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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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wird ein wenig warten müssen, Chiron“, wich Rotron der Frage aus. „Zuerst muss ich dich hier herausbringen, denn die Zeit drängt! Du hast lange gebraucht, dich meiner zu erinnern, und fast wäre es zu spät gewesen. Doch nun komm, wir müssen uns beeilen!“
     
    Er trat zu Chiron und berührte dessen Ketten. Mit hellem Klingen zersprangen sie und Chiron war frei. Er rieb sich die schmerzenden Handgelenke und folgte Rotron zur Tür des Verlieses. Rotron legte die Hand auf das Schloss und die Tür schwang lautlos auf. Dann stiegen die beiden die Treppen des Kerkers empor, deren Abschluss eine schwere, eisenbeschlagene Tür bildete. Rotron murmelte einige Worte und berührte auch diese Tür mit der Hand. Auch hier glitt der Riegel leise zurück und die Tür tat sich geräuschlos vor ihnen auf. Vor der Tür saßen zwei Wachen und Chiron zuckte erschreckt zurück. Doch die beiden Männer saßen, als seien sie zu Stein erstarrt, und ihre offenen Augen blickten ins Leere.
     
    „Keine Angst!“ sagte Rotron leise. „Ich habe sie mit einem Bann belegt. Sie können uns nicht sehen und werden sich an nichts erinnern.“
     
    Niemand war zu sehen, als sie das Schloss durchquerten, um zum Ausgang zu gelangen. Sie eilten über den Burghof auf das Tor zu. Auch die beiden Torhüter standen wie versteinert, und Rotron öffnete das Burgtor wie schon die beiden anderen Türen zuvor. Zu Chirons Erstaunen standen vor dem Tor drei Pferde, die von dem alten Ordin gehalten wurden. Gerade wollte Chiron ihn fragen, wie er hierher käme, aber Rotron winkte ab.
     
    „Keine Zeit für Fragen! Wir müssen uns beeilen! Denn wenn Xoras dein Verschwinden entdeckt, solange wir noch in Reichweite seiner Kräfte sind, wird es gefährlich. Er ist mächtiger als du denkst, Chiron, und er hat dir Rache geschworen, da du ihn von deinem Hof vertrieben hast. Alles, was dir an Bösem widerfahren ist, hast du ihm zu verdanken. Und in deinem Bruder fand er einen willigen Helfer. Xoras benutzt Menas als Werkzeug, auch wenn dieser glaubt, es sei anders herum. Doch wenn Menas irgendwann einmal nicht mehr so will wie Xoras, wird er den Magier richtig kennenlernen.“
     
    So schwangen sich die drei in die Sättel und galoppierten davon. Rotron flog vor ihnen her auf seinem Rappen, der eine rasende Geschwindigkeit anschlug. Bald hatten sie den Wald erreicht und konnten von der Burg aus nicht mehr gesehen werden. Doch auch hier behielt Rotron die größtmögliche Schnelligkeit bei. Bei diesem halsbrecherischen Tempo konnte Chiron keine der Fragen stellen, die ihm auf der Zunge brannten. Doch plötzlich hob er sich in den Bügeln, warf die Faust in die Luft und stieß ein Jubelschrei aus: Er hatte die Freiheit wieder gewonnen!
    Eine ganze Weile jagten sie so dahin, bis Rotron sein Pferd zügelte. Es war ein Wunder, dass der alte Ordin einen solchen Gewaltritt durchgestanden hatte, doch als Chiron sich nach ihm umwandte, sah er die Augen des Alten leuchten und ein frohes Lächeln lag auf den welken Lippen.
     
    „Jetzt können wir etwas langsamer reiten“, meinte Rotron, „denn nur bis hierher reicht Xoras‘ Machtbereich und er hat deine Flucht noch nicht entdeckt.“
     
    „Wohin führt Ihr uns?“ fragte Chiron.
     
    „Zu einem Haus, das einige Meilen von hier im Wald steht. Es kann euch als Zufluchtsort dienen und als Ausgangspunkt für deinen Versuch, dein Königreich wiederzugewinnen. Oder willst du darauf verzichten?“
     
    „Niemals!“ rief Chiron. „Ich habe gesehen, was Menas mit meinem Volk macht, und außerdem habe ich ihm und Xoras Rache geschworen.“
     
    „Hüte dich vor der Rache, mein Freund!“ sagte Rotron ernst. „Sie ist gefährlich und trifft leicht den Unschuldigen mit dem Schuldigen. Auch kann sie auf den Rächer selbst zurückfallen. Darum wäge stets mit Bedacht, was du tust, und lass dich nie von deinem Zorn zu einer Tat hinreißen, die du später vielleicht bereust! Doch nun kommt, wir haben noch ein gutes Stück zu reiten.“
     
    Nachdem sie noch einige Zeit geritten waren, bog Rotron vom Hauptweg ab und führte sie quer durch den Wald. Sie kamen an eine Lichtung, auf der ein kleines Jagdschloss stand.
     
    „Was ist das für ein Haus?“ fragte Chiron verwundert. „Es liegt nicht weit von der Burg, und doch kenne ich es nicht, obwohl ich oft in diesem Wald gejagt habe.“
     
    „Dein Vater ließ es für Menas‘ Mutter bauen, die eine leidenschaftliche Jägerin war“, erklärte Rotron. „Doch als sie wenige

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