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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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nur den skizzierten Umriß von dem, was über den Fragepunkt zu sagen ist. Gehen wir also etwas näher darauf ein.
    Wir alle wissen, daß in den Anfängen der Gesellschaft die Produkte von den Produzenten selbst verbraucht werden und daß diese Produzenten in mehr oder minder kommunistisch organisierten Gemeinden naturwüchsig organisiert sind; daß der Austausch des Überschusses dieser Produkte mit Fremden, der die Verwandlung der Produkte in Waren einleitet, späteren Datums ist, zuerst nur zwischen einzelnen stammesfremden Gemeinden stattfindet, später aber auch innerhalb der Gemeinde zur Geltung kommt und wesentlich zu deren Auflösung in größere oder kleinere Familiengruppen beiträgt. Aber selbst nach dieser Auflösung bleiben die austauschenden Familienhäupter arbeitende Bauern, die fast ihren ganzen Bedarf mit Hilfe ihrer Familie auf dem eignen Hof produzieren und nur einen geringen Teil der benötigten Gegenstände gegen überschüssiges eignes Produkt von außen eintauschen. Die Familie treibt nicht bloß Ackerbau und Viehzucht, sie verarbeitet auch deren Produkte zu fertigen Verbrauchsartikeln, mahlt stellenweise noch selbst mit der Handmühle, bäckt Brot, spinnt, färbt, verwebt Flachs und Wolle, gerbt Leder, errichtet und repariert hölzerne Gebäude, stellt Werkzeuge und Geräte her, schreinert und schmiedet nicht selten; so daß die Familie oder Familiengruppe in der Hauptsache sich selbst genügt.
    Das Wenige nun, was eine solche Familie von andern einzutauschen oder zu kaufen hat, bestand selbst bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland vorwiegend aus Gegenständen handwerksmäßiger Produktion, also aus solchen Dingen, deren Herstellungsart dem Bauer keineswegs fremd war und die er nur deshalb nicht selbst produzierte, weil ihm entweder der Rohstoff nicht zugänglich oder der gekaufte Artikel viel besser oder sehr viel wohlfeiler war. Dem Bauer des Mittelalters war also die für die Herstellung der von ihm eingetauschten Gegenstände erforderliche Arbeitszeit ziemlich genau bekannt. Der Schmied, der Wagner des Dorfs arbeiteten ja unter seinen Augen; ebenso der Schneider und Schuhmacher, der noch zu meiner Jugendzeit bei unsern rheinischen Bauern der Reihe nach einkehrte und die selbstverfertigten Stoffe zu Kleidern und Schuhen verarbeitete. Der Bauer sowohl wie die Leute, von denen er kaufte, waren selbst Arbeiter, die ausgetauschten Artikel waren die eignen Produkte eines jeden. Was hatten sie bei der Herstellung dieser Produkte aufgewandt? Arbeit und nur Arbeit: für den Ersatz der Werkzeuge, für Erzeugung des Rohstoffs, für seine Verarbeitung haben sie nichts ausgegeben als ihre eigne Arbeitskraft; wie also können sie diese ihre Produkte mit denen andrer arbeitenden Produzenten austauschen anders als im Verhältnis der darauf verwandten Arbeit? Da war nicht nur die auf diese Produkte verwandte Arbeitszeit der einzige geeignete Maßstab für die quantitative Bestimmung der auszutauschenden Größen; da war überhaupt kein andrer möglich. Oder glaubt man, der Bauer und der Handwerker seien so dumm gewesen, das Produkt zehnstündiger Arbeit des einen für das einer einzigen Arbeitsstunde des andern hinzugeben? Für die ganze Periode der bäuerlichen Naturalwirtschaft ist kein andrer Austausch möglich als derjenige, wo die ausgetauschten Warenquanta die Tendenz haben, sich mehr und mehr nach den in ihnen verkörperten Arbeitsmengen abzumessen. Von dem Augenblick an, wo das Geld in diese Wirtschaftsweise eindringt, wird die Tendenz der Anpassung an das Wertgesetz (in der Marxschen Formulierung, nota bene!) einerseits noch ausgesprochener, andrerseits aber wird sie auch schon durch die Eingriffe des Wucherkapitals und der fiskalischen Aussaugung durchbrochen, die Perioden, für die die Preise im Durchschnitt sich den Werten bis auf eine zu vernachlässigende Größe nähern, werden schon länger.
    Das gleiche gilt für den Austausch zwischen Bauernprodukten und denen der städtischen Handwerker. Anfangs findet dieser direkt statt, ohne Vermittlung des Kaufmanns, an den Markttagen der Städte, wo der Bauer verkauft und seine Einkäufe macht. Auch hier sind nicht nur dem Bauer die Arbeitsbedingungen des Handwerkers bekannt, sondern dem Handwerker auch die des Bauern. Denn er ist selbst noch ein Stück Bauer, er hat nicht nur Küchen- und Obstgarten, sondern auch sehr oft ein Stückchen Feld, eine oder zwei Kühe, Schweine, Federvieh usw. Die Leute im Mittelalter waren so imstande,

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