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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Monate nach Menas‘ Geburt bei einem Jagdunfall ums Leben kam, ließ er die Wege hierher zupflanzen, und niemand hat es seit dieser Zeit wieder betreten. Daher kennst du es nicht, weil du damals noch ein Knabe warst. Auch Menas weiß nichts davon. Ich fand die Erinnerung daran in Ordins Gedanken, und das brachte mich auf die Idee, euch hier eine Zuflucht zu schaffen. Ihr werdet hier alles finden, was ihr braucht. Und nun muss ich euch verlassen. Wenn du in Gefahr gerätst, Chiron, kannst du nach mir rufen. Doch du darfst das nur tun, wenn du selbst keinen Ausweg mehr finden kannst. Rufst du mich ohne Not, kann ich dir nie wieder helfen. Und denke stets an meine Warnung vor der Rache, damit du die Götter nicht womöglich erzürnst und sie dir ihre Gunst auch weiterhin gewähren!“
     
    Dann wendete er sein Pferd und ritt davon. Am Waldrand hob er noch einmal grüßend die Hand, dann war er unter den Bäumen verschwunden. Verwirrt sah Chiron ihm nach. Rotron hatte ihm keine Gelegenheit gegeben, weitere Fragen zu stellen. So stiegen Chiron und Ordin von den Pferden und führten sie in den Stall. Die Futterkrippen waren gefüllt und ein großer Vorrat an Heu und Hafer lag in einer Ecke des Stalls.
     
    „Wie seltsam das alles ist!“ sagte Chiron. „Wer ist dieser Rotron und wie kam er in den Kerker und konnte mich befreien? Er muss ein großer Magier sein. Doch aus welchem Grund hat er mir geholfen?“
     
    „Ich weiß es nicht, Herr.“ Ordin zuckte verstört mit den Schultern „Aber ich bin froh, dass er es getan hat. Ich musste mit ansehen, wie Menas Euch in den Kerker werfen ließ, ohne Euch helfen zu können. Die ganze Nacht zermarterte ich mir den Kopf, was ich zu Eurer Rettung unternehmen könnte. Doch niemand würde mir geglaubt haben, wenn ich gesagt hätte, wer Ihr seid. Gegen Morgen fiel ich dann irgendwann in Schlaf. Plötzlich wurde ich wach, weil ich das Gefühl hatte, jemand habe mich gerufen. Ich wusste auf einmal, dass ich vor das Schloss hinausgehen musste. Ich kleidete mich an und ging zum Tor. Die Wachen schienen wie in Stein gehauen zu sein und rührten sich nicht, als sich das Tor von allein öffnete und hinter mir wieder schloss. Vor dem Tor standen die Pferde und ich blieb bei ihnen stehen und wartete. Wie groß war meine Freude, Herr, als ich Euch aus dem Tor treten sah!“
     
    In den Augen des Alten standen Tränen. Chiron umarmte ihn und sagte:
     
    „Ach, Ordin, du bist der einzige, der mir geblieben ist! Alle haben mich vergessen, und mein eigener Bruder wollte mich sogar töten.“
     
    „Nein, Herr! Euer Volk hat Euch nicht vergessen“, antwortete Ordin. „Es trauert noch immer um Euch, und  groß wäre der Jubel, könntet Ihr auf Euren Thron zurückkehren.“
     
    „Das wird viel Mühe kosten, Ordin“, meinte Chiron, „und noch weiß ich nicht, wie ich das schaffen kann. Doch lass uns nun hineingehen. Du musst mir alles über Menas erzählen und alles, was er in den letzten Jahren getan hat. Vielleicht ergibt sich daraus irgendein Anhaltspunkt, wie ich mich an ihm rächen und den Thron wieder erlangen kann.“
     
    Sie betraten das Schlösschen. Chiron hatte erwartet, ein verwahrlostes Haus vorzufinden, doch zu seiner Überraschung waren alle Zimmer wohnlich und sauber und in den Wirtschaftsräumen fanden sie Vorräte aller Art. Immer mehr staunten Chiron und Ordin über die große Macht des Magiers, die dies alles ermöglicht hatte. Nach einem ausgiebigen Mahl zogen sich die beiden in einen gemütlichen Raum zurück. Zum ersten Mal nach langer Zeit genoss Chiron wieder ein wenig Behaglichkeit. Doch sie brachte ihm nur geringe Befriedigung, denn der Hass auf Menas brannte in seinem Herzen.
     
    Begierig lauschte er daher der Erzählung des alten Dieners über Menas und Xoras. Alle Tatsachen wog er blitzschnell ab, ob sich aus Ihnen ein Werkzeug für seine Rache oder für die Wiedergewinnung seiner Herrschaft schmieden ließe. Er hatte schon erwogen, zu Daronas Vater zu reisen und ihm die Wahrheit über den Tod seiner Tochter mitzuteilen. Er war sicher, dass König Tirios ihm ein gewaltiges Heer stellen würde, um die Prinzessin zu rächen und Menas vom Thron zu vertreiben. Doch dann dachte er daran, dass ein Krieg nur Unglück über sein unschuldiges Volk bringen würde, und er ließ diesen Plan wieder fallen. Einen Moment hatten ihn seine Gedanken von Ordins Erzählung abgelenkt, als ein Satz des Alten ihn förmlich aus dem Sessel riss.
     
    „Was hast du gesagt?“ rief

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