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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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schießt diesen dem verarbeitenden Fabrikanten vor und erhält von ihm eine Zahlungspromesse auf fixen Verfalltag. Der Fabrikant, nach Ausführung seines Teils der Arbeit, schießt wiederum und zu ähnlichen Bedingungen sein Produkt einem andern Fabrikanten vor, der es weiterverarbeiten muß, und so erstreckt sich der Kredit immer weiter, von einem zum andern bis zum Konsumenten. Der Großhändler macht dem Kleinhändler Warenvorschüsse während er selbst solche vom Fabrikanten oder vom Kommissionär erhält. Jeder borgt mit der einen Hand und leiht mit der andern, zuweilen Geld, aber weit häufiger Produkte. So vollzieht sich, in den industriellen Beziehungen, ein unaufhörlicher Austausch von Vorschüssen, die sich kombinieren und in allen Richtungen durchkreuzen. Grade in der Vervielfältigung und dem Wachstum dieser gegenseitigen Vorschüsse besteht die Entwicklung des Kredits, und hier ist der wahre Sitz seiner Macht.«
    Die andre Seite des Kreditwesens schließt sich an die Entwicklung des Geldhandels, die natürlich in der kapitalistischen Produktion Schritt hält mit der Entwicklung des Warenhandels. Wir haben im vorigen Abschnitt (Kapitel XIX) gesehn, wie sich die Aufbewahrung der Reservefonds der Geschäftsleute, die technischen Operationen des Geldeinnehmens und Auszahlens, der internationalen Zahlungen, und damit der Barrenhandel, in den Händen der Geldhändler konzentriert. Im Anschluß an diesen Geldhandel entwickelt sich die andre Seite des Kreditwesens, die Verwaltung des zinstragenden Kapitals oder des Geldkapitals, als besondre Funktion der Geldhändler. Das Borgen und Verleihen des Geldes wird ihr besondres Geschäft. Sie treten als Vermittler zwischen den wirklichen Verleiher und den Borger von Geldkapital. Allgemein ausgedrückt besteht das Bankiergeschäft nach dieser Seite darin, das verleihbare Geldkapital in seiner Hand zu großen Massen zu konzentrieren, so daß statt des einzelnen Geldverleihers die Bankiers als Repräsentanten aller Geldverleiher den industriellen und kommerziellen Kapitalisten gegenübertreten. Sie werden die allgemeinen Verwalter des Geldkapitals. Andrerseits konzentrieren sie, allen Verleihern gegenüber, die Borger, indem sie für die ganze Handelswelt borgen. Eine Bank stellt auf der einen Seite die Zentralisation des Geldkapitals, der Verleiher, auf der andern die Zentralisation der Borger dar. Ihr Profit besteht im allgemeinen darin, daß sie zu niedrigern Zinsen borgt, als sie ausleiht.
    Das verleihbare Kapital, worüber die Banken verfügen, fließt ihnen in mehrfacher Weise zu. Zunächst konzentriert sich in ihrer Hand, da sie Kassierer der industriellen Kapitalisten sind, das Geldkapital, das jeder Produzent und Kaufmann als Reservefonds hält oder das ihm als Zahlung zufließt. Diese Fonds verwandeln sich so in verleihbares Geldkapital. Dadurch wird der Reservefonds der Handelswelt, weil als gemeinschaftlicher konzentriert, auf das nötige Minimum beschränkt, und ein Teil des Geldkapitals, der sonst als Reservefonds schlummern würde, wird ausgeliehen, fungiert als zinstragendes Kapital. Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitalisten, die ihnen das Ausleihen derselben überlassen. Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins für Depositen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augenblicklich unbeschäftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht. Diese Ansammlung kleiner Beträge muß als besondre Wirkung des Banksystems unterschieden werden von seiner Mittlerschaft zwischen den eigentlichen Geldkapitalisten und den Borgern. Endlich werden auch die Revenuen, die nur allmählich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert.
    Das Verleihen (wir haben es hier nur mit dem eigentlichen Handelskredit zu tun) geschieht durch Diskontieren der Wechsel – Verwandlung derselben in Geld vor ihrer Verfallzeit – und durch Vorschüsse in verschiednen Formen: direkte Vorschüsse auf persönlichen Kredit, Lombardvorschüsse auf zinstragende Papiere, Staatseffekten, Aktien aller Art, namentlich aber auch Vorschüsse auf Ladescheine, Dockwarrants und andre beglaubigte Besitztitel auf Waren, durch Überziehung über die Depositen usw.
    Der Kredit nun, den der Bankier gibt, kann in verschiednen Formen gegeben werden, z.B. in Wechseln auf andre Banken, Schecks auf solche,

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