss den Kopf zur Seite drehen, um nicht daran zu ersticken. Alles um ihn herum wird dunkel.
D anielle ist drei Wochen unter der Erde, als Finn im Krankenhaus endlich wieder zu sich kommt.
Die Ärzte fragen ihn nach seinem Namen und dem des Präsidenten. Er antwortet, er sei kein Idiot.
Als er nach Dani fragt, ignoriert man ihn. Er fragt weiter. Sie machen motorische Tests mit ihm, lassen ihn einen Ball zwischen den Händen hin und her rollen und sind schwer beeindruckt, dass er sich normal mit ihnen unterhalten kann. Sie wollen wissen, an was er sich als Letztes erinnert.
Finn fragt wieder nach Dani, und als sie ihn immer noch ignorieren, packt er sich das nächstbeste Arschloch und fängt an, ihn zu würgen. Sie rufen den Sicherheitsdienst. Drei muskulöse Schwachköpfe ringen auf dem Krankenbett mit ihm, der gerade aus dem Koma erwacht ist, schlagen ihm in den Magen und ins Gesicht. Erst nach ungefähr zwanzig Minuten merkt Finn, dass er keinen Verband vor den Augen hat. Er ist blind.
Als Nächstes kommen die Ermittler. Sie fragen abwechselnd nach Dani, Ray, Carlyle, Carlyles Kompagnon, Carlyles Söhnen und irgendwelchen anderen Mist. Finn sagt nicht viel, weil sie wollen, dass er nicht viel sagt. Sie haben die Fakten umgeschrieben, so dass sie ihnen in den Kram passen. Sie haben so schon genug Ärger am Hals, da fehlt ihnen gerade noch ein Polizist, der versehentlich seine Frau getötet und dann versucht hat, sich
selbst das Hirn wegzupusten. Und das auch noch vermasselt hat.
Freddys Pistole ist nicht registriert. Der Junge hatte wenigstens gut aufgeräumt, bevor er Finns Wohnung verließ. Oder jemand anderes hat die Spuren verwischt. Keine Fingerabdrücke, kein Blut. Als wäre er nie da gewesen.
Das Team hatte bereits in den Bericht geschrieben, dass Dani in einem Eifersuchtsanfall auf Finn geschossen und
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