Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
kalvinistischen Satzes, daß die Gnadenwahl alias der Zufall schon in diesem Leben über Seligkeit und Verdammnis, über Reichtum, d.h. Genuß und Macht, und über Armut, d.h. Entbehrung und Knechtschaft, entscheidet.
3. Jetzt anders. Die Akkumulation ist seit der Krise von 1866 mit einer stets wachsenden Schnelligkeit vorgegangen, und zwar so, daß in keinem Industrieland, am wenigsten England, die Ausdehnung der Produktion mit der der Akkumulation Schritt halten, die Akkumulation des einzelnen Kapitalisten in der Vergrößerung seines eigenen Geschäfts volle Verwendung finden konnte; englische Baumwollindustrie schon 1845, Eisenbahnschwindel. Mit dieser Akkumulation aber stieg auch die Masse der Rentiers, der Leute, die die regelmäßige Anspannung im Geschäft satt waren, die also bloß sich amüsieren wollten oder doch nur gelinde Beschäftigung als Direktoren oder Aufsichtsräte von Kompanien treiben. Und drittens wurden, um die Anlage der so als Geldkapital flottierenden Masse zu erleichtern, nun überall, wo es noch nicht geschehn, neue gesetzliche Formen der Gesellschaften mit beschränkter Haftbarkeit hergestellt, und die Verpflichtung der bisher unbeschränkt haftenden Aktionäre auch ± reduziert (Aktien-Gesellschaften in Deutschland 1890. 40% der Zeichnung!).
4. Hiernach allmähliche Verwandlung der Industrie in Aktienunternehmungen. Ein Zweig nach dem andern verfällt dem Schicksal. Zuerst Eisen, wo Riesenanlagen jetzt nötig (vorher Bergwerke, wo diese nicht schon verkuxt). Dann chemische Industrie ditto. Maschinenfabriken. Auf dem Kontinent Textilindustrie, in England bloß noch in einigen Gegenden von Lancashire (Spinnerei Oldham, Weberei Burnley etc., Schneider-Kooperation, diese aber nur Vorstufe, um bei der nächsten Krisis wieder an die masters zu fallen), Brauereien (vor ein paar Jahren die amerik. an engl. Kapital[isten] verschachert, dann Guinness, Bass, Allsopp). Dann die Trusts, die Riesenunternehmungen mit gemeinsamer Leitung schaffen (wie die United Alkali). Die gewöhnliche Einzelfirma + & + nur Vorstufe, um das Geschäft dahin zu bringen, wo es groß genug, um »gegründet« zu werden.
Dasselbe vom Handel. Leafs, Parsons, Morleys, Morrison, Dillon, alle gegründet. Ebenso jetzt schon Detailhäuser, und zwar nicht nur unter dem Schein der Kooperation à la »Stores«.
Dasselbe von Banken und andern Kreditinstituten auch in England. Unmassen neuer, alle Aktien delimited. Sogar alte Banken wie Glyns etc. verwandeln sich mit 7 Privat-Aktionären in Limited.
5. Auf dem Gebiet des Ackerbaues dasselbe. Die enorm ausgedehnten Banken besonders in Deutschland (unter allerlei bürokratischen Namen) mehr und mehr Träger der Hypothek, mit ihren Aktien wird das wirkliche Obereigentum über den Grundbesitz der Börse überliefert, und dies noch mehr bei Verfall der Güter an die Gläubiger. Hier wirkt die agrikulturelle Revolution der Steppenkultur gewaltsam; gehts so fort, die Zeit abzusehn, wo auch Englands und Frankreichs Boden verbörset.
6. Nun aber die auswärtigen Anlagen alle in Aktien. Um nur von England zu sprechen: amerik. Eisenbahnen, Nord und Süd (die Stock-List nachschlagen), Goldberger etc.
7. Dann die Kolonisation. Diese ist heute rein Sukkursale der Börse, in derem Interesse die europäischen Mächte vor ein paar Jahren Afrika geteilt, die Franzosen Tunis und Tonkin erobert haben. Afrika direkt an Kompanien verpachtet (Niger, Südafrika, Deutsch-Südwest- und Ostafrika) und Maschonaland und Natalland für die Börse von Rhodes in Besitz genommen.
Fußnoten
1 Welche Verwirrung hieraus im Kopf des Ökonomen entstehn kann, wurde Buch I, Kap. VII, 3, S. 216/206 ff., am Beispiel von N. W. Senior gezeigt.
2 »Wir wissen in der Tat bereits, daß der Mehrwert bloß Folge der Wertveränderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil, vorgeht, daß also v + m = v + Δv (v plus Inkrement von v) ist. Aber die wirkliche Wertveränderung und das Verhältnis, worin sich der Wert ändert, werden dadurch verdunkelt, daß infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das vorgeschoßne Gesamtkapital wächst. Es war 500 und es wird 590.« (Buch I, Kap. VII, 1, S. 203/195.)
3 Malthus, »Principles of Pol. Econ.«, 2 nd edit., London 1836, p. 268.
4 »Capital: that which is expended with a view to profit.« Malthus, »Definitions in Pol. Econ.«, London 1827, p. 86.
5 Vgl. Buch I, Kap. XVIII, p. 571/561 ff.
6 R. Torrens, »An Essay on the Production of
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