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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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ihr zu Füßen lag. Doch dann glitt wieder ein harter Zug um seinen Mund. Gut so! Umso mehr würde ihr Verlust ihn treffen. Er folgte Loara in einigem Abstand, sich immer in der Deckung der Büsche haltend. Langsam ritt sie durch den Wald und hielt Ausschau, ob sie irgendein Wild aufstöbern würde. Und da – aus einem Windbruch sprang ein Reh, aufgestört durch das herannahende Pferd! Mit einem begeisterten Schrei nahm Loara die Verfolgung auf. Sie war eine meisterhafte Reiterin. In vollem Galopp lenkte sie ihr Pferd nur mit den Schenkeln zwischen den Bäumen hindurch, während sie den Bogen von ihrer Schulter riss und einen Pfeil auflegte. Durch ihr plötzliches Davonjagen hatten die beiden Reitknechte den Anschluss verloren und waren nicht mehr zu sehen. Chiron sah seine Chance gekommen. Wie der Blitz war er hinter Loara her und hatte sie eingeholt. Als er plötzlich neben ihr auftauchte, wollte Loara ihn wütend anfahren, denn sie dachte, er sei einer ihrer Begleiter. Doch als sie den Fremden gewahrte, hielt sie erschrocken ihr Pferd an. In diesem Augenblick packte Chiron zu und zog sie mit stahlhartem Griff zu sich auf den Sattel. Loara war so überrascht, dass sie nicht einmal schrie. Ehe sich das Mädchen versah, hatte ihr Chiron einen Knebel in den Mund gesteckt und ein Tuch über die Augen gebunden, dann fesselte er der sich wild Sträubenden die Hände und schoss mit ihr davon. Ehe die beiden Reitknechte ihn hatten sehen können, war er mit seiner Beute im Dickicht verschwunden.
     
    Als er beim Jagdschloss ankam, stand Ordin vor der Tür. Er lief auf Chiron zu und ergriff das aufgeregte Pferd am Zügel. Ohne seine schöne Last aus den Armen zu lassen, sprang Chiron aus dem Sattel und trug das Mädchen ins Haus. Er brachte Loara in eines der Zimmer, dessen Fenster mit einem stabilen Ziergitter versehen war. Als er ihr die Augenbinde abnahm, funkelten ihn smaragdgrüne Augen wütend an. Er legte das Mädchen auf dem Bett nieder und schloss dann die Tür ab. Den Schlüssel steckte er in die Hosentasche. Dann nahm er ihr auch die Fesseln und den Knebel ab. Fauchend wie eine Katze sprang Loara auf ihn zu und wollte ihm mit den Nägeln ins Gesicht fahren. Doch er ergriff hart ihre Handgelenke und zwang sie, sich auf das Bett zu setzen.
     
    „Holla, schöne Loara!“ sagte er mit spöttischem Lächeln. „Ich hörte, Ihr seiet unnahbar und kühl. Doch diesen Eindruck erweckt Ihr nicht in mir. Beruhigt Euch erst einmal, dann werde ich wieder kommen.“
     
    Er öffnete die Tür. Als er sie gerade hinter sich schließen wollte, zerschellte eine Vase am Türrahmen. Ungerührt schloss Chiron die Tür und zog den Schlüssel ab. In diesem Falle traute er auch Ordin nicht, denn dieser schien die Prinzessin zu mögen.
     
    „Kleine Wildkatze!“ dachte er belustigt. „Ich werde dich schon zähmen!“
     
    Ohne sich um Ordins vorwurfsvolle Blicke zu kümmern, ließ sich Chiron nun gemütlich in einem Sessel nieder und begann, einige Rostflecke von seinem Schwert zu entfernen, als sei nichts geschehen. Als es Mittag wurde, trug Ordin das Essen auf. Demonstrativ stellte er ein volles Tablett neben Chiron. Doch Chiron beachtete es nicht.
     
    „Wollt Ihr sie verhungern lassen, Herr?“ fragte Ordin, als sich Chiron auch nach dem Essen nicht rührte, das Tablett zu Loara zu tragen. „Bedenkt, sie ist nicht schuld an dem, was Menas Euch antat.“
     
    „Es wird ihr nicht schaden, einmal eine Mahlzeit auszulassen“, antwortete Chiron ruhig. „Am Abend wird sie dann wohl etwas vernünftiger sein, damit ich mit ihr reden kann.“
     
    Seufzend räumte Ordin das Tablett ab. Bis zum Abend bekam Chiron ihn nicht mehr zu Gesicht. Als der alte Diener dann die Abendmahlzeit auftrug, stellte er wieder ein Tablett neben Chiron auf. Es war liebevoll gedeckt, und Ordin hatte sogar eine kleine Vase mit Wiesenblumen darauf gestellt. Nachdem sie gegessen hatten, nahm Chiron das Tablett auf und ging zu Loara. Sie stand am geöffneten Fenster und blickte durch das Gitter hinaus. Chiron setzte das Tablett auf einem kleinen Tischchen ab.
     
    „Ich bringe Euch Euer Abendbrot, Prinzessin“, sagte er freundlich. „Ich hoffe, Ihr seid nun bereit, mir zuzuhören.“
     
    Er entzündete einen großen Leuchter, und als das Licht das Zimmer erhellte, drehte Loara sich zu ihm um. Ihr Gesicht war ruhig und kalt.
     
    „Wer seid Ihr“, fragte sie, „und warum haltet Ihr mich hier gefangen? Wollt Ihr Lösegeld?“
     
    „Nein, Prinzessin,

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