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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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für Handwerkers Rechnung hergestellten Waren derselben Art in Konkurrenz brachten?
    Die Profitrate des Handelskapitals war vorgefunden. Sie war auch schon, wenigstens für die betreffende Lokalität, zu einer annähernden Durchschnittsrate ausgeglichen. Was konnte nun den Kaufmann bewegen, das Extrageschäft des Verlegers auf sich zu nehmen? Nur eins: die Aussicht auf größeren Profit bei gleichem Verkaufspreis mit den andern. Und diese Aussicht hatte er. Indem er den Kleinmeister in seinen Dienst nahm, durchbrach er die hergebrachten Schranken der Produktion, innerhalb deren der Produzent sein fertiges Produkt verkaufte und nichts andres. Der kaufmännische Kapitalist kaufte die Arbeitskraft, die einstweilen noch ihr Produktionsinstrument besaß, aber schon nicht mehr den Rohstoff. Indem er so dem Weber regelmäßige Beschäftigung sicherte, konnte er dagegen den Lohn des Webers derart drücken, daß ein Teil der geleisteten Arbeitszeit unbezahlt blieb. Der Verleger wurde so Aneigner von Mehrwert über seinen bisherigen Handelsgewinn hinaus. Allerdings mußte er dafür auch ein zusätzliches Kapital anwenden, um Garn etc. zu kaufen und in der Hand des Webers zu belassen, bis das Stück fertig war, für das er früher erst beim Einkauf den ganzen Preis zu zahlen hatte. Aber erstens hatte er in den meisten Fällen auch schon Extrakapital gebraucht zu Vorschüssen an den Weber, den in der Regel nur die Schuldknechtschaft dahin brachte, daß er sich den neuen Produktionsbedingungen unterwarf. Und zweitens, auch abgesehn davon, stellt sich die Rechnung nach folgendem Schema:
    Gesetzt, unser Kaufmann betriebe sein Exportgeschäft mit 30000 Kapital, Dukaten, Zechinen, Pfund Sterling oder was immer. Davon seien 10000 im Einkauf von inländischen Waren tätig, während 20000 in den überseeischen Absatzmärkten gebraucht werden. Das Kapital schlage einmal in zwei Jahren um, Jahresumschlag = 15000. Unser Kaufmann will nun für eigne Rechnung weben lassen, Verleger werden. Wieviel Kapital muß er da zuschießen? Nehmen wir an, die Produktionszeit des Stückes Zeug, wie er dergleichen verkauft, sei durchschnittlich zwei Monate, was sicher sehr hoch ist. Nehmen wir ferner an, er müsse alles bar zahlen. So muß er Kapital genug zuschießen, um seinen Webern Garn für zwei Monate zu liefern. Da er im Jahr 15000 umschlägt, kauft er in zwei Monaten Zeug für 2500. Sagen wir, daß 2000 davon Garnwert und 500 Webelohn darstellen, so braucht unser Kaufmann ein Zuschußkapital von 2000. Wir nehmen an, der Mehrwert, den er sich durch die neue Methode vom Weber aneignet, betrage nur 5% vom Wert des Zeugs, was die sicher sehr bescheidne Mehrwertsrate von 25% ausmacht (2000 c + 500 v + 125 m ; m' = 125/500 = 25%, p' = 125/2500 = 5%). Dann macht unser Mann auf seinen Jahresumschlag von 15000 einen Extraprofit von 750, hat also sein Zuschußkapital in 2 2 / 3 Jahren schon wieder herausgeschlagen.
    Um aber seinen Absatz und damit seinen Umschlag zu beschleunigen und dadurch mit demselben Kapital in kürzerer Zeit denselben, in derselben Zeit wie bisher also größeren Profit zu machen, wird er einen kleinen Teil seines Mehrwerts dem Käufer schenken, wird billiger verkaufen als seine Konkurrenten. Diese werden sich allmählich auch in Verleger verwandeln, und dann reduziert sich der Extraprofit für alle auf den gewöhnlichen Profit, oder gar einen niedrigeren, für das bei allen erhöhte Kapital. Die Gleichheit der Profitrate ist wiederhergestellt, wenn auch möglicherweise auf andrem Niveau, dadurch, daß ein Teil des im Inland gemachten Mehrwerts an die auswärtigen Käufer abgetreten ist.
    Der nächste Schritt in der Unterwerfung der Industrie unter das Kapital geschieht durch die Einführung der Manufaktur. Auch diese befähigt den Manufakturisten, der im 17. und 18. Jahrhundert – in Deutschland noch bis 1850 fast allgemein und stellenweise noch heute – meist noch sein eigner Exportkaufmann ist, wohlfeiler zu produzieren als sein altfränkischer Konkurrent, der Handwerker. Derselbe Prozeß wiederholt sich; der vom Manufakturkapitalisten angeeignete Mehrwert erlaubt ihm resp. dem Exportkaufmann, der mit ihm teilt, wohlfeiler zu verkaufen als seine Konkurrenten, bis zur Verallgemeinerung der neuen Produktionsweise, wo dann wieder Ausgleichung eintritt. Die schon vorgefundne Handelsprofitrate, selbst wenn sie nur lokal nivelliert ist, bleibt das Prokrustesbett, worin der überschüssige industrielle Mehrwert ohne Barmherzigkeit

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