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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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die Produkte in Waren verwandelnden Austausches bis ins fünfzehnte Jahrhundert unsrer Zeitrechnung dauert. Der Warenaustausch aber datiert von einer Zeit, die vor aller geschriebnen Geschichte liegt, die in Ägypten auf mindestens drittehalbtausend, vielleicht fünftausend, in Babylonien auf viertausend, vielleicht sechstausend Jahre vor unsrer Zeitrechnung zurückführt; das Wertgesetz hat also geherrscht während einer Periode von fünf bis sieben Jahrtausenden. Und nun bewundre man die Gründlichkeit des Herrn Loria, der den während dieser Zeit allgemein und direkt gültigen Wert einen Wert nennt, zu dem die Waren nie verkauft werden oder verkauft werden können und mit dem kein Ökonom sich je beschäftigen wird, der einen Funken gesunden Verstand hat!
    Bisher haben wir nicht vom Kaufmann gesprochen. Wir konnten uns die Berücksichtigung seiner Intervention aufsparen bis jetzt, wo wir zur Verwandlung der einfachen in kapitalistische Warenproduktion übergehn. Der Kaufmann war das revolutionäre Element in dieser Gesellschaft, wo alles sonst stabil war, stabil sozusagen durch Erblichkeit; wo der Bauer nicht nur seine Hufe, sondern auch seine Stellung als freier Eigentümer, freier oder höriger Zinsbauer oder Leibeigner, der städtische Handwerker sein Handwerk und seine zünftigen Privilegien erblich und fast unveräußerlich überkam und jeder von ihnen obendrein seine Kundschaft, seinen Absatzmarkt, ebensosehr wie sein von Jugend auf für den ererbten Beruf ausgebildetes Geschick. In diese Welt trat nun der Kaufmann, von dem ihre Umwälzung ausgehn sollte. Aber nicht als bewußter Revolutionär; im Gegenteil, als Fleisch von ihrem Fleisch, Bein von ihrem Bein. Der Kaufmann des Mittelalters war durchaus kein Individualist, er war wesentlich Genossenschafter wie alle seine Zeitgenossen. Auf dem Lande herrschte die dem urwüchsigen Kommunismus entsprossene Markgenossenschaft. Jeder Bauer hatte ursprünglich eine gleich große Hufe, mit gleich großen Stücken Boden von jeder Qualität, und einen entsprechenden gleich großen Anteil an den Rechten in der gemeinen Mark. Seitdem die Markgenossenschaft eine geschlossene geworden war und keine neuen Hufen mehr ausgeteilt wurden, traten durch Erbschaft etc. Unterteilungen der Hufen ein und dementsprechende Unterteilungen der Markberechtigung; aber die Vollhufe blieb die Einheit, so daß es Halb-, Viertels-, Achtelshufen mit halber, Viertels- und Achtelsberechtigung in der gemeinen Mark gab. Nach dem Vorbild der Markgenossenschaft richteten sich alle späteren Erwerbsgenossenschaften, vor allem die Zünfte in den Städten, deren Ordnung nichts war als die Anwendung der Markverfassung auf ein Handwerksprivilegium statt auf ein begrenztes Landgebiet. Der Mittelpunkt der ganzen Organisation war die gleiche Beteiligung jedes Genossen an den der Gesamtheit gesicherten Vorrechten und Nutzungen, wie sich dies noch schlagend in dem Privilegium der Elberfelder und Barmer »Garnnahrung« von 1527 ausspricht. (Thun, »Industrie am Niederrhein«, II, 164 ff.) Dasselbe gilt von den Gewerken der Bergwerke, wo auch jede Kux gleichen Anteil hatte und auch, wie die Hufe des Markgenossen, samt ihren Rechten und Pflichten teilbar war. Und dasselbe gilt in nicht mindrem Grad von den kaufmännischen Genossenschaften, die den überseeischen Handel ins Leben riefen. Die Venetianer und die Genuesen im Hafen von Alexandrien oder Konstantinopel, jede »Nation« in ihrem eignen Fondaco – Wohnhaus, Wirtshaus, Lagerhaus, Ausstellungs- und Verkaufsraum nebst Zentralbüro – bildeten vollständige Handelsgenossenschaften, sie waren abgeschlossen gegen Konkurrenten und Kunden, sie verkauften zu unter sich festgestellten Preisen, ihre Waren hatten bestimmte, durch öffentliche Untersuchung und oft Abstempelung garantierte Qualität, sie beschlossen gemeinsam über die den Eingebornen für ihre Produkte zu zahlenden Preise etc. Nicht anders verfuhren die Hanseaten auf der deutschen Brücke (Tydske Bryggen) zu Bergen in Norwegen und ebenso ihre holländischen und englischen Konkurrenten. Wehe dem, der unter dem Preis verkauft oder über dem Preis eingekauft hätte! Der Boykott, der ihn traf, bedeutete damals den unbedingten Ruin, ungerechnet die direkten Strafen, die die Genossenschaft über den Schuldigen verhängte. Es wurden aber auch noch engere Genossenschaften zu bestimmten Zwecken gegründet, dergleichen die Maona von Genua, die langjährige Beherrscherin der Alaungruben von Phokäa in

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