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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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können wir in die ganze Welt liefern!«
    Â»Du willst Frachter kaufen?« John sah seinen Chef überrascht an.
»Das ist eine ungeheure Investition. Weißt du überhaupt, was man alles braucht,
um eine Flotte rentabel über die Meere zu schicken? Da ist so viel zu bedenken
… Wo heuerst du die Mannschaft an? Wer kümmert sich darum, dass die Schiffe
immer auf dem neuesten technischen Stand sind? Was …«
    Â»Ruhig, ruhig. Ich habe gar nicht vor, mir selbst so ein Ding zu
kaufen«, meinte Jason. »Du musst nicht sofort in Panik verfallen. Nein, ich
habe mir gedacht, dass ich eine Kooperation mit einer großen Reederei eingehe.
Die sollen sich um den Frachter – oder später vielleicht auch mehrere Frachter
– kümmern, die Mannschaft anstellen und die Instandhaltung besorgen. Und ich übernehme
vorab eine garantierte Anzahl von Aufträgen und Lieferungen, damit eine
Auslastung dieser Frachter gewährleistet ist. Was hältst du von so einer Idee?«
    Â»Klingt machbar«, gab John zögernd zu. »An welche Reederei hast du
gedacht?«
    Â»Die Pacific Shipping Company. Der Chef scheint mir ein guter
Geschäftsmann zu sein, der hat schon beim ersten Kontakt verstanden, was ich
mir vorstelle. Er kommt Anfang nächster Woche zu Besuch, dann können wir alle
Einzelheiten besprechen. Und ich hätte gerne, dass du bei diesem Treffen dabei
bist. Keiner weiß so viel über die richtigen Bedingungen für den Transport –
und du hast Ahnung von Frachtern und Schiffen und kannst mich dabei
unterstützen.«
    Zum Glück war Jason so begeistert von seiner neuen Idee, dass ihm
nicht auffiel, wie blass sein Mitarbeiter plötzlich wurde. John schluckte
schwer, bevor er etwas hilflos nachfragte: »Warum denn ausgerechnet die Pacific
Shipping Company? Sitzen die nicht in Christchurch? Es wäre doch sicher sehr
viel praktischer, wenn unser Partner vor Ort wäre, hier in Auckland.«
    Â»Ich habe mich hier im Hafen umgehört. Keiner ist daran
interessiert, sich einen Kühlfrachter zu kaufen. Nein, es muss schon der alte
Cavanagh sein.« Jason sah John lauernd an. »Kennst du den etwa von früher?«
    Â»Nein, nein«, winkte John ab. Etwas zu schnell, etwas zu hastig, als
dass es nicht aufgefallen wäre. »Ich habe nur viel von ihm gehört. Nichts
Gutes. Der soll nicht wirklich ein guter Chef für seine Leute sein. Und vor
Jahren bin ich als Heizer auf einem seiner Frachter mitgefahren. Keine gute Mannschaft,
wenn du mich fragst. Er zahlt so wenig, dass er wirklich nur den Abschaum auf
seine Schiffe bringt.«
    Â»Ich will ja nicht bei ihm anheuern.« Jason zuckte mit den
Schultern. »Mir reicht es, wenn ich Kubikmeter auf seinem neuen Kühlfrachter
buchen kann, ohne mir selbst so ein Ding kaufen zu müssen. Wie er seine Leute
behandelt, ist seine Sache.« Er legte eine Hand auf Johns Schulter. »Aber wenn
ich mit ihm verhandele, dann musst du mir helfen!«
    John nickte mechanisch. »Du kannst auf mich zählen.« In seinem Kopf
rasten die Gedanken. Ob sein Ziehvater ihn wohl erkennen würde? Wie würde er
darauf reagieren, seinen entlaufenen Sohn so überraschend wiederzusehen? Ob er
wohl immer noch die Geschichte von John als Taugenichts verbreitete? Wie ging
es Ewan? John biss sich auf die Lippen und bemerkte nicht, dass Jason ihn
fragend ansah. Offensichtlich wartete er auf eine Antwort – leider hatte John
die Frage gar nicht gehört. Er verzog seine Lippen zu einem Lächeln. »Was … Ich
war gerade in Gedanken. Die letzten Tage mit den Kiwifrüchten waren wohl doch
anstrengender, als ich dachte.«
    Jason nickte »Das kann ich verstehen. Du solltest ein paar Tage nach
Coromandel fahren und ein bisschen ausspannen. Aber bitte erst nach dem Treffen
mit Cavanagh. Ich habe dich gerade gefragt, ob du bis nächsten Montag etwas
vorbereiten kannst für dieses Meeting.«
    Â»Du kannst dich auf mich verlassen«, antwortete John noch einmal.
Nächsten Montag also. Noch drei Tage bis zum Wiedersehen mit dem Ziehvater. Mit
einem Mal spürte er ein gewaltiges Bedürfnis nach einem kalten, frischen Bier –
zum ersten Mal seit mehreren Jahren. Er schüttelte den Kopf. Wenn er jetzt in
eine Kneipe loszog, dann hatte sein Ziehvater gewonnen.
    Â»Also bis nächsten Sonntag, so gegen siebzehn Uhr?«, unterbrach
Jason seine Gedanken. Einen kleinen Moment lang

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